Nato-Übung "Air Defender" startet ohne größere Beeinträchtigungen des zivilen Flugverkehrs
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12. Juni 2023, 22:20 Uhr
Die Luftwaffenübung "Air Defender 2023" hat bisher nur punktuell zu Beeinträchtigungen im zivilen Flugverkehr geführt. Der Luftwaffenchef der Bundeswehr trat dem Eindruck entgegen, es handle sich um ein Säbelrasseln.
- Die Luftwaffenübung hat bisher keine Folgen für Passagiere an den Flughäfen in Leipzig und Dresden.
- Fast 10.000 Soldaten aus 25 Ländern nehmen an der Übung teil – geübt wird die Verteidigung Deutschlands.
- Die Wehrbeauftragte Eva Högl sieht die Übung auch als Botschaft an Moskau.
Die größte Luftwaffenübung in der Geschichte der Nato hat zum Auftakt nur punktuell zu Beeinträchtigungen des zivilen Flugverkehrs in Deutschland geführt. Die Deutsche Flugsicherung erwartet nach ersten Erkenntnissen nur "minimale Auswirkungen" von "Air Defender 2023".
An Sachsens Flughäfen hat die Luftwaffenübung bisher keine Folgen für Passagiere: Bislang gebe es an den Airports Leipzig/Halle und Dresden keine Einschränkungen, sagte ein Sprecher der Mitteldeutsche Flughafen AG. Hamburg meldete bis zum Montagnachmittag als einziger größerer Flughafen in Deutschland deutliche Verspätungen.
Bundeswehr wertet Auftakt als Erfolg
Die Bundeswehr wertete den Auftakt als Erfolg. Luftwaffenchef Ingo Gerhartz betonte, dass die Übung der Stärkung der Nato dient und niemanden provozieren soll: "Diese Übung ist als Signal gegen niemanden gerichtet", sagte er mit Blick auch auf Russland: "Es ist ein Signal an uns, dass wir in der Lage sind, dieses Land und dieses Bündnis zu verteidigen."
250 Flugzeuge, davon 190 Kampfjets, und fast 10.000 Soldaten aus 25 Ländern nehmen an der Übung teil, die bis zum 23. Juni dauert. An dem Manöver unter deutscher Führung sind vor allem Nato-Mitgliedstaaten beteiligt, aber auch Japan und der Nato-Beitrittskandidat Schweden. An den zehn Manövertagen sind jeweils 200 Flüge geplant, insgesamt also rund 2.000. Am Wochenende wird pausiert. Schon 2018 begann die Planung des Manövers – also nach der russischen Annexion der Krim, aber deutlich vor dem Angriffskrieg Russlands gegen die gesamte Ukraine. Geübt wird die Verteidigung Deutschlands gegen den Angriff eines fiktiven östlichen Bündnisses.
Luftwaffenchef Gerhartz: Kein Säbelrasseln
Gerhartz versuchte am Montag dem Eindruck entgegenzutreten, dass es sich um Säbelrasseln in Richtung Russland handelt: "Wir tun alles, damit es nicht eskalierend wirkt", sagte der Generalleutnant im Inforadio des RBB. Als Beispiel fügte er hinzu: "Wir werden keine Flüge in Richtung Kaliningrad unternehmen." Kaliningrad ist eine russische Exklave zwischen Litauen und Polen an der Ostsee, nur gut 500 Kilometer Luftlinie von Berlin entfernt.
Wehrbeauftragte Högl: Signal gegenüber Russland
Die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Eva Högl, sieht "Air Defender" dagegen schon auch als Botschaft an Moskau. Russlands Angriff auf die Ukraine zeige, wie wichtig das Manöver sei, sagte sie auf dem Fliegerhorst Wunstdorf, wo sie zusammen mit Gerhartz den Manöver-Start beobachtete: "Es ist natürlich eine massive Präsenz. Das ist auch wichtig, ein deutliches Signal gegenüber Russland zu senden, aber es soll eben auch abgewogen und differenziert sein."
Luftverkehrsbranche: Beeinträchtigungen werden zunehmen
Am Abend bilanzierte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Matthias von Randow, dass es am Anlauftag der Großübung "vergleichsweise noch geringen militärischen Flugbetrieb" gegeben habe. "Wir gehen davon aus, dass an den folgenden Tagen die Beeinträchtigungen des zivilen Luftverkehrs aber zunehmen werden, insbesondere mit Verspätungen in den Abendstunden", erklärte von Randow.
dpa (mze)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 12. Juni 2023 | 17:00 Uhr