Eine Frau an einem Tisch stützt mit einer Hand den Kopf
Ein Verein will Frauen in der Menopause beraten. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Klaus-Dietmar Gabbert

Aufklärung in der Menopause Bundesverband für Wechseljahresberatung nimmt Arbeit auf

01. April 2024, 05:00 Uhr

Frauen in den Wechseljahren sind medizinisch unterversorgt. Es fehlt an Wissen bei den Frauen selbst und bei den Ärztinnen und Ärzten. Doch wer soll die Beratung anbieten, wenn eine Gynäkologin dafür kaum Zeit hat? Diese Beratungslücke wollen die sogenannten Wechseljahresberaterinnen füllen. Im März haben sie den bundesweit ersten "Verband für Wechseljahreberatung" gegründet.

Sonja Bienemann ist Kräuterpädagogin und seit drei Jahren Wechseljahreberaterin. Seit einem Monat ist sie dazu noch zweite Vereinsvorsitzende des neu ins Leben gerufenen deutschen Verbands für Wechseljahreberatung. Bienemann schwärmt vom Gründungswochenende auf Burg Bodenstein in Thüringen. Ein "Feudalherren-Ort",  wie sie die Burg nennt.

2014 starteten sieben Frauen mit dem losen Verband der bundesweiten Gemeinschaft der Wechseljahreberaterinnen “Frau im Wechsel”. Mittlerweile sind es über 30, darunter Physiotherapeutinnen, Kräuterpädagoginnen, Ernährungsberaterinnen, Yogalehrerinnen und medizinisches Personal.

Anlaufstelle für Beratungen und Workshops

Birgit Morkramer ist seit Anfang an dabei und auch Mitglied des neuen Verbands. Sie arbeitet im medizinischen Bereich im OP, in der sogenannten Operationstechnik. Seit zehn Jahren ist sie Wechseljahreberaterin. Einmal im Monat gibt sie einen Workshop zum Thema Wechseljahre an der Volkshochschule in Leipzig. 

"Mit diesem Verband haben wir ganz andere Möglichkeiten. Wir können in der Öffentlichkeit ganz anders auftreten, wir können Fördermittel beantragen, dadurch ist die Qualitätssicherung viel mehr gegeben, wir können viel mehr in die Breite streuen", sagt sie über den Verband. Hinzu komme ein ganz anderes Auftreten, etwa bei Belangen, in denen die Politik ins Spiel komme.

Auch immer mehr Unternehmen und Institutionen fragten nach Beratung und Workshops für ihre Belegschaft, sagt Sonia Bienemann. Der Verband wolle eine solide Anlaufstelle sein. "Eines unserer allerersten Ziele und Projekte ist die Qualitätssicherung. Denn leider ist die Wechseljahreberatung nicht geschützt. Und darum wollen wir wirklich diese Qualitätsstandards etablieren und perspektivisch auch eine umfassende und den neuesten Entwicklungen und Studien angepasste Weiterbildung zur Wechseljahreberaterin anbieten", sagt Bienemann.

 Ziel: Beratungen über Krankenkassen abrechnen

Schon jetzt ist die Grundvoraussetzung: Alle Mitglieder des Verbands müssen eine Weiterbildung zur Wechseljahreberaterin abgeschlossen haben. Diese ist allerdings aktuell noch nicht zertifiziert und nach Auffassung des Verbandes noch ausbaufähig. Neben der Aufklärungsarbeit und Qualitätssicherung ist daher auch ein weiteres Ziel des Verbands, dass Beratungen bei den Krankenkassen abgerechnet werden können und damit Wechseljahreberaterinnen für ihre Leistung auch als "Gesundheitskurse der Kassen" bezahlt werden können.

Hierfür braucht es nach Aussage von Bienemann jedoch erst noch Standards. Sie spricht von einer "Graswurzelarbeit": Krankenkassen bräuchten die Zertifizierung, damit Kurse abgerechnet werden können. "Diese gibt es aber eben noch nicht", erklärt Bienemann. Zunächst müssten verschiedene Standards erfüllt , aber vielleicht auch gemeinsam neue Wege beschritten werden. "Aber dieser Prozess ist nicht in drei Tagen getan."

Zu bedenken gibt sie auch: Die Verbandsarbeit ist ehrenamtlich. Sonja Bienemann und Birgit Morkramer sind trotzdem hoch motiviert. Ihr Ziel: Hinein ins System zu gehen und von innen aufzumischen – auch für die, die nach ihnen kommen.                                               

nvm

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 31. März 2024 | 06:00 Uhr

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