Luftschutzbunker, Hagen, Nordrhein-Westfalen
Alte Luftschutzbunker wie diesen gibt es in Deutschland noch einige. Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Klimaanpassung Können alte Luftschutzbunker als Wasserspeicher dienen?

05. Juli 2023, 16:02 Uhr

Laut Klimaexperten wird es in Zukunft mehr heftige Regenfälle in urbanen Regionen geben. MDR-AKTUELL-User Lutz Rothe hatte dazu eine spannende Idee. Er fragt sich, ob die alten Luftschutzbunker der Stadt Leipzig bei starkem Regen als Regenwasserzisternen genutzt werden könnten, um das Wasser für später zu speichern.

Ja, alte Luftschutzbunker als Wasserspeicher zu nutzen, das ginge. Das meint zumindest der Berliner Ingenieur Ralf Steeg, der sich mit seiner Firma Wite unter anderem auf Wasserkreisläufe in Städten spezialisiert hat. Zunächst müsste man den Bestand erfassen und schauen, in welchem Zustand die Bunker sind. Dann müssten sie natürlich wasserdicht sein, das heißt, man müsste diese Bunker abdichten. "Damit gibt es in Deutschland viele Erfahrungen. Man müsste auch noch die anderen technischen Einrichtungen einbauen, die man braucht, zum Beispiel Pumpen, Rohrleitungen, Füllstandmesser und so weiter. Dann kann das wirklich ein funktionierendes Speicherbecken sein." Man sollte das untersuchen, sagt Steeg.

Von der Idee des Users ist Ralf Steeg begeistert. Sie sei neu, kreativ und geeignet, Städte fit für die trockene Zukunft zu machen. Voraussetzung sei jedoch auch eine Kosten-Nutzen-Analyse. Woher kommt das Wasser? Wohin soll es? Müssen erst kilometerlange Rohre neu gelegt werden? Wie aufwendig und teuer wäre das?

Straßenwasser ist belastet

Wichtig sei auch die Frage: Welches Wasser soll gespeichert werden? Wasser von Straßen könnte hoch belastet sein. "In diesem Wasser ist zum Beispiel Mikroplastik von Reifenabrieb, Schwermetallen oder Hundekot", sagt der Ingenieur.

Am einfachsten sei es, Regenwasser von Dächern in die Bunker einzuleiten. Das könne man sogar zu Trinkwasser aufbereiten. Allerdings mit viel Aufwand. Ralf Steeg empfiehlt daher, Wasser von den Dächern zu speichern, um später damit zum Beispiel Parks, Gärten und Bäume zu gießen.

Keine nutzbaren Bunker in Leipzig vorhanden

Auch Sascha Maier vom Bund für Umwelt und Naturschutz findet die Idee des MDR-Nutzers gut. Man sollte ergebnisoffen an sie herangehen, sagt Maier. Zumal das Speichern von Wasser für die Städte in Zukunft ein immer größeres Thema werde: "Wichtig ist, dass in den Städten die versiegelten Flächen aufgebrochen werden und so mehr Speicherkapazität geschaffen wird, sodass wir das Regenwasser zurückhalten, dass es nicht einfach bei Starkregen in die Kanalisation geht", erklärt Maier.

Bunker als Regenwasserspeicher sind also technisch möglich und für die Städte der Zukunft sinnvoll, sagen die Experten. Eine andere Frage ist jedoch, inwiefern die Städte überhaupt noch Zugriff auf alte Bunker haben. Die Stadt Leipzig, in der unser Nutzer lebt, teilt mit, dass viele Anlagen über die Jahre die Eigentümer gewechselt hätten oder zugeschüttet worden seien. Nur noch zwei Anlagen seien in der Verwaltung der Stadt. In beiden würden zurzeit Pkw-Stellplätze vermietet.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. Juli 2023 | 06:00 Uhr

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