Der Inhaber eines Feuerwerksgeschäfts sortiert sein Sortiment
Sortiment eines Feuerwerksgeschäfts: Die pyrotechnische Industrie erwartet 120 MIllionen Euro Umsatz. Bildrechte: picture alliance/dpa/Marijan Murat

Erstmals seit 2019 Verkauf von Silvester-Feuerwerk nach drei Jahren Corona-Pause gestartet

29. Dezember 2022, 18:39 Uhr

Erstmals nach drei Jahren darf in Deutschland wieder Feuerwerk verkauft werden. Die Hersteller erwarten Umsätze wie vor der Corona-Krise. In einigen deutschen Städten gelten trotz allem Feuerwerksverbotszonen, auch in Mitteldeutschland.

Erstmals seit drei Jahren starten Händler in Deutschland an diesem Donnerstag wieder mit dem Verkauf von Feuerwerk für die Silvesternacht. In den beiden Vorjahren war der Verkauf wegen der Corona-Pandemie in Deutschland verboten. Jetzt dürfen es die Bundesbürger wieder krachen lassen. Der Verband der pyrotechnischen Industrie VPI rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von etwa 120 Millionen Euro, so viel wie vor Corona.

Der Verkauf der Feuerwerksprodukte ist bis einschließlich 31. Dezember gestattet. Die Produkte müssen von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) oder einer vergleichbaren europäischen Behörde zugelassen sein. Die BAM empfiehlt allerdings, Feuerwerk nicht im Ausland zu kaufen. Käufer müssen mindestens 18 Jahre alt sein.

Feuerwerksverbotszonen auch in Mitteldeutschland

Viele Städte in Deutschland haben wieder Böllerverbotszonen eingerichtet. In der Hauptstadt Berlin herrscht ein Feuerwerks- und Böllerverbot unter anderem rund um den Alexanderplatz. In Deutschlands zweitgrößter Stadt Hamburg bleibt das Abfeuern von Raketen und Böllern in der Silvesternacht rund um die Binnenalster und auf dem Rathausmarkt verboten. In die Verbotszonen dürfen zwischen 18 und 1 Uhr auch keine Knaller mitgenommen werden, nur Wunderkerzen oder Knallerbsen sind erlaubt.

Auch in einigen mitteldeutschen Städten gelten Feuerwerks- und Böllerverbote. So ist das Abbrennen beziehungsweise Zünden von Pyrotechnik in den historischen Innenstädten von Quedlinburg, Wernigerode, Halberstadt und Salzwedel in Sachsen-Anhalt verboten, wo es besonders viele brandgefährdete Fachwerkhäuser gibt.

Auch in den historisch bedeutenden Altstädten von Weimar, Rudolstadt, Bad Langensalza oder Gotha in Thüringen wurden Feuerverbotszonen eingerichtet. In Bad Blankenburg, Saalfeld, Schleusingen und Wasungen ist das Abbrennen von Raketen, Böllern und Batterien in Teilbereichen der Städte ebenfalls verboten.

Ansonsten ist das Abbrennen von Silvesterfeuerwerk bundesweit in bestimmten Teilbereichen untersagt. Dazu gehören beispielsweise besonders brandempfindliche Gebäude oder Anlagen, Kirchen, Krankenhäuser sowie Kinder- und Altenheime (Verordnung zum Sprengstoffgesetz, § 23).

Kritik und Forderung nach generellem Verbot

Unabhängig davon geht die Diskussion über ein generelles Verbot von Silvesterfeuerwerk auch in diesem Jahr weiter. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein Verbot von privatem Feuerwerk. Millionen Tiere und Menschen litten jedes Jahr darunter. Kritiker verweisen zudem auf die Umweltbelastungen. Nach Angaben des Umweltbundesamts werden jährlich rund 2.050 Tonnen von gesundheitsschädlichem Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt - der größte Teil davon in der Silvesternacht.

Auch die Gewerkschaft der Polizei spricht sich für ein Verbot. Neben der enormen Schadstoff- und Müllproduktion verweist die GdP auf das das hohe Unfallrisiko sowie auf Böller- und Raketen-Angriffe gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste.

Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung warnt insbesondere vor illegalen Feuerwerksprodukten, die oft mit viel stärkeren Blitzknallsätzen und einer größeren "Nettoexplosionsmasse" gefüllt seien. Außerdem sei nicht gewährleistet, dass vom Moment des Anzündens bis zum Zünden des Knallkörpers genügend Zeit bleibe, um den Sicherheitsabstand zu erreichen.

Verkaufsboykott in einzelnen Supermärkten

Tatsächlich verzichten einzelne Supermärkte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aus Umwelt- und Tierschutzgründen darauf, Silvester-Feuerwerk zu verkaufen. So zum Beispiel einige, von selbstständigen Kaufleuten geführte, Edeka-Märkte. Ein Inhaber in Erfurt erzählt, man sei in der Corona-Zeit auch sehr gut ohne den Verkauf von Feuerwerk zurechtgekommen und wolle nun testen ob sich zugunsten von Tieren und Umwelt aus geschäftlicher Sicht auch weiter auf den Verkauf verzichten lasse.

Auch Lucas Günther aus Weimar verkauft in diesem Jahr kein Feuerwerk in seinem Edeka-Markt: „Aus Umweltgründen und auch weil ich selbst kein Fan davon bin. Und als Privatunternehmer kann ich das ja zum Glück frei entscheiden.“ Eine Vorgabe der Edeka-Kette gebe es nicht. Günther hat nicht vor Silvesterfeuerwerk in den kommenden Jahren wieder ins Sortiment zu nehmen.

Auf Anfrage vom MDR Aktuell teilte, ein Sprecher der REWE Group mit, dass die zentral-gesteuerten REWE- und PENNY-Filialen durchweg Feuerwerk im Sortiment führten. Die selbstständigen Kaufleute seien jedoch in dieser Hinsicht ungebunden und entschieden eigenständig.

MDR/dpa (dni)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 29. Dezember 2022 | 06:15 Uhr

Mehr aus Panorama

Eine Rentnerin hält 2017 ihren Rentenbescheid in der Hand. 1 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Felix Kästle
1 min 04.07.2024 | 20:54 Uhr

Bundesweit steigen die Renten erstmals gleich, Cannabis darf in Social-Clubs angebaut werden und die Krebsvorsorge wird verbessert.

So 30.06.2024 18:38Uhr 01:20 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/video-neu-juli-renten-krebsvorsorge-cannabis100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Deutschland

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, r-l), Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Christian Lindner (FDP), Bundesminister der Finanzen, nehmen an einer Pressekonferenz zum Haushaltsplan 2025 teil.
Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete den Kompromiss der Ampel im Haushaltsstreit als "Gesamtkunstwerk". Doch die "Kunstgriffe" dürften weiter für Diskussionen sorgen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld