Ein Teller mit Essen auf einem Krankenhaustisch
Oft ist das Essen in Krankenhäuser nicht besonders gesundheitsfördernd. Bildrechte: Ulrich von Born/WAZ FotoPool

Gesundheitsversorgung Essen in Krankenhäusern ist meist nicht gesundheitsfördernd

22. September 2023, 10:43 Uhr

Viele Krankenhäuser in Deutschland sind unterfinanziert und müssen sparen. Die aktuellen Preissteigerungen in vielen Bereichen belasten die Kliniken zusätzlich. Eingespart wird deshalb oft ausgerechnet bei der Verpflegung. Darunter leidet die Qualität des Krankenhausessens – und letztlich auch die Gesundheit der Patientinnen und Patienten.

Deutlich höhere Kosten für Energie, medizinisches Material und Personal verschlimmern die finanzielle Situation der Krankenhäuser in Deutschland. Um Geld zu sparen, machen viele Kliniken Abstriche bei der Verpflegung ihrer Patientinnen und Patienten.

Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte kämen in Krankenhäusern nur selten auf die Teller, sagt der Allgemeinmediziner und wissenschaftliche Mitarbeiter für Ernährung bei der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit Jörg Schmid. Stattdessen gebe es viel zu oft Fleisch- und Wurstwaren sowie hoch verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte. Die Krankenhausernährung ist Schmid zufolge deshalb aktuell nicht gesundheitsfördernd.

Studie belegt gesundheitliche Auswirkungen schlechter Essensqualität

Das zeigen auch wissenschaftliche Untersuchungen. So zum Beispiel eine Schweizer Langzeitstudie, in der rund 2.000 Patientinnen und Patienten untersucht wurden. Die Hälfte von ihnen erhielt die übliche Krankenhauskost. Bei der anderen Gruppe wurde die Verpflegung nach Kalorienmenge, Eiweißanteil und Nährstoffgehalt gezielt auf die individuellen Bedürfnisse der zu behandelnden Personen abgestimmt.

Nach 30 Tagen zeigten sich deutliche Unterschiede: Zehn Prozent derjenigen, die normales Krankenhausessen erhielten, waren verstorben. Die Menschen, die ein individuell abgestimmtes Essensangebot bekamen, hatten dagegen einen deutlich besseren Gesundheitszustand und gestorben waren nur sieben Prozent.

Viel zu wenig Geld für Verpflegung

Ein Grund für die Qualität der Mahlzeiten sei das niedrige Budget der Krankenhäuser, sagt Allgemeinmediziner Schmid. Im Schnitt würden pro zu behandelnder Person am Tag zwischen fünf und sechs Euro ausgegeben.

Dieser Betrag müsse deutlich erhöht werden. "Aktuell haben wir bei diesen niedrigen Beträgen, die ja drei Hauptmahlzeiten und drei Zwischenmahlzeiten umfassen, überhaupt keinen finanziellen Spielraum für die notwendige Erhöhung der Qualität der Verpflegung."

Inflationsbedingt gestiegene Kosten nicht refinanziert

Auch Friedrich München, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen, sieht finanzielle Gründe für die mangelhafte Essensqualität.

München zufolge sollten die inflationsbedingten Kostensteigerungen auch im Bereich der Essensversorgung zu 100 Prozent von den Krankenkassen erstattet werden. Das sei zurzeit nicht der Fall. "Wir haben im letzten Jahr erhebliche Kostensteigerungen erlebt. Die Essenszubereitung ist sehr energieintensiv und auch die Grundnahrungsmittel sind erheblich teurer geworden." Diese Kosten seien, so München, in der Höhe nicht refinanziert.

Es mangelt auch an Personal

Es fehle aber auch an Kochpersonal, sagt Ekkehardt Lehmann, dessen Beraterfirma gemeinsam mit dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI) im Jahr 2022 mehr als 450 Kliniken in Deutschland zur Verpflegung befragt hat. "Was die Branche insgesamt vor große Herausforderungen stellt, ist das Thema Personalmangel." Dadurch gerate, so Lehmann, die Frischeproduktion immer stärker unter Druck.

Ein weiterer Trend sind Lehmann zufolge zunehmend externe Versorger, die die Krankenhäuser beliefern. Noch aber kochen immerhin 60 Prozent der Krankenhausküchen frisch vor Ort.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 22. September 2023 | 06:18 Uhr

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