Konzentrationslager Stutthof Prozess gegen frühere KZ-Sekretärin verschoben
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30. September 2021, 16:30 Uhr
Vor dem Landgericht Itzehoe sollte am Donnerstag der Prozess gegen eine frühere Sekretärin im KZ Stutthof beginnen – wegen Beihilfe zum tausendfachen Mord. Die 96 Jahre alte Angeklagte war zunächst auf der Flucht, konnte jedoch am Donnerstagnachmittag wieder gefasst werden.
- Die zwischenzeitlich geflohene 96-jährige Angeklagte wurde am Nachmittag wieder gefasst und dem Gericht vorgeführt.
- Ihr wird Beihilfe zu tausendfachem Mord vorgeworfen – damals war sie 18 Jahre alt.
- In dem KZ Stutthof wurden etwa 65.000 Menschen ermordet.
Am Landgericht Itzehoe in Schleswig-Holstein ist ein am Donnerstagmorgen angesetzter Prozess gegen eine frühere KZ-Sekretärin verschoben worden. Die 96-Jährige Angeklagte war nicht zum Prozessbeginn erschienen. Stattdessen war sie laut Gericht am Morgen aus ihrem Altenheim in Quickborn mit einem Taxi weggefahren. Am Nachmittag wurde die inzwischen per Haftbefehl gesuchte Frau gefasst. Das Landgericht Itzehoe teilte mit, die Polizei führe sie nun dem Gericht vor. Ein Arzt werde ihre Hafttauglichkeit prüfen. Anschließend werde die Kammer prüfen, ob die Haft vollstreckt oder die 96-Jährige davon verschont werde. Der nächste Prozesstermin ist der 19. Oktober
Vorwurf: Beihilfe zum tausendfachen Mord
Die Anklage wirft der Frau Beihilfe zu mehr als 11.000 Fällen von Mord und versuchtem Mord vor. In ihrer Funktion als Stenotypistin und Schreibkraft in der Lagerkommandantur des ehemaligen KZ Stutthof bei Danzig habe sie zwischen Juni 1943 und April 1945 den Verantwortlichen des Lagers bei der systematischen Tötung der dort inhaftierten Menschen Hilfe geleistet. Sie war zu Beginn ihrer Tätigkeit 18 Jahre alt. Deshalb wird das Verfahren vor der 3. Großen Jugendkammer verhandelt.
Ex-Wachmann bekam 2020 Bewährung
Im KZ Stutthof und seinen Nebenlagern sowie auf den sogenannten Todesmärschen zu Kriegsende wurden nach Angaben der Zentralstelle in Ludwigsburg etwa 65.000 Menschen ermordet. Die Behörde ist für die Aufklärung von NS-Verbrechen zuständig. Im Juli 2020 hatte das Landgericht Hamburg einen ehemaligen Wachmann in Stutthof zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
Quelle: dpa/AFP (kjs)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 30. September 2021 | 11:30 Uhr