Fastnacht Rassismus im Karneval – "oft schwer zu bewerten"

12. Februar 2024, 10:30 Uhr

Der Dachverband der deutschen Karnevalsvereine will ausländerfeindliche Motive bei den Straßenumzügen nicht dulden. Der Präsident des Bundes Deutscher Karneval, Klaus-Ludwig Fess sagte MDR AKTUELL, die fünfte Jahreszeit stehe für Toleranz und Weltoffenheit. Wer sich nicht daran halte, könne ausgeschlossen werden.

Noch wird an vielen Umzugswagen gebastelt, in den Karnelvalshochburgen – zum Beispiel im südthüringischen Wasungen. Doch die Mottos sind streng geheim. Daniel Finn vom Wasunger Carneval Club verriet im MDR: "Wir haben Umzugsbilder mit dabei, die auf die Politik abzielen, wir haben Bilder dabei, die darauf abzielen, dass die Leute einfach lachen, wir haben Spaß dabei und wollen einfach nur fröhlich sein."

Vor acht Jahren, mitten in der damaligen Flüchtlingskrise, ließen die Wasunger eine Dampflokomotive durch die Stadt rollen, auf der stand "Balkan-Express" und "Die Plage kommt". Gruppenmitglieder waren als Heuschrecken verkleidet. Das sorgte bundesweit für Empörung; die Staatsanwaltschaft prüfte Ermittlungen wegen Volksverhetzung. Und in diesem Jahr? Ist es gut, die Wasunger einfach so machen zu lassen? Ja, findet Christoph Matthes, der Präsident des Thüringer Karnevalvereins. "Egal, was dort auf den Umzugswagen gemacht werden soll, ist per se nicht bösartig gemeint. Man will es auf die Spitze treiben, man will provozieren, und der Karneval soll auch provozieren. Wir haben überall irgendwelche Deppen, warum nicht auch beim Karneval?"

Fremdenfeindliche Motive kommen im Karneval vor

Geflüchtete als Heuschrecken – Fremdenfeindlichkeit ist bei Umzügen kein Ausrutscher. In einem bayrischen Dorf hielten es Teilnehmer für witzig, eine Panzer-Attrappe auffahren zu lassen, mit der Aufschrift "Ilmtaler Asylabwehr". Auf einem Wagen im sächsischen Altenberg war "Lieber Rothaut als Braunhaut" zu lesen. Durch ein Dorf in der sächsischen Schweiz zogen Karnevalisten mit schwarz angemalten Gesichtern und Afroperücken, mit dem Motto "reisefreudige Afrikaner".

Mit Karneval oder Fasching habe so etwas nichts zu tun, sagt Klaus-Ludwig Fess, der Präsident des Bundes Deutscher Karneval. "Dort muss der Veranstalter vor Ort, egal, wer das ist. Die müssen, wenn die feststellen, dass das ausartet, handeln und vor Ort das Problem lösen. Und wenn wir es zur Kenntnis bekommen, handeln wir auch, in unseren Gremien und dies führt im schlimmsten Fall auch zum Ausschluss aus dem Bund Deutscher Karneval."

Präsident des Bundes Deutscher Karneval: Oftmals ein schmaler Grat

Abseits des strafrechtlich Relevanten scheinen die Motivwagen der Karnevalisten eher häufiger rechts von der Straße abzukommen als links. Es sei oftmals schwer, die Grenze des Vertretbaren zu ziehen, sagt Klaus-Ludwig Fess. "Wir haben zum Beispiel hier im Saarland eine ganz große Diskussion mit einem Umzugswagen, ist das Motto "Zigeuner, Mohren und Indianer". Und da ist immer eine große Gefahr, wie wird das dargestellt, warum stellt man das dar? Will man provozieren? Will man diskriminieren? Das ist immer sehr schwierig zu bewerten."

Der Bund Deutscher Karnevalisten hat sich selbst eine Charta gegeben, in der angemahnt wird, dass sich "menschenverachtende Vorträge oder Schau-Darbietungen verbieten". Die fünfte Jahreszeit stehe für Toleranz, sie sei bunt und weltoffen, sagt Klaus-Ludwig Fess. Die Charta gilt natürlich auch für die rund 600 Vereine in Mitteldeutschland. 99 Prozent der Mitglieder, so sagt Christoph Matthes vom Thüringer Landesverband, würden sich an die Regeln halten.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 09. Februar 2024 | 06:19 Uhr

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