Forderung Städtetag für Sonntagsöffnung von Bibliotheken – wie realistisch ist das?
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05. Dezember 2023, 06:26 Uhr
Kino, Theater, Konzerthaus, Museum: Dass wir diese Einrichtungen auch an Sonntagen nutzen, ist ganz normal. Doch in die städtische Bibliothek zu gehen und dort Zeit mit der Familie zu verbringen – das ist sonntags nicht möglich. Dabei seien Bibliotheken stark genutzte Bildungs- und Kultureinrichtungen und Orte der Begegnung, argumentiert unter der Deutsche Städtetag. Deshalb sollten auch sie sonntags öffnen dürfen, lautet seine Forderung. Wie realistisch ist das?
- Der Deutsche Städtetag und der Deutsche Bibliotheksverband fordern, dass Bibliotheken auch sonntags öffnen dürfen.
- Manchen Bibliotheken fehlt das Geld, um sonntags zu öffnen und mit Personal für die Besucher da zu sein.
- Damit eine Öffnung am Sonntag überhaupt möglich ist, müsste das Arbeitszeitgesetz geändert werden.
Große Fenster, gemütliche Ecken, Bücherregale so weit das Auge reicht – die Stadtbibliothek Kamenz, die neu an das Lessing-Gymnasium angebaut wurde, gehört zu den modernsten Sachsens und ist dieses Jahr mit dem sächsischen Bibliothekspreis ausgezeichnet worden. Auch, weil sie sonntags geöffnet hat. Allerdings ohne Personal. Nur mit ihrem Nutzerausweis können Besucher die Bibliothek nutzen. Und das käme gut an, sagt der Kamenzer Oberbürgermeister. Für Roland Dantz war der Neubau eins der wichtigsten Projekte der letzten 20 Jahre: "Wir wollen bewirken, dass sich Menschen treffen können, breite Bildungsangebote preiswert nutzen können. Warum soll eine Bibliothek am Wochenende nicht geöffnet haben, wenn ein Museum oder ein Theater geöffnet hat. Das sind Orte des kulturellen und allgemeinen Gedankenaustauschs."
Deutscher Städtetag: Bibliotheken sollen auch sonntags öffnen dürfen
Dass städtische Bibliotheken sonntags regulär und mit Personal öffnen können, ist aktuell außer in Nordrhein-Westfalen nicht erlaubt. Der Deutsche Städtetag setzt sich dafür ein. Denn Alleinerziehende und Berufstätige mit längeren Arbeitszeiten schafften es werktags oft nicht in ihre Stadtbibliothek, heißt es unter anderem. Der Deutsche Bibliotheksverband fordert schon lange, dass neben wissenschaftlichen auch die kommunalen Bibliotheken öffnen können.
Es gehe dabei nicht um eine flächendeckende Öffnung, betont Verbandsgeschäftsführer Holger Krimmer: "Es geht darum, das gesetzliche Verbot für jene abzuschaffen, die überhaupt wollen und in der Lage sind, das umzusetzen. Die Widerstände kommen natürlich stark aus dem Gewerkschaftslager, die relativ dogmatisch an dem arbeitsfreien Sonntag hängen, leider Gottes aber auch mit falschen Einschätzungen arbeiten. Das ist meistens relativ fernab der Datenlage, wie die Bibliotheken aufgestellt sind – vor allem die städtischen, um die es geht."
Manchen Bibliotheken fehlt das Geld, um sonntags zu öffnen
Im thüringischen Bad Salzungen würde das Geld aktuell nicht reichen, um die Bibliothek sonntags zu öffnen, schreibt die Leiterin der öffentlichen Einrichtungen auf Anfrage. Prinzipiell sei die Sonntagsöffnung aber eine gute Idee. Das finden auch mehrere vor der Leipziger Stadtbibliothek befragte Bibliotheksnutzer. "Ja, das würde ich nutzen, am Wochenende habe ich Zeit", heißt es da beispielsweise. Andere haben aber auch die Mitarbeitenden im Kopf und sagen: "Dass muss jetzt nicht sein, da würde ich den Sonntagsschutz für wichtiger halten."
Damit Bibliotheken sonntags normal aufmachen können, müsste das Arbeitszeitgesetz geändert und Bibliotheken unter die Ausnahmen aufgenommen werden. Im Koalitionsvertrag von 2021 haben SPD, Grüne und FDP festgeschrieben, Bibliotheken als Ort der Gemeinschaft stärken und Sonntagsöffnungen ermöglichen zu wollen. MDR AKTUELL hat beim zuständigem Bundesarbeitsministerium nachgefragt. Mehr als, dass der Gesetzentwurf sich in der regierungsinternen Abstimmung befinde, war aber nicht zu erfahren.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. Dezember 2023 | 06:17 Uhr