Wassermangel Privat-Pools können weiter befüllt werden
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27. Juni 2023, 05:00 Uhr
Was wäre der Sommer ohne eine ordentliche Abkühlung, zum Beispiel im eigenen Pool. Immer mehr Deutsche leisten sich diesen Luxus im eigenen Garten, damit jedoch steigt auch der Wasserverbrauch. Inzwischen gibt es Stimmen, die ein Verbot fordern, Privatpools zu befüllen. Wie akut ist die Lage wirklich und was sagen Beteiligte?
- Zwei Landkreise in Ostdeutschland schränken die private Wassernutzung ein.
- Der Stendaler Landrat Patrick Puhlmann verweist auf effizientere Bewässerungssysteme.
- Der Deutsche Eigentümerverband "Haus und Grund" wünscht sich mehr Sachlichkeit in der Debatte.
Für das private Planschvergnügen gibt es in Deutschland rund zwei Millionen Pools. Das komplett zu verbieten, sei keine Lösung, sagt der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND. Hier ist Sascha Meier zuständig für den Schwerpunkt Wasser. "Die Knappheit von Wasser ist regional extrem unterschiedlich in Deutschland. Deswegen ist ein Verbot allgemein von Pools das falsche Signal. Aus unserer Sicht sollten das die Kommunen immer situativ selbst entscheiden." Gerade in Ostdeutschland gebe es ein Problem mit starker Trockenheit, aber auch in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und im Süden.
Landkreise schränken Wassernutzung ein
Besonders betroffen von Trockenheit in Ostdeutschland ist unter anderem der Altmarkkreis Salzwedel. Hier gibt es seit Anfang Juni eine Allgemeinverfügung, die die private Wassernutzung zum Beispiel beim Gießen einschränkt.
Ähnlich soll das ab Ende des Monats auch im Landkreis Stendal geregelt werden. Hier wird an einer Allgemeinverfügung gearbeitet. Ein Verbot von privaten Pools ist derzeit aber nicht vorgesehen, sagt Landrat Patrick Puhlmann. "Soweit werden wir in diesem Jahr noch nicht gehen. Das kann durchaus sein, dass das tatsächlich irgendwann passieren muss."
Fokus auf effizientere Systeme
Im Moment gehe es vor allem um Wasserentnahme zu Bewässerungszwecken. "Swimmingpools stehen jetzt hier im Moment bei uns noch nicht zur Debatte. Das ist auch kein so großes Thema im Vergleich zu der Wassernutzung insgesamt und vor allem der Effizienz der Systeme", erklärt Puhlmann. Bei bestimmten Rasensprengerarten würden etwas 70 Prozenten des Wassers direkt in der Sonne verdunsten und den Boden gar nicht erst erreichen.
Swimmingpools stehen bei uns noch nicht zur Debatte. Das ist auch kein so großes Thema im Vergleich zu der Wassernutzung insgesamt und der Effizienz der Systeme.
Beim Deutschen Städte- und Gemeindebund sieht man die Kommunen in der Pflicht, je nach Lage zu entscheiden, wie weit die private Wassernutzung im Garten gehen darf. Ein generelles Poolverbot sei aber nicht angemessen, sagt Wasserexperte Alexander Kramer. Denn die Wasserversorgung in Deutschland sei grundsätzlich nicht gefährdet. "Es kann allerdings, gerade bei langanhaltenden Hitze- und Dürreperioden, zu Wasserknappheiten kommen. Dann ist eine Möglichkeit eben auch, dass die Kommunen als Ultima Ratio eine Nutzungsbeschränkung oder Verwendungsverbote aussprechen", erklärt Kramer.
Weniger Panik, mehr Sachlichkeit
Der Deutsche Eigentümerverband "Haus und Grund" wünscht sich in der Debatte weniger Panik und mehr Sachlichkeit. "Wir sollten den Menschen ihren Spaß in der Freizeit schon lassen. Wir hatten ein sehr feuchtes Frühjahr und trockene Sommer sind auch in Jahren zuvor gang und gäbe gewesen", sagt René Hobusch, Präsident des Landesverbands Sachsen. "Wir haben insgesamt eine größere Aufmerksamkeit für klimatische Veränderungen und wir erleben mit jedem Abweichen von der Normalität eine gewisse Aufgeregtheit. Da sollten wir uns insgesamt zurückhaltender geben."
Der Bundesverband der Poolbauer weist auf Anfrage von MDR AKTUELL darauf hin, dass es vielfach eine falsche Vorstellung vom Wasserverbrauch beim Pool gäbe. Oft könne das Wasser über Jahre hinweg im Becken bleiben und müsse nicht erneuert werden. Dafür sorgten moderne Filteranlagen und Reinigungssysteme.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 27. Juni 2023 | 06:00 Uhr