Katastrophenschutz Bundesweit verfügbar: Cell Broadcast soll die Bürger besser warnen

23. Februar 2023, 12:38 Uhr

Ein schriller Ton und eine Texttafel, die Leben retten könnten: Das Warnsystem Cell Broadcast steht seit heute nach Auskunft der Handynetzbetreiber bundesweit zur Verfügung. Bei Cell Broadcast erhalten Handys einen Warntext, und es gibt einen lauten Ton. Das soll auf drohende Katastrophen hinweisen.

Nach der Unwetterkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz im Sommer 2021 beschlossen Bund und Länder, das Warnsystem Cell Broadcast (CB) auch in Deutschland einzuführen. Seit Donnerstag steht das System nun bundesweit zur Verfügung. Das teilten die Netzbetreiber und das zuständige Bonner Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit. Vom BBK hieß es dazu in einer Mitteilung, dass nun auch "alle Lagezentren der Bundesländer eine Warnung über Cell Broadcast zusätzlich zu den bereits existierenden Warnmitteln auslösen" können.

Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Stärkung des Bevölkerungsschutzes erreicht.

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)

Wichtige Erweiterung für bisher verwendete Warnmittel

Erstmals getestet wurde das System Anfang Dezember vergangenen Jahres beim letzten sogenannten bundesweiten Warntag. Die Behörden werteten den Tag als Erfolg. Und tatsächlich konnten viel mehr Menschen erreicht werden, als beim gefloppten Warntag 2020.

Für Cell Broadcast ist keine spezielle App nötig. Fast jedes Smartphone, das mit dem Netz verbunden ist, kann im Fall der Fälle eine Warnung der Behörden empfangen und gibt dann einen schrillen Ton von sich. Auch wenn das Smartphone auf stumm geschaltet ist. Außerdem wird auf dem Handy ein Warntext angezeigt. Die Netzbetreiber waren verpflichtet, das Warnsystem bis zum 23. Februar 2023 funktionstüchtig zu machen. Die Kosten für den Betrieb bekommen die Betreiber vom Staat zurück.

Faeser: Bessere Warnung bei künftigen Katastrophen

Nach den Worten von Bundesinnenministerin Faeser soll Cell Broadcast den Bevölkerungsschutz verbessern, falls in Zukunft zum Beispiel weitere Extremsituationen wie Hochwasser oder Waldbrände auftreten. Es gehe darum, wieder eine flächendeckende Warnstruktur zu haben, sagt Faeser im Interview mit dem ARD-Hauptstadtstudio. Sie nennt es "kaum zu fassen", dass über Jahrzehnte Warnstrukturen herunter gefahren worden seien. Faeser spricht sich auch dafür aus, klassische Sirenen wieder zu installieren, die in den vergangenen Jahren abgebaut worden sind. So hätten laut Faeser manche Menschenleben bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal vor anderthalb Jahren gerettet werden können.

Auch der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) zeigt sich erfreut über die technische Neuerung. Präsident Karl-Heinz Banse erklärte: "Wir begrüßen diese wichtige Ergänzung im Warnmittelmix. In einer sehr mobilen Welt können damit auch Menschen erreicht werden, die auf der Durchreise sind oder denen die anderen Warnmöglichkeiten wie Nina und Katwarn nicht bekannt waren." Dies sei ein Stück mehr Sicherheit für die Bevölkerung. Cell Broadcast erweitert die bisher verwendeten Warnmittel wie Sirenen, Radio und Fernsehen, Warn-Apps oder digitale Stadtinformationstafeln.

Allerdings gibt es weiterhin ein Manko: Auf Handys mit älteren Betriebssystemen funktioniert das Cell-Broadcast-Warnsystem nicht. Und auch im sogenannten Flugmodus werden Warnungen nicht angezeigt. Hier sind die anderen Warnmittel also weiterhin eine wichtige Säule.

dpa, ots, ARD (cvt)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 23. Februar 2023 | 11:30 Uhr

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