Trinkwasser Mitteldeutsche Talsperren bereiten sich auf Klimaveränderungen vor
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26. März 2025, 09:21 Uhr
Wassermangel durch Folgen des Klimawandels wird zunehmend zu einer Bedrohung. In unserer Region kommt viel Trinkwasser aus Talsperren – in Sachsen sind es 40 Prozent. Doch die mitteldeutschen Talsperren bereiten sich intensiv auf darauf vor, auch genügend Wasser bereitstellen zu können, wenn es trocken und heiß ist. Grund zur Sorge, dass das Trinkwasser knapp wird, gibt es hier nicht.
- Auch das Wasser in den Talsperren erwärmt sich – sie müssen sich an den Klimawandel anpassen.
- Das geschieht zum Beispiel durch Technik, wodurch Wasser aus unterschiedlichen Tiefen entnommen werden kann.
- Es braucht aber noch neue Rohrsysteme und neue Regelungen für die Wassernutzung.
Das Wasser in den Talsperren wird immer wärmer. Das beobachtet Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Und dadurch nimmt in langen Sommern unter anderem der Sauerstoffgehalt ab.
Die Veränderung sehe man in der Besiedlung der Algen, sagt Rinke: "Wir finden andere Algen, wärmeliebendere Algen. Das sind oft auch Blaualgen, die man in den Gewässern nicht gerne haben möchte. Sie sind für die Trinkwassergewinnung gefährlich, weil sie potenziell Toxine produzieren."
Datenerhebung seit den 80er-Jahren
Daten dazu würden an vielen Talsperren erhoben, teils seit den 80er-Jahren, sagt Rinke. Und nicht nur er kennt die Zahlen: Forschung und Wasserwirtschaft arbeiteten eng zusammen. Das loben auch die Betreiber der Anlagen. Hartmut Willmitzer zum Beispiel. Er arbeitet als Biologe bei der Thüringer Fernwasserversorgung und ist Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren.
"Grundsätzlich sind diese Prozesse gut verstanden", sagt Willmitzer: "Und wir wissen auch, wie wir darauf reagieren müssen." Die Gefährdung ergebe sich weniger daraus, dass es von heute auf morgen schlechtes Wasser gebe, "sondern dass man überlegen muss, wie passen wir uns an, und welche Mittel nutzen wir für diese Klimaanpassung".
Wasserentnahme aus unterschiedlichen Tiefen
Eines dieser Mittel ist technische Aufrüstung. Zum Beispiel mit Systemen, mit denen man an aus unterschiedlichen Tiefen der Staubecken Wasser entnehmen kann – je nachdem, wo die Qualität gerade am besten ist. Sachsen sei hier Vorreiter, sagt Karsten Rinke. Aber auch an der Rappbodetalsperre im Harz gibt es das schon.
Der Chef des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt, Burkhard Henning, berichtet, dass bald noch eine Anlage dazukommen solle. Eine Art Abfluss für die oberste Wasserschicht, wo in langen Wärmeperioden als erstes die Qualität sinkt. Damit man, "wenn bestimmte Einwirkungen da sind, das Wasser zusätzlich entnehmen kann, sodass sich das nicht mit dem sauberen Wasserkörper, der darunter liegt, vermischen kann".
Keine Sorge vor Trinkwasserknappheit
Neben moderner Technik werde es in Zukunft ein starkes Netz brauchen, sagt Eckehard Bielitz, Geschäftsführer der Landestalsperrenverwaltung Sachsen: Mehr Rohrleitungen, mehr Pumpsysteme, sodass die Speicher bei lokaler Trockenheit Wasser austauschen könnten .
Schließlich müssten auch die Regelungen zur Wassernutzung angepasst werden, erklärt Bielitz: "In Fällen, wo es sehr trocken ist, hat die Bereitstellung des Wassers für die Trinkwasserversorgung Priorität. Das ist aber gesetzlich bis jetzt noch nicht angelegt." Hier behelfe man sich bisher mit Ausnahmegenehmigungen.
Insgesamt aber, so die Einschätzung aller vier Experten, sind die Talsperren in Mitteldeutschland auf einem guten Weg, auch für den Betrieb unter neuen klimatischen Bedingungen fit zu sein. Und: Grund zur Sorge, dass das Trinkwasser knapp wird, gibt es nicht.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. März 2025 | 06:04 Uhr