Symbolbild: Eine Hand hält einen deutschen Reisepass vor Flughafenanzeigen.
Fluggesellschaften können im Schengen-Raum selbst entscheiden, ob sie die Ausweise ihrer Fluggäste kontrollieren. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Rolf Poss

Flugreisen Warum manche Airlines Ausweise kontrollieren – und andere nicht

01. Juli 2024, 08:07 Uhr

Ein Hörer von MDR AKTUELL wollte mit Ryanair von Budapest nach Berlin fliegen. Seine Begleitung hatte ihren Ausweis nicht dabei – und wurde deshalb nicht an Bord gelassen. Das Paar hatte zuvor online eingecheckt und ihre Personaldaten eingegeben. Bei einer anderen Fluggesellschaft hätten sie ihr Ausweisdokument weder beim Check-in noch beim Boarding nochmals vorzeigen müssen, bei Ryanair aber schon. Der Hörer will wissen, warum es diese Unterschiede gibt.

Jan Kröger, Moderator und Redakteur
Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

Ein Hörer von MDR AKTUELL schildert folgende Situation: "Bei Ryanair ist es so: Man muss beim Check-in online die Personaldaten vom Reisepass oder Ausweis eingeben. Dann ist es so, dass man beim Boarden nochmal den Personalausweis vorzeigen muss." Bei einer anderen Fluggesellschaft ist das Ausweisdokument dem Hörer zufolge weder beim Boarding noch beim Check-in kontrolliert worden. Warum ist das so?

Keine Ausweiskontrolle im Schengen-Raum

Von Budapest nach Berlin ist man im europäischen Schengen-Raum der offenen Grenzen unterwegs. Würde man die Strecke mit dem Auto zurücklegen, müsste man sehr wahrscheinlich keinen Ausweis vorzeigen. Und das Gleiche gilt – mit Einschränkungen – auch beim Fliegen.

Die genaue Rechtslage erklärt Peggy Schierenbeck. Sie sitzt für die SPD im Innenausschuss des Bundestags, zuständig für Luftsicherheit. "Jede Fluggesellschaft kann selbst entscheiden, ob sie eine Überprüfung der Ausweise durchführt oder nicht. Ich weiß, dass einige europäische Länder das inzwischen anders handhaben: Spanien hat es wieder verpflichtend eingeführt. Bei uns ist es wie gesagt noch in der Freiwilligkeit."

Ryanair verlangt von Fluggästen gültige Reisedokumente

Bei Ryanair heißt es in den Allgemeinen Beförderungsbedingungen: "Jeder Fluggast muss gültige Reisedokumente bei sich haben." Es müssen dieselben sein wie die, die beim Check-in angegeben wurden. Warum das Unternehmen da strenger ist als andere, lässt Ryanair auf MDR-AKTUELL-Anfrage unbeantwortet.

Deutschland könnte wieder verpflichtende Kontrollen einführen

Wie SPD-Politikerin Schierenbeck sagt, ist es zudem entscheidend, in welches Land man fliegt – auch innerhalb des Schengen-Raums. Spanien ist nur ein Beispiel, wo es wieder Ausweis-Kontrollen gibt.

Auch Deutschland könnte bald wieder dazugehören: Das Land Niedersachsen hat vor gut zwei Jahren über den Bundesrat einen entsprechenden Gesetzentwurf eingebracht. Zur Begründung heißt es darin: "Durch diese mangelnden Kontrollen entsteht eine gewichtige Informationslücke. Kriminellen und Terroristen wird es ermöglicht, sich unter falscher Identität Zugang zu Flügen zu verschaffen. Durch eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes wird diese Informationslücke geschlossen." Bundesinnenministerin Faeser signalisierte kurz darauf ihre Unterstützung.

Verpflichtende Ausweis-Kontrolle wäre Mehraufwand für Airlines

Die Flugbranche ist dagegen alles andere als begeistert. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), mahnt an, dass Ausweis-Kontrollen staatliche Aufgaben seien. Um etwa gefälschte Pässe zu erkennen, brauche es spezielle Lesegeräte der Bundespolizei.

Außerdem sagt BDL-Sprecherin Elisabeth Schnell: "Eine Kontrolle der Ausweis- bzw. Passdaten erfolgt bereits heute bei den Passagieren, für die dies zur Ein- und Ausreise vorgeschrieben ist. Eine Ausweitung würde den Boardingprozess zeitlich erheblich verlängern und zusätzliches Personal erfordern."

Gesetzesentwurf ins Stocken geraten

Doch was wurde aus dem Gesetzentwurf von 2022? Selbst SPD-Innenexpertin Peggy Schierenbeck ist überfragt. "Er steckt irgendwo fest", sagt sie. Sie könne es aber nicht herausfinden. "Wir haben uns tatsächlich bemüht, als Ihre Anfrage kam, aber haben da keine Rückmeldung bekommen. Wir gehen davon aus, es gibt ja eine Evaluierung des Luftsicherheitsgesetzes, dass es dann in einem mit abgehandelt wird."

Bis dahin gilt für Fluggäste die Faustformel: Am besten immer den Ausweis oder Pass dabei haben – auch, wenn er nicht gebraucht wird.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 01. Juli 2024 | 06:24 Uhr

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