Interview Wie sehr leidet das Tesla-Image unter Elon Musk?
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26. Februar 2025, 18:40 Uhr
Tesla gerät in Europa unter Druck: Die Verkaufszahlen sind zuletzt um 45 Prozent eingebrochen, in Deutschland sogar um 60 Prozent. Gleichzeitig sorgt Firmenchef Elon Musk international immer wieder für Negativschlagzeilen. Welche Folgen das für das Image des US-Autobauers hat, erklärt die Journalistin Manka Heise im Gespräch mit MDR AKTUELL.
MDR AKTUELL: Es gibt schon länger Negativschlagzeilen rund um Tesla. Aber seit Elon Musk seine Sympathie für die AfD offen zeigt in besonderem Maße. Was beobachten Sie da für Veränderungen?
Manka Heise: Also die Nachrichten über Tesla waren schon immer nicht so gut. Zum einen liegt das an den Nachrichten, die wir aus Grünheide bekommen. Dass die Arbeitsbedingungen sehr schlecht sind, dass nicht auf die Umwelt geachtet wird. Und jetzt haben wir noch mal eine neue Situation, weil er eine sehr wichtige Rolle im Weltgeschehen spielt und sich nicht nur klar zur AfD bekannt hat sondern, auch als Trump-Anhänger aufgefallen ist durch einen mutmaßlichen Hitlergruß. Das haut natürlich schon rein.
Sie haben auch Kontakt zu US-Journalisten. Wie denken die darüber?
Wir haben schon seit sehr langer Zeit Kontakt zu den US-Journalisten, weil wir schon seit 2019 ungefähr zu Elon Musk und Tesla recherchieren. Es gab schon seit 2019 Vorbehalte auch in Amerika, weil man einfach weiß, dass die Arbeitsbedingungen sehr schlecht waren, dass dort mehr Arbeitsunfälle passieren als in anderen Autowerken und auch bekannt ist, wie er seine Mitarbeiter behandelt hat. Nämlich nicht sehr gut. Man weiß, dass er sehr erratisch ist und dass es ein sehr intransparentes Unternehmen ist. Er hat schon damals nicht wirklich gerne mit Journalisten gesprochen. Es hat viele gewundert, dass er so positiv aufgenommen wurde in Deutschland. In Amerika gab es da schon Vorbehalte.
Ihr Fokus liegt auf dem Werk in Grünheide. Spürt man da jetzt in diesen Monaten speziell auch eine Enttäuschung?
Ich weiß gar nicht genau, wie man das alles beschreiben soll. Dass Elon Musk überhaupt nach Brandenburg kommen konnte und da sein Autowerk in einem rasanten Tempo aufbauen konnte, hat er wirklich einer rot-grünen Landesregierung zu verdanken. Es war ein grüner Umweltminister und ein roter Ministerpräsident und Wirtschaftsminister, die dieses Werk geholt haben und die auch immer klar gesagt haben: Wir machen hier einen Ponyhof für Elon Musk. Die AfD hat sich seinerzeit immer negativ zu dem Werk geäußert. Sie war die größte Opposition zu diesem Thema. Selbst der Werksleiter Andre Thierig hat noch bei den Landtagswahlen davor gewarnt, die AfD zu wählen, weil man gedacht hat, da kommt ein Gegenwind. Ich glaube selbst die Leute im Teslawerk haben nicht damit gerechnet, dass Elon Musk sich auf einmal für die AfD ausspricht und so eine rechte extreme Haltung vertritt. Die Landesregierung hat das in diesem Ausmaß auch nicht vorhersehen können.
Wie hoch ist der Imageschaden durch die politischen Äußerungen von Elon Musk Ihrer Meinung nach?
Das ist immer ein ganz schwer einzuschätzen. Es gibt Leute, die jetzt anfangen, sich einen Aufkleber auf den Tesla zu kleben, wo draufsteht: „I bought this before Elon went crazy“ (Ich kaufte es bevor Elon verrückt wurde). Es gibt also treue Tesla-Anhänger, die sich inzwischen ein bisschen distanzieren. Ich glaube, dass das schon dazu beigetragen haben könnte, dass die Leute ein bisschen konsterniert sind.
Gibt es vielleicht noch andere mögliche Gründe für den Einbruch der Verkaufszahlen? Es gibt auch gerade technische Probleme. Das Kraftfahrt-Bundesamt überprüft die automatisierten Fahrassistenzen.
Das kann natürlich sein. In Grünheide wird ja gerade umgestellt auf ein neues Auto. Das kann mit reinspielen. Dass die Absatzzahlen gerade niedriger sind, hat aber natürlich viele Faktoren. Da mag ich mich kaum festlegen. Aber ich glaube, dass der Imageschaden dort eine Rolle spielt.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. Februar 2025 | 12:22 Uhr