Invasive Arten Zoologe rät bei fleischfressenden Strudelwürmern zu Gelassenheit
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02. Februar 2025, 09:25 Uhr
In letzter Zeit machen Meldungen über fleischfressende Strudelwürmer die Runde. Die sogenannten Landplanarien stammten aus den Tropen oder Subtropen, hätten hierzulande keine Fressfeinde und würden ihrerseits die Bestände an Regenwürmern dezimieren. Werden sie damit zu einer Gefahr für unsere Ökosysteme? Fragen an den Zoologen Bernhard Ruthensteiner.
MDR AKTUELL: Über welche Arten von Würmern reden wir denn? Was ist mit Landplanarien gemeint?
Bernhard Ruthensteiner: Das sind Würmer aus der Gruppe der Strudelwürmer und da wiederum aus der Gruppe der Plattwürmer. Es handelt sich um langgezogene, wenn sie aktiv sind, terrestrische Formen, die bunt gefärbt sein können. Manche haben am Kopf Lappen, so einen hammerförmigen Kopf. Sie kommen typischerweise in tropischen oder subtropischen Gegenden vor und werden hier meist über den Pflanzenhandel eingeschleppt.
Wie groß ist das Phänomen der eingewanderten Landplanarien? Wie viele sind da schon bei uns unterwegs?
Es handelt sich da in Europa oder Deutschland um vielleicht 30 Arten, die schon dokumentiert sind. Es gibt vor allem Einzelfunde, größere Populationen sind noch von keiner Art bekannt.
Aus welchen Ländern stammen diese Landplanarien ursprünglich und wie kommen Sie überhaupt hierher?
Die stammen großteils ursprünglich aus tropischen und subtropischen Regionen, zum Beispiel aus Südamerika oder aus Australien. Und die kommen typischerweise über den Pflanzenhandel hierher und werden verbreitet über Gartencenter und dergleichen. Und gefunden werden sie häufig auch in der Umgebung von solchen Gartencentern.
Worin liegt jetzt das Problem? Sind sie für Menschen oder Tiere hierzulande gefährlich?
Für Säugetiere sind sie nicht gefährlich, aber theoretisch sind sie gefährlich für wirbellose Tiere wie zum Beispiel Würmer. Sie sind typischerweise fleischfressend. Sie fressen Schnecken aber auch zum Beispiel Regenwürmer. Und wenn sich so eine Population erhalten würde, könnte sie zumindest lokal auch ökologische Probleme bereiten, indem sie zum Beispiel die einheimischen Regenwürmer dezimiert.
Ist das schon beobachtet worden?
Meines Wissens gibt es noch keine solche Beobachtung.
Gibt es langfristig eine Gefahr für unsere heimischen Boden-Ökosysteme?
Potenziell besteht da natürlich eine Gefahr, wenn sich solche Tiere hier etablieren und eben zum Beispiel Regenwürmer dezimieren und dadurch den Bodenzustand nachhaltig verändern.
Haben denn diese Strudelwürmer, diese Landplanarien, selbst keine Fressfeinde?
Sehr wenige. Sie schmecken offenbar nicht sehr gut. Sie scheiden Schleim ab und sind dadurch also kaum gefährdet. Sie stehen an der Spitze der Nahrungskette. So würde man das darstellen.
Nun läuft der Pflanzenhandel ja seit vielen Jahren international. Gibt es Möglichkeiten, da gegenzusteuern, dass diese exotischen Würmer sich nicht so sehr verbreiten?
Das kann ich mir nur sehr schwer vorstellen. Wenn man hier wirklich regulativ eingreift, würde das zu einem gewaltigen Verwaltungsaufwand führen.
Das heißt, wir müssen mit dem Problem leben?
Ich denke schon, wenn es überhaupt zu einem Problem wird. Denn es steht für mich noch nicht fest, dass sich daraus wirklich ein Problem ergeben kann.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 28. Januar 2025 | 13:51 Uhr