Sandsäcke sollen eine Gaststätte vor dem drohenden Hochwasser schützen, die sich in Lebus, einer Kleinstadt etwa zehn Kilometer nördlich von Frankfurt (Oder), direkt am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder befindet.
Am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder steht das Hochwasser noch bevor. Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Pleul

Extremwetter Hochwasserlage entspannt sich nur langsam – Sorge entlang der Oder

22. September 2024, 19:37 Uhr

An der Elbe gehen die Pegelstände zurück, in Schöna und Dresden gilt noch Alarmstufe 1. In den Nachbarländern beginnen die Menschen mit Aufräumarbeiten. Entwarnung gibt es entlang anderer Flüsse im Osten und Süden Deutschlands. Entlang der Oder in Deutschland bereitet man sich auf den Höhepunkt erst noch vor.

Nachdem an den sächsischen Elbepegeln die Wasserstände weiter fallen, durchläuft der Hochwasserscheitel Sachsen-Anhalt. Mit den steigenden Pegelständen an der Oder wächst auch die Anspannung im Osten Brandenburgs. Die Hochwasserlage kann sich dort kommende Woche verschärfen.

Die Zahl der Toten bei der Hochwasser- und Überflutungskatastrophe in Mittel- und Südosteuropa ist auf mindestens 23 gestiegen.

Vorbereitungen auf Oder-Hochwasser in Brandenburg

Die Kommunen entlang der Oder in Brandenburg bereiten sich wegen des erwarteten Hochwassers auf Überschwemmungen vor. Ein Sprecher der Stadt Frankfurt (Oder) sagte am Sonntag, dass die verstärkten Vorbereitungen am nördlichen Teil der Oder-Promenade begonnen hätten. Aktuell gebe es aber keine Veränderungen bei der Lagebeurteilung. Der Pegelstand in Frankfurt (Oder) lag am Sonntagnachmittag bei 4,30 Metern. Es gilt Alarmstufe 1. Im Normalzustand sind es etwa 2,10 Meter.

Laut Pegelportal des brandenburgischen Landesamtes für Umwelt soll für Frankfurt (Oder) am Dienstag die Alarmstufe 3 erreicht werden, am Mittwochabend dann die höchste Stufe 4. Die Prognose ist aber mit Unsicherheiten behaftet. Richtwert für das Ausrufen der Alarmstufe 4 ist ein Pegelstand in Frankfurt (Oder) von 6 Metern.

Polen: Verkehrseinschränkungen an Oder-Grenze

In Polen bewegt sich die Scheitelwelle des Hochwassers an der Oder weiter flussabwärts. Nach Einschätzung des Instituts für Meteorologie und Wasserwirtschaft (IMGW) könnte sich die Lage in den weiter flussabwärts gelegenen Städten Glogow und Nowa Sol besorgniserregend entwickeln. Der Höchststand der Oder wird dort am Montagmorgen erwartet.

Slubice schränkt ab Sonntagmorgen die Zufahrten für ortsfremde Personen ein, wie die Stadt am Freitag ankündigte. Der Transitverkehr über Slubice nach Deutschland werde nicht möglich sein. Durchreisende sollen einen anderen Grenzübergang nutzen. Der Landkreis Märkisch-Oderland teilte außerdem mit, der polnische Kreis Lebus entscheide über eine Sperrung der Grenzbrücke Küstrin-Kietz/Küstrin an der Oder.

Die polnische Regierung hat eine vorläufige Bilanz der Hochwasserschäden gezogen. Demnach zerstörten oder beschädigten die Fluten nach ersten Schätzungen vom Samstag mehr als 18.000 Gebäude und Einrichtungen. 57.000 Menschen waren direkt von den Überschwemmungen betroffen, mehr als 6.500 von ihnen mussten den Angaben zufolge evakuiert werden.

Hochwasserscheitel der Elbe durchläuft Sachsen-Anhalt

Der Scheitel des Elbe-Hochwassers hatte Sachsen am Samstag passiert. In Dresden fiel der Wasserstand in der Nacht zu Samstag unter die Fünf-Meter-Marke. Damit gilt noch Alarmstufe eins von vier. Der Scheitel habe am Samstag den Pegel Wittenberg passiert, teilte die Gemeinsame Hochwasservorhersage mehrerer Länder mit. Am Sonntag wurde er in Dessau-Leopoldshafen und folgenden Pegeln erwartet. An den unterliegenden Pegeln der Elbe seien noch steigende Wasserstände zu erwarten.

An den Messstellen in Aken und Barby wurden die Richtwerte der niedrigsten Alarmstufe 1 am Samstag überschritten. Im Bereich der Stufe 1 werde auch der Scheitel erwartet. Bei dieser Stufe gibt es den Angaben zufolge stellenweise kleinere Ausuferungen, aber noch keine Gefahr für Anwohnerinnen und Anwohner. Am Pegel Tangermünde im Norden Sachsen-Anhalts wurde ebenfalls die Alarmstufe 1 erwartet. Der Hochwasserscheitel werde sich dort in den kommenden Tagen ausbilden.

Aufräumarbeiten in Tschechien

In Tschechien gehen die Aufräumarbeiten weiter. In der Großstadt Ostrava begann Gesundheitspersonal damit, in den von den Überflutungen betroffenen Stadtteilen kostenlose Impfungen gegen Hepatitis A anzubieten. Durch Überschwemmungen ist die Gefahr, sich mit dieser Infektionskrankheit anzustecken, erhöht, denn das Wasser kann kontaminiert sein. 

Hochwasser und Überflutungen haben besonders die östlichen tschechischen Landesteile Mähren und Mährisch-Schlesien getroffen und enorme Schäden hinterlassen. Die Beseitigung der Schäden könnte Jahre dauern. In Jesenik stand zeitweilig die gesamte Innenstadt meterhoch unter Wasser.

Von Hochwasser zerstörte Häuser
In Jesenik stand zeitweilig die gesamte Innenstadt meterhoch unter Wasser. Bildrechte: picture alliance / Anadolu | Lukas Kabon

An der Elbe in Nordböhmen unweit der Grenze zu Sachsen entspannt sich dagegen die Lage. Die errichteten Schutzwände hielten den Wassermassen stand. Der tschechische Staat rechnet wegen der Naturkatastrophe mit Mehrausgaben von umgerechnet bis zu 1,2 Milliarden Euro in diesem Jahr. Die Versicherer schätzten die versicherten Schäden auf umgerechnet etwa 670 Millionen Euro.

Ein Satellitenbild zeigt überflutete Häuser und Felder nach Rekordregenfällen in Ostrava (dt. Ostrau).
Die vom hochwasser-geschädigte tschechische Partnerstadt Ostrava. Bildrechte: picture alliance/dpa/Maxar Technologies/AP | Uncredited

Österreich und Bayern: Pegelstände gehen zurück

Überflutungen im Raum Ardagger Markt im Bezirk Amstetten in Niederösterreich.
Überflutungen im Raum Ardagger Markt im Bezirk Amstetten in Niederösterreich. Bildrechte: picture alliance/dpa/APA | Doku Noe

In Österreich entspannt sich die Hochwassersituation inzwischen weiter. Allerorts gehen die Pegelstände zurück. Das Ausmaß der Schäden ist laut Behörden weiterhin nicht konkret abzuschätzen. Die Ministerpräsidentin des besonders betroffenen Bundeslands Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner, geht davon aus, dass der Wiederaufbau der zerstörten Regionen Jahre dauern werde.

In Bayern gab es bereits am Mittwoch Entwarnung. Die Pegelstände der Flüsse sinken wieder.

dpa, RND, MDR, AFP (ans, ksc, mze, lmb, das, jst)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. September 2024 | 12:24 Uhr

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