Porträt von Dr. Corinna Perchtold-Stefan 16 min
Dr. Corinna Perchtold-Stefan führt aktuell eine Studie zum Thema True Crime an der Universität Graz durch. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Foto: Corinna Perchtold-Stefan
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Interview mit Dr. Corinna Perchtold-Stefan Die Faszination True Crime

Die Faszination True Crime

Formate über wahre Verbrechen sind beliebt. Im Interview spricht Dr. Corinna Perchtold-Stefan über die Faszination von True Crime und warum vor allem Frauen zum Stammpublikum gehören.

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Interview mit Dr. Corinna Perchtold-Stefan Die Faszination True Crime

01. Dezember 2023, 00:00 Uhr

Formate über wahre Verbrechen sind beliebt. Im Interview spricht Dr. Corinna Perchtold-Stefan über die Faszination von True Crime und warum vor allem Frauen zum Stammpublikum gehören.

MEDIEN360G: Das Format True Crime, also Filme, Serien oder auch Podcasts über echte Verbrechen gibt es zwar schon länger, beliebter als aktuell war es aber wahrscheinlich noch nie. Mehrere Studien haben außerdem gezeigt, dass vor allem Frauen Formate über echte Verbrechen konsumieren. Woher dieser Geschlechterunterschied kommt und was die Gründe für die Faszination True Crime sind, bespreche ich mit Dr. Corinna Perchtold-Stefan von der Universität Graz. Dort führt sie eine groß angelegte Studie zum Thema True Crime durch. Beschäftigen Sie sich nur beruflich mit Inhalten über echte Verbrechen oder sind Sie auch privat ein True-Crime-Fan?

Corinna Perchtold-Stefan: Ich denke, bei mir ist es eine gute Kombination aus beruflichen und privaten Interessen. Also ich bin auch True-Crime-Fan. Ich denke, das ist gut, weil wenn ich mich nicht in einem Genre auskennen würde, dann könnte ich die Daten vermutlich nicht so gut interpretieren. Also ich werte das jetzt mal als persönlichen Vorteil. Ob es dann wirklich so ist, wird sich zeigen. Aber ja, also ich bin auch True-Crime-Fan schon relativ lange und habe das jetzt eben auch dann wirklich zum beruflichen Interesse gemacht in den letzten Jahren.

MEDIEN360G: Fiktionale Geschichten über Verbrechen sind ja auch nichts Neues in den Medien, sei es jetzt in Form von Fernsehkrimis oder Kriminalbüchern. Wieso können wir uns aber auch von wirklich passierten und oft auch brutalen Verbrechen unterhalten lassen?

Corinna Perchtold-Stefan: Ja, das ist eine gute Frage. Also die Frage: Wie viel Unterhaltung ist da dabei oder gibt es da mehr Motive, die noch im Hintergrund stecken? Prinzipiell würde ich sagen, was einen bestimmten Spannungswert, Spannungsfaktor ausmacht, ist natürlich die Tatsache, dass diese Inhalte echt sind. Das sagen auch viele True-Crime-Fans, die wir befragt haben. Sie schauen oder konsumieren True Crime unter anderem auch deshalb, weil es echt ist, weil es real ist, weil sie das Gefühl haben, die Inhalte sind auch relevant. Also die beschäftigen sie. Und sie sollten sich, eben weil sie im echten Leben vorkommen, auch damit auseinandersetzen. Und ich glaube, das spielt eine Rolle, der Echtheitsfaktor dieser Geschichten. Gleichzeitig stellt man sich aber auch die Frage: Ist das dann nicht, weil es echt ist, weil es wirklich passiert ist, für manche Menschen dann eher, ja, verstörend, erschreckend, beängstigend, stressend? Und warum erfreut sich eben das True-Crime-Genre trotzdem so großer Beliebtheit? Also Unterhaltung ist sicher ein Faktor, ein Thema.

Wobei die Frage dann eher ist, was ist an True Crime prinzipiell unterhaltsam? Ich würde sagen, es läuft sehr allgemein auf die Tatsache zurück, dass True-Crime-Formate, also diese Geschichten, sehr viel die Themen vereinen, die uns Menschen einfach beschäftigen. Also unter anderem das Thema "Gut gegen Böse", menschliche Abgründe, aber auch sehr starke Emotionen, starke Spannung, fesselnde Geschichten, aber auch die Elemente des Rätselratens, des Mysteriums. Das Genre der Detektivgeschichten gibt es ja auch schon sehr lange.

Und wenn man das alles zusammen kombiniert, dann kann das, glaube ich, schon sehr gut erklären, warum True Crime verglichen mit anderen Formaten so fesselnd für uns Menschen ist. Ich glaube, das hängt aber auch ganz stark damit zusammen - und da sind wir wieder bei der Frage nach den unterschiedlichen Motiven, die die Leute berichten – was fasziniert Menschen allgemein an True Crime? Ich glaube, da geht es auch relativ stark um das Beschäftigen mit der eigenen Sterblichkeit, dass wir uns mit unserer eigenen Vergänglichkeit auseinandersetzen. Weil nichts ist für uns Menschen verstörender oder unsicherer, ungewisser als ja der eigene Tod. Und True Crime bietet da eben eine gute Gelegenheit, sich auf einer recht spielerischen, sicheren Ebene mit diesen doch recht erschreckenden, ungewissen Inhalten auseinanderzusetzen. Also das sind ja ganz, ganz allgemeine Erklärungen, die, wie ich finde, aber psychologisch sehr viel Sinn machen, wenn man sich generell fragt: Wie kann das Format unterhaltsam sein? Oder wie kann das spannend sein, wenn es doch um menschliche Leidensgeschichten geht? Und ich glaube, psychologisch kann man das aber sehr gut erklären, mit allgemeinem menschlichen Interesse eben an spannenden, echten Geschichten, aber auch mit dem menschlichen Versuch, die eigene Sterblichkeit, Vergänglichkeit irgendwie zu bewältigen. Und da eignen sich ja Geschichten, Erzählungen sehr gut dazu.

MEDIEN360G: Mehrere Statistiken haben ergeben, dass gerade Frauen häufiger True-Crime-Inhalte hören und sehen als Männer. Einige sprechen von 60 bis 70 Prozent Frauenanteil. Eine Umfrage aus dem Jahr 2022 hat sogar ergeben, dass Frauen über 90 Prozent der True-Crime-Podcasthörer ausmachten. Gibt es eine Erklärung dafür, wieso gerade Frauen vom echten Verbrechen fasziniert sind?

Corinna Perchtold-Stefan: Ja, also das ist tatsächlich ein sehr spannendes Phänomen. Das kann ich jetzt auch in unserer Stichprobe in Österreich bestätigen. Also auch hier ist True Crime wirklich eher ein Frauenthema als ein Männerthema. Und wir haben zum Beispiel auch uns angeschaut, wie viele Stunden pro Woche die Leute eben im Mittel True Crime konsumieren. Und da liegen Frauen auch weit vor Männern, circa mit einem mittleren True-Crime-Konsum von sechs bis sieben Stunden, während Männer nur drei bis vier Stunden berichten. Also auch hier gibt es quasi Unterschiede und erklären kann man sich das auch wiederum vielschichtig.

Die einfache Erklärung in der Psychologie, wenn man sich jetzt gar nicht so sehr mit True Crime beschäftigt, wäre, dass Frauen im Durchschnitt etwas empathischer sind als Männer. Das heißt, das naheliegt, dass Frauen sich auch ein bisschen mehr für die Geschichten von anderen Menschen interessieren als Männer, weil sie sich eben besser in andere Personen und deren Emotionen, deren Lebenswelten hineinversetzen können. Also da gibt es auch wissenschaftliche Studien dazu, das ist ein gesicherter Befund. Frauen sind etwas empathischer als Männer. Das könnte allgemein erklären, warum eben auch True Crime auf Frauen etwas fesselnder und spannender wirkt, weil es eben persönlich relevanter ist.

Und die zweite große Theorie, wo wir eben auch in Graz dabei sind, das zu bestätigen, ist die Frage, ob Frauen True Crime nicht auch hauptsächlich deshalb konsumieren, weil sie lernen wollen, wie sie sich im echten Leben gegen Bedrohungen, gegen Verbrechen schützen können. Und das kommt ein bisschen auf die Tatsache zurück, dass Frauen weltweit, also das ist wirklich in allen Ländern so, mehr Angst vor Verbrechen haben als Männer. Also Frauen fürchten sich wesentlich mehr davor, Opfer von Gewalt, von Verbrechen zu werden als Männer. Das findet man in allen Ländern und das könnte eben auch erklären, warum sie das Bedürfnis verspüren, sich mit diesen echten Themen auseinanderzusetzen in Form von True-Crime-Konsum. Also dass man versucht, Sicherheitsstrategien zu entwickeln, zu lernen: Was kann einem im Alltag realistisch passieren? Welche Gefahrenquellen drohen in Beziehungen oder auch in Begegnungen mit fremden Personen? Wie kann ich mich wehren? Wie kann ich mich verteidigen? Wie kann ich auch zumindest geistig vorbereitet sein auf das, was es da draußen gibt? Und das passt eben gut mit dieser Furcht vor Verbrechen zusammen und auch eben dem menschlichen Bedürfnis, sich mit dem näher auseinanderzusetzen, vor dem man sich fürchtet. Sich einfach Informationen zu einem Thema zu beschaffen, das dann eben idealerweise die Selbstwirksamkeit erhöht. Je mehr Informationen wir zu einem Thema haben, desto sicherer, selbstbewusster fühlen wir uns - zumindest nur auf einer rein subjektiven, persönlichen Ebene. Ob sich das wirklich jetzt im Alltag dann umsetzen lässt, also ob Frauen, die True Crime konsumieren, sich auch im Alltag tatsächlich sicherer verhalten, das traue ich mich jetzt nicht zu sagen. Da gibt es auch noch keine Daten dazu. Aber die Idee ist, dass zumindest das Auseinandersetzen mit diesen Inhalten Frauen mehr Sicherheit vermittelt.

MEDIEN360G: Also versuchen Frauen, sich durch das Konsumieren von wirklich passierten Verbrechen auf eine eigene Gefahrensituation vorzubereiten?

Corinna Perchtold-Stefan: Das ist die allgemeine Idee, warum es für Frauen so faszinierend ist. Das Motiv, das wir gerade besprechen, heißt in der Psychologie Defensive Vigilanz, also eine Art verteidigende Wachsamkeit, sprich, sich möglichst wachsam mit einem Thema auseinanderzusetzen, das einem Angst macht. Und wenn man eben auch hier das Motiv vergleicht zwischen Männern und Frauen in Österreich, dann ist dieses Motiv bei Frauen viel stärker ausgeprägt als bei Männern. Also da scheint schon ein wahrer Kern dran zu sein, dass es bei Frauen auch darum geht, sich wirklich auf echte Bedrohungen zumindest im Kopf, im Geiste vorzubereiten.

Und die Hauptmotive, die wir gefunden haben, die passen eben auch relativ gut in diese ersten zwei Geschichten rein, Also diese Defensive Vigilanz und auch die Empathie. Über 70 Prozent aller Frauen haben das Motiv angegeben, dass sie einfach verstehen wollen, warum Menschen das tun, was sie tun. Also sie wollen einfach Motive der Täter, Täterinnen, Motive hinter Taten verstehen, irgendwie nachvollziehen können, sprich, soziale, biologische Faktoren, Entwicklungsfaktoren verstehen können, die erklären, warum Menschen wie Sie und ich zum Beispiel zu so extremen Taten fähig sind. Das passt ein bisschen zum Motiv der Defensiven Vigilanz, aber auch relativ stark zum Motiv des Interesses an anderen Menschen und der Empathie. Also das war die überwiegende Mehrheit, die das Motiv berichtet hat. Also man konnte hier mehrere Motive nennen. Und 30 Prozent haben gesagt: Na ja, es geht schon auch irgendwie so um mein relativ schwer erklärbares Interesse, eine Faszination, eine Aufregung mit dem Thema, also quasi eine Spannung, Unterhaltung.

Und was für mich persönlich sehr spannend war, mit dem habe ich nicht gerechnet: Circa 28 Prozent haben auch ganz klar gesagt, dass eben nicht Gewalt oder die Beschreibung der Gewalttaten oder von Morden im Vordergrund steht, sondern dass sie ganz konkret Interesse haben am Justizsystem. Also wie funktioniert Recht, wie funktioniert Polizeiarbeit, wie wird Spurensuche abgewickelt? Also wie funktionieren forensische Ermittlungen? Wie schauen Gerichtsprozesse aus? Und es könnte auch ein bisschen wieder diesen Geschlechter-Bias erklären, weil Frauen ja tendenziell auch eher dazu neigen, sich in menschlichen, sozialen, therapeutischen Berufen wiederzufinden im Vergleich zu Männern. Also vielleicht gibt es auch hier eine Erklärung.

MEDIEN360G: Sie hatten vorhin schon erwähnt, dass Frauen ein geringeres Sicherheitsgefühl haben und sich deshalb auch mit True-Crime-Inhalten beschäftigen. Fühlen sich True-Crime-Hörerinnen also sicherer, weil sie sich mit diesen echten Verbrechen beschäftigen?

Corinna Perchtold-Stefan: Ja, das ist eine spannende Frage. Wir haben uns das ja wirklich rein im Querschnitt angeschaut. Das heißt, zu einem einmaligen Zeitpunkt befragen wir die Leute, die Frauen, wie viel sie konsumieren, wie sicher sie sich fühlen und so weiter. Das heißt, das ist natürlich nur eine eingeschränkte Bestandsaufnahme. Um die Frage jetzt wirklich gut beantworten zu können, müssten wir tatsächlich eine Längsschnittstudie machen, das heißt, Frauen idealerweise über mehrere Monate oder auch Jahre beobachten und schauen, ob sich deren Sicherheitsempfinden mit dem True-Crime-Konsum verändert. Ich würde sagen, das ist die Crème de la Crème der Forschung, die aber natürlich sehr, sehr aufwendig ist und auch sehr schwer zu finanzieren.

Was ich sagen kann, also was spannend war in unseren Daten: Es gibt tatsächlich keinen Zusammenhang bei Frauen zwischen dem True-Crime-Konsum und dem Sicherheitsempfinden im Alltag. Das klingt im ersten Moment enttäuschend. Ich finde es aber insofern spannend, weil das gegen alle möglichen Theorien spricht, dass True-Crime-Konsum, also diese ständige Auseinandersetzung mit negativen Inhalten, dazu führt, dass man eben ein verzerrtes Bild der Realität entwickelt und glaubt, es wäre viel wahrscheinlicher, dass man auch selbst Opfer eines Verbrechens werden könnte. Da gibt es ja diese Kultivierungstheorie in den Medien, die sagt, dass Personen, die sich sehr oft negative Nachrichten anschauen, eben ein negativeres Bild der Realität haben, als sie eigentlich ist, weil sie sich ständig mit diesen Inhalten auseinandersetzen. Beim True Crime ist es jetzt so, dass das gar nichts, zumindest im Querschnitt nichts macht mit dem Sicherheitsempfinden. Und ich finde, das ist aber sogar etwas Positives, weil es eben nicht zeigt, dass True Crime sich stark negativ auf die eigene Sicherheit, auf die eigene Erfahrung im Alltag auswirkt, sondern eventuell wirklich nur ein recht normales Interesse ist, wie viele andere Medieninteressen auch. Also das wäre meine Botschaft und das habe ich doch sehr spannend gefunden.

MEDIEN360G: Das mag sich für manche Menschen vielleicht auch erstmal komisch anhören, dass sich einige freiwillig in ihrer Freizeit Erzählungen von gewaltsamen Verbrechen, vielleicht sogar von Morden anhören. Gibt es Erkenntnisse darüber, was für Menschen am ehesten True-Crime-Hörer sind?

Corinna Perchtold-Stefan: Ja, also die Frage, die wollen wir eben auch mit dem Forschungsprojekt und idealerweise noch mit vielen weiteren beantworten. Da ist natürlich auch das Geschlecht ein Thema. Also wir wissen schon, Frauen interessieren sich mehr für True Crime als Männer. Unser Anliegen ist eben, das insgesamt noch besser zu erklären. Da spielt dann auch die Persönlichkeit mit rein zum Beispiel, da spielen Dinge wie Emotionsregulation mit rein, auch generell eine Neugier an negativen Informationen. Das heißt, es sind einfach Leute, die sich gerne mit negativen Inhalten auseinandersetzen. Da spielen auch solche Dinge rein, wie zum Beispiel ja, sich im Internet Videos anschauen von Verkehrsunfällen zum Beispiel oder von irgendwelchen anderen negativen Dingen, wo viele auch sagen würde: Warum macht man das? Was hat das für einen Sinn? Aber die Idee ist eben schon, dass mit dieser eher sicheren, etwas spielerischen Auseinandersetzung mit sehr negativen Themen, dass man sich da eine Art Resilienz und Widerstandsfähigkeit aufbauen kann, dass das tatsächlich wie eine Art mentales Training funktioniert. Die Logik ist, je öfter man sich mit negativen Dingen beschäftigt, die einen sorgen, ja, die einem Angst machen, desto besser ist man dann, fühlt man sich auf sowas vorbereitet.

Und da gibt es eine spannende Studie von einem Kollegen von mir aus den USA. Das ist wirklich sehr, sehr faszinierend. Der hat gezeigt, dass Fans von Horrorfilmen, also besonders solche Personen, die sich super gerne Zombiefilme anschauen oder auch Filme zu globalen Pandemien, dass die Fans zu Beginn der COVID-19-Pandemie wesentlich weniger gestresst auf die globale Situation reagiert haben als Personen, die sich solche Filme überhaupt nicht angeschaut haben. Das heißt, das ist tatsächlich die Idee, die haben sich schon mal geistig mit einer solchen Pandemie auseinandergesetzt. Sie haben das schon mal im Kopf durchgespielt, wie sie handeln würden, welche Strategien sie hätten, wie sie reagieren würden. Das heißt, als das dann tatsächlich eingetreten ist mit COVID-19 im echten Leben war das nicht mehr ganz so neu, nicht mehr ganz so schockierend, nicht mehr ganz so schrecklich, weil es eben zumindest schon ein paar Mal im Kopf durchgespielt wurde.

Und die Frage ist eben, ob True Crime, da wären wir jetzt vielleicht bei ein paar positiven Auswirkungen, nicht auch längerfristig einen ähnlichen Effekt haben könnte. Da braucht es aber natürlich meiner Meinung nach bestimmte Persönlichkeitsaspekte, die gut zusammenpassen. Wir haben eben auch, uns war es auch ein Anliegen, die Nicht-True-Crime-Fans zu befragen: Was mögt ihr nicht an True Crime? Warum schaut ihr euch das nicht an? Und da sagen viele, sie können mit dem nicht umgehen, es ist ihnen zu real, es macht ihnen Angst, es stresst sie, es sorgt sie. Und da gibt es natürlich unterschiedliche Typen von Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen, die sich eben jetzt mehr oder weniger von solchen Inhalten angesprochen fühlen.

Was ich sagen kann, ist, dass bei dem Versuch, die Daten zu analysieren, was wir herausgefunden haben, das wenn wir jetzt diverse Persönlichkeitsmerkmale mit rein nehmen in die Vorhersage vom True-Crime-Konsum, dass da spannenderweise herauskommt, dass Personen, die weniger narzisstisch sind, mehr True Crime konsumieren, sprich, Personen, die sich mehr für andere und weniger für sich selbst interessieren, konsumieren mehr True Crime, was ja auch spannende Erkenntnisse zulässt, bezogen auf Empathie, ja auf Mitgefühl, auf eben Interesse an anderen Menschen. Also das ist zum Beispiel etwas, was ich gerne weiterverfolgen möchte, wie stark eben Empathie, Mitgefühl, sich in andere reinversetzen hier tatsächlich auch hineinspielt und eben erklären kann, warum manche Menschen True Crime gerne mögen und andere eher nicht.

MEDIEN360G: Vielen Dank für den Einblick, Frau Perchtold-Stefan.

True Crime aus dem MDR

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