Wohnbaracke
In diesem Flachbau schlief Gerd H., als der Serienmörder Mario S. dort eingestiegen war. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Nach 41 Jahren Mann erfährt bei MDR-Recherchen von seiner vor Jahrzehnten geplanten Ermordung

28. August 2024, 15:58 Uhr

Ein Mann (59) aus der Nähe von Prenzlau hat bei Recherchen des MDR erfahren, dass er vor 41 Jahren knapp der Ermordung durch den Serienkiller Mario S. entkommen ist. Das berichtet der MDR in seinem aktuellen True Crime-Film "ARD Crime Time – Das Phantom". Ab 26. August 23:35 Uhr ist er in der ARD Mediathek abrufbar.

Mordabsicht im Tagebuch festgehalten

Serienkiller Mario S. war in Strasburg (heute Landkreis Vorpommern-Greifswald) in den frühen Morgenstunden des 7. August 1983 durch das offene Fenster in das Wohnheimzimmer des damals 18-jährigen Auszubildenden Gerd H. eingestiegen und hatte die Absicht, den schlafenden Jugendlichen zu töten.

Das Aufeinandertreffen war eher zufällig. Unentschlossenheit des Täters und Zeitdruck retten dem potentiellen Opfer in diesem Moment das Leben. Das geht aus dem Tagebuch des Fünffachmörders Mario S. hervor, das 1984 bei seiner Festnahme gefunden wurde und dem MDR in Kopie vorliegt. Gerd H. hatte am Abend zuvor mit Freunden gefeiert, sich schlafen gelegt und nach eigenen Angaben von dem Vorfall nichts mitbekommen.

In den Aufzeichnungen für "voll todestauglich" befunden

Der heute 59-Jährige sagt: "Ich war sehr erschrocken, als ich 40 Jahre später gelesen habe, wie akribisch er diesen Abend beschrieben hat. Unter anderem auch mit: 'ein süßer Bengel' und 'voll todestauglich'" Er hatte lediglich Gegenstände aus seinem Zimmer vermisst, unter anderem einen Kassettenrekorder, und den Diebstahl angezeigt. Das Gerät wurde später beim Serienkiller gefunden.

Ein Mann steht an einem Zaun.
Gerd H. hat erst durch MDR-Recherchen erfahren, dass er als Teenager ein Todeskandidat eines Serienkillers war. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

DDR-Behörden gaben Kenntnis darüber nicht weiter

Trotz Vorlage der Tagebuchinformationen zu diesem geplanten Mord wurde Gerd H. nach eigenen Angaben nicht von den DDR-Behörden darüber informiert. Die Kriminologin Prof. Rita Bley von der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege Mecklenburg-Vorpommern sagt: "Die Strafverfolgungsbehörden wären in der Pflicht gewesen, ihn zu informieren. Das nennen wir heute Informationsrecht."

Die Strafverfolgungsbehörden wären in der Pflicht gewesen, ihn zu informieren. Das nennen wir heute Informationsrecht.

Rita Bley, Kriminologin an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege Mecklenburg-Vorpommern

Stoff des dreiteiligen Film "ARD Crime Time – Das Phantom"

Mario S. wurde 1985 wegen fünffachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Aus gesundheitlichen Gründen wurde die Strafe im Mai dieses Jahres vorübergehend ausgesetzt. Die Ermittlungen zu diesen Fällen rekonstruiert der dreiteilige Film "ARD Crime Time – Das Phantom", der ab 26. August in der ARD Mediathek gestreamt werden kann.

Der erste Teil des Films mit dem Titel "Falsche Fährte" ist am 26. August um 23.35 Uhr in "Das Erste" zu sehen. Der Podcast "ARD Crime Time" zum Film "ARD Crime Time – Das Phantom" erscheint am 7. September in der ARD Audiothek und überall dort, wo es Podcast gibt. Host ist Felix Gebhardt, er spricht mit dem Autor Danny Voigtländer und dem Produzenten Klaus Wollscheid über den Fall.

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MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | ARD Crime Time – Das Phantom | 26. August 2024 | 23:35 Uhr

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