Studie Cannabis-Legalisierung könnte Konsum stärken
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05. Mai 2023, 05:00 Uhr
Kiffen im Verein und Cannabis-Verkauf in Modellregionen: Mit seinen Vorschlägen zur Cannabis-Legalisierung hat Gesundheitsminister Lauterbach für Diskussionen gesorgt. In anderen Ländern ist die Droge bereits legal. Eine Studie im Auftrag des Gesundheitsministeriums hat nun untersucht, wie sich das auf Konsum und den Jugendschutz auswirkt. Die Ergebnisse könnten für Lauterbach ein Problem werden.
- Forscher der Hamburger Uni haben 160 Studien zur Cannabis-Legalisierung ausgewertet.
- Es bestehe die Gefahr, dass der Cannabiskonsum nicht kurzfristig, aber langfristig steige.
- Die Autoren der Studie empfehlen den kommerziellen Cannabismarkt zu regulieren.
Mehr als 160 Studien haben die Forscherinnen und Forscher der Universität Hamburg ausgewertet. Die Daten stammen aus den USA, Kanada und Uruguay. Länder, in denen Cannabis legal erworben werden kann. Außerdem haben die Wissenschaftler mit mehreren Experten aus diesen Ländern gesprochen.
Herausgekommen sind 123 Seiten, auf denen sie die Effekte einer Cannabislegalisierung beschreiben. Im Falle einer Legalisierung in Deutschland erwarten die Forscher, dass der Konsum weiter zunehmen wird. In der Studie heißt es dazu: "Die Legalisierung selbst scheint zunächst nur geringe kurzfristige Auswirkungen auf den allgemeinen Konsumanstieg zu haben. Jedoch zeigen Studien mit einem längerem Beobachtungszeitraum, dass der Cannabiskonsum dort schneller gestiegen ist, wo Cannabis für Freizeitzwecke legal ist."
Gefahr, dass langfristig der Konsum zunehme
Das Gutachten beleuchtet auch Auswirkungen auf den Kinder- und Jugendschutz. Eine größere Verfügbarkeit von Cannabis gehe nicht automatisch mit einem kurzfristigen Konsumanstieg bei Jugendlichen einher, heißt es dazu. Das größte Risiko bestehe jedoch darin, dass der Konsum bei Jugendlichen langfristig zunehme, heißt es weiter.
Helga Meeßen-Hühne, die Leiterin der Landesstelle für Suchtfragen in Sachsen-Anhalt, sagt aber, schon jetzt konsumierten mehr und mehr Menschen Cannabis trotz Verbots. Sie sieht sich durch die Studie bestätigt. "Die Autoren der Studie haben auch geschrieben, dass sich nicht beobachten ließ, dass die Anzahl der Erkrankten zunimmt", erklärt Meeßen-Hühne. "Deswegen warnen ja gerade Psychiater sehr vor einer Freigabe, weil die befürchten, dass es zu einem Anstieg psychiatrischer Krankheiten kommt." Und genau dazu sei es aber nicht gekommen in den Ländern, die ihre Abgabe anders geregelt haben, die eine kontrollierte Freigabe gemacht haben.
Autoren empfehlen Markt zu regulieren
Anders sieht das Andreas Bühl, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag. Durch eine Legalisierung würde Cannabis verharmlost. "Wir fühlen uns durch diese Studie bestätigt. Denn wenn ich die Studie richtig verstehe, kommt ja in den Ländern, wo Legalisierung passiert ist genau das, nämlich dass Cannabis als nicht so schlimm wahrgenommen wird und man es normalisiert."
Die Autoren der Studie warnen vor einer Normalisierung von Cannabis-Konsum. Damit das nicht eintritt, empfehlen sie einen kommerziellen Markt stark zu regulieren. "Das kann beispielsweise durch die Errichtung eines staatlichen Verkaufsmonopols oder durch eine räumliche Begrenzung der Verkaufslizenzen erreicht werden", heißt es in der Studie. "Ein umfassendes Marketingverbot ist ebenfalls zielführend, um die Attraktivität legaler Produkte für Nicht-Konsumierende einzuschränken."
Außerdem müsse ein Mindestalter von 18 Jahren konsequent eingehalten und auch kontrolliert werden – anders als das bei Alkohol und Tabak der Fall sei.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 05. Mai 2023 | 05:00 Uhr