Eine ältere Frau zieht Haare aus einer Bürste
Wenn sich in den Wechseljahren der Hormonhaushalt umstellt, leiden viele Frauen unter Haarausfall. Friseur Sven Hentschel weiß Rat. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Tipps vom Friseur Was tun bei Haarveränderungen in den Wechseljahren?

12. September 2023, 10:00 Uhr

Jede vierte Frau leidet in den Wechseljahren unter Haarausfall oder Veränderungen der Haarstruktur. Friseurmeister Sven Hentschel klärt auf: Welche Ursachen hat der Haarausfall und welche weiteren typischen Symptome können auftreten? Außerdem gibt er wertvolle Tipps zur Optimierung und Haarpflege.

Sven Hentschel
Bildrechte: MDR/Markus Geuther

Ab etwa der Lebensmitte verändern sich Haut und Haare bei Frauen. Das ist ein typisches Symptom der Wechseljahre. Viele Frauen leiden auch emotional sehr stark unter Haarausfall. Nicht selten führt das zu einem eingeschränkten Selbstbewusstsein und beeinträchtigt das Wohlbefinden und damit auch die Lebensqualität.

Die Ursachen:

Diese sind sehr vielfältig. Die häufigsten und bekanntesten sind u. a.:

  • Mangel an Mikronährstoffen wie Zink und Eisen
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • Überproduktion von männlichen Hormonen
  • Abfall des Östrogenspiegels → gestörtes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Hormonen
  • Mangelernährung (Unterernährung der Haarwurzel)
  • Stress und dadurch ständig angespannte und verspannte Muskulaturen unter der Kopfhaut

Typische Symptome:

  • Nachlassen der Eigenspannung der Haare
  • Weniger Volumen
  • Weniger Glanz
  • Spröde und aufgeraute Einzelhaarstruktur
  • Irritierte, sensible und meist gerötete Kopfhaut
  • Juckreiz und trockene Schuppen
  • Haarausfall in der Kontur, Stirn, Scheitelpartien und Oberkopfbereich
  • Sichtbare durchscheinende Kopfhaut

Was hilft?

  • Spezialhaarwasser und Lotionen mit den Wirkstoffen Brennnessel/Minze (natürlich und anregend)
  • 17a-Östradiol (verschreibungspflichtig) und Minoxidil (frei erhältlich) als Flüssigkeit auf die Kopfhaut auftragen. Hier sollte man streng auf die Einhaltung der Behandlungszeit achten.

Eine gute und gesunde Lebensweise spiegelt sich auch immer im Zustand der Haarpracht wieder. Bewegung, Entspannung, gesunde Ernährung, mindestens sieben Stunden Schlaf und die Vermeidung von Dauerstress sind essentiell fürs Wohlbefinden und damit auch für schöne Haare.

Als Abhilfe gegen diverse Wechseljahres-Symptome wird auch die Hormonersatztherapie eingesetzt. Diese muss jedoch immer vorher mit dem Arzt besprochen werden, da Risiken, Nebenwirkungen und Nutzen individuell geklärt werden müssen. Bei dieser Behandlung sollen Medikamente die Beschwerden lindern, die durch den sinkenden Östrogenspiegel verursacht werden.

Eine weitere Option sind Pflanzen, die sogenannte „Phyto-Östrogene“ enthalten. Diese können nach Rücksprache mit dem Arzt eventuell schonend zur Linderung von Wechseljahressymptomen beitragen. Sie sind allerdings auf Grund von Nebenwirkungen nicht für jeden geeignet. Diese Östrogene findet man u. a. in Soja, Rotklee, Schafgarbe und Mönchspfeffer.

Tipps für die Frisur und Haarpflege:

Der richtige Haarschnitt

Dieser sollte kompakt und nur wenig gestuft sein. Optimal sind Haarlängen bis Ohrläppchen und Kinn (je nach Haarmenge).

Sind die Seiten und der Nacken schmal ausgearbeitet, entsteht bei etwas längerem Deckhaar ein gewisses Eigenvolumen, was den Stylingaufwand minimiert und so Ihr Haar und Ihre Kopfhaut schont.

Vorher - nachher: Sven Hentschel stylt unsere Models um.
Tolles Haar – auch in den Wechseljahren: Friseurmeister Sven Hentschel hat die Schere geschwungen und unseren Models Katja und Anja einen neuen Haarschnitt verpasst.  Bildrechte: MDR

Farbe: ja oder nein?

Jein! Sind Haar und Kopfhaut sehr angegriffen und strapaziert, rate ich eher ab. Moderne und sanfte Strähnentechniken und Naturhaarfärbemittel ohne chemische Inhaltsstoffe sind aber durchaus möglich. Individuell und typologisch eingesetzt, können sie optisch und strukturell aufwerten und so für ein besseres Wohlbefinden sorgen.

Styling und Pflege

  • Shampoonieren Sie mit milden und silikonfreien Produkten, aber bitte nicht täglich! Verzichten Sie bei Ihrer Haarroutine auf ölhaltige Pflegeprodukte. Sind diese natürlich und werden sparsam eingesetzt, wirken sie der Überproduktion von Talg und einer zusätzlichen Reizung der Kopfhaut präventiv entgegen.

  • Danach kämmen Sie Ihr Haar am besten täglich mit einer hochwertigen Naturborsten-Bürste (Achtung kein Metallkern, der reißt das Haar auf und wird meist sehr heiß).

  • Zurzeit mag ich flüssige Volumenfestiger sehr. Diese sind leicht und geben trotzdem Fülle, ohne zu sehr zu verkleben.

  • Föhnen bitte so selten wie möglich und optimaler Weise dann nicht zu heiß.

  • Danach Trockenshampoo (direkt nach dem Styling) als Volumenbooster ins frische Haar geben. Das macht griffig und hilft gegen das direkte Nachfetten der Haaransätze.

Tipp: Gern bei Friseurprofis beraten lassen, was in Sachen Produkt und Frisur am effektivsten ist. Und bitte ehrlich sein, denn wenn Friseurin oder Friseur zu wenig Infos haben, wird das Ergebnis nicht optimal. Und nicht vergessen: Ein entspannter, in Balance befindlicher Körper tut auch unserer Haarpracht gut.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 06. Dezember 2021 | 17:00 Uhr

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