Chatbot ChatGPT
ChatGPT kann in Sekundenschnelle Fragen beantworten und Aufgaben ausführen. Bildrechte: IMAGO / ANP

ChatGPT und Co Rennt der Bildungssektor der Künstlichen Intelligenz hinterher?

31. Januar 2023, 09:21 Uhr

Die technische Entwicklung wirkt sich vor allem auf den Bildungssektor aus. Künstliche Intelligenz wie ChatGPT eröffnen Schülern und Studenten neue Möglichkeiten bei der Erstellung von Texten, beim Programmieren und der Recherche. Doch können Schulen und Unis mit der KI zusammenarbeiten oder sind Verbote nötig? Der heutige Umgang mit der Software entscheidet, ob die Bildungseinrichtungen von der KI profitieren oder ob sie den Anschluss an die künstliche Intelligenz verlieren.

  • Thüringer Lehrerverband: Von Verbotskultur halten wir nichts
  • Wissenschaftsministerium Sachsen: Besonderes Augenmerk auf Quellenangaben
  • Lehrergewerkschaft Sachsen-Anhalt: Gefahr, dass Schüler unkontrolliert und unreflektiert Ergebnisse übernehmen

Dass der technologische Fortschritt irgendwann auch den Bildungssektor erreichen würde, war abzusehen. Doch das Tempo der Veränderung ist überraschend. Zumindest für jene, die sich nicht mit "künstlicher Intelligenz" auseinandergesetzt haben.

"ChatGPT" heißt ein neuer ChatBot von "OpenAI", der gerade für viel Aufmerksamkeit sorgt. Das textbasierte Dialogsystem ist fortschrittlicher und "schlauer" als alles, was man bisher als Apples "Siri" oder Amazons "Alexa" kennengelernt hat. Die KI gibt nicht einfach wieder, was sie Online gefunden hat. Sie schafft es, Informationen zu verbinden und neu zu verknüpfen. So kann "ChatGPT" ganze Geschichten erzählen, Apps  programmieren oder eine Hausarbeit schreiben. Vor allem für Schüler und Studenten kann die KI somit zu mehr als nur einer Unterstützung werden.

Thüringer Lehrerverband: Von Verbotskultur halten wir nichts

Frank Fritze, der Vorsitzende des Landeslehrerverbandes Thüringen, steht dieser Entwicklung gelassen gegenüber. Er sieht "ChatGPT" als Chance: "Taschenrechner, die noch vor einigen Jahrzehnten undenkbar waren, sind heute selbstverständliche Hilfsmittel im Unterricht. Eine ähnliche Entwicklung sehen wir für andere Technologien voraus, auch das Internet wird heute im Unterricht genutzt. Von einer Verbotskultur halten wir auch im Fall von ChatGPT nichts."

Die Schülerinnen und Schüler sollen also vielmehr zu einem bewussten Umgang mit der künstlichen Intelligenz geschult werden. Denn darüber, dass der Chatbot in Zukunft einen Einfluss auf die Lehre haben wird, dessen sind sich die Lehrer offenbar bewusst.

Sächsisches Wirtschaftsministerium: Saubere Quellenangabe wichtig

Im Umgang mit möglichen Betrugsversuchen mit Hilfe von KI-Programmen soll ein besonderes Augenmerk auf die Quellenangaben gelegt werden, so Falk Lange, Pressesprecher des sächsischen Wissenschaftsministeriums. Ohne saubere Quellenangabe sei die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit nicht ausreichend. Darüber hinaus sei der eigentliche Diskurs darüber, den Einsatz von KI als tatsächlichen Betrug gelten zu lassen, zu überdenken.

Eine vermeintlich von KI geschriebene Hausarbeit ist nur so gut, wie im Fall von ChatGPT, die gestellten Fragen an das Programm sind. Die Nutzung von ChatGPT kann nur so erfolgreich sein wie der oder die Einzelne es vermag, die wissenschaftlichen Maßstäbe, die zum Beispiel an eine Hausarbeit gestellt werden, der KI im Chatmodus zu vermitteln.

Falk Lange Sprecher sächsisches Wissenschaftsministerium

ChatGPT: Finanzminister ist Olaf Scholz

Wie sehr sollen die Bildungseinrichtungen einer KI wie ChatGPT entgegenkommen? Eine offene Frage. In den Programmen stecken eben auch Gefahren und Fehler. Auf die Frage, wer aktuell deutscher Finanzminister ist, antwortet "ChatGPT" zum Beispiel derzeit noch: Olaf Scholz. Dass das Amt inzwischen von Christian Lindner übernommen wurde, korrigiert das Programm erst nach einen Hinweis der Nutzer. In den teils fehlerhaften Antworten sieht die Lehrergewerkschaft Sachsen-Anhalt ein mögliches Problem. "Als Gefahr sehen wir, dass Schülerinnen und Schüler unkontrolliert und unreflektiert die Ergebnisse übernehmen und als ihre Leistungen ausgeben", sagt Sprecher Torsten Wahl.

Es ist davon auszugehen, dass "Chat GPT" aus diesen Fehlern lernt. Das wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die KI eine ganze Hausarbeit schreiben zu lassen, scheint nach wie vor mit einem hohen Risiko verbunden.

Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit: öffentliche Hand wird Entwicklung hinterherrennen

Trotzdem wird der Chat-Bot langsam in den Alltag der Bildungseinrichtungen einkehren, sagt unter anderem Ingo Isphording vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit: "Die öffentliche Hand wird dieser Entwicklung hinterherrennen und wird dann versuchen, möglicherweise durch Verbote durch Einschränkungen zu versuchen, dem wieder Herr zu werden. Aber diese Technologie ist jetzt in der Welt."

Der Bildungssektor muss voranschreiten, er muss mit dem Arbeiten, was es da draußen gibt – so sehen es viele Experten Denn die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz wird in Zukunft weiter gehen, mehr und mehr Lebensbereiche beeinflussen. Oder wie Ingo Isphording es formuliert: "Wir müssen jetzt zusehen, dass wir unserer nachwachsenden Generation eben beibringen, wie sie diese Technologie sinnvoll anwenden und davon profitieren können, um eben zu denen zu gehören, die produktiver werden und nicht zu denen, die ersetzt werden."

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 28. Januar 2023 | 05:00 Uhr

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