Mobilitätswende Wie die Bundeswehr bis 2045 klimaneutral werden will

08. Mai 2023, 05:00 Uhr

Die Bundesregierung will ihre Klimaziele erreichen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll der Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 verringert werden. Alle Ressorts, vom Außen- bis zum Verkehrsministerium, sollen dazu beitragen. Auch das Verteidigungsministerium und damit auch die Bundeswehr. MDR-AKTUELL-Hörer Peter Jährling aus Gera fragt, wie das eigentlich mit dem Verbrenner-Aus für die Bundeswehr geregelt ist. Kommt die Mobilitätswende auch beim Militär?

Angenommen, die Leopard-2-Panzer in der Ukraine hätten Elektroantrieb: Mitten im Gefecht sind plötzlich die Akkus leer und müssen an die Steckdose – Ladepause. Das geht natürlich gar nicht, sagt Prof. Stefan Bayer, Vizechef des German Institute for Defence and Strategic Studies.

E-Panzer, und selbst Wasserstoffpanzer, seien zurzeit noch ausgeschlossen. Und dennoch sei es sinnvoll, die Mobilitätswende bei der Bundeswehr anzustreben. "Weil wir massiv abhängig von fossilen Brennstoffen sind. Und diese Abhängigkeit hat zum einen die Konsequenz, dass wir in Klimaschutzfragen reinrutschen. Und zur zweiten sind wir abhängig von Despoten. Das kostet uns richtig Geld, das haben wir bitter gemerkt, als Putin den Krieg anfing gegen die Ukraine."

Forschung zu Wasserstoff für die Bundeswehr

Wie die Bundeswehr das Verbrenner-Aus meistern kann, daran forscht das German Institute for Defence and Strategic Studies, ein Think Tank im Geschäftsbereich des Verteidigungsministeriums. Ein Leopard-2 wird wohl noch lange Diesel verbrennen, übrigens über vier Liter pro Kilometer.

Der Energiebedarf eines Panzers ist einfach zu groß. Das gilt auch für Tornado-Flugzeuge. Doch anderes Kriegsgerät könne bald auf Wasserstoff umgerüstet werden, so Stefan Bayer. "Gepanzerte Fahrzeuge sind durchaus denkbar, also die Dingos. Es ist darüber nachdenkbar, dass wir grob Fahrzeuge mit bis zu 15 Tonnen betreiben werden können mit solchen Wasserstofflösungen. Wir werden Propellerflugzeuge betreiben können. All das sind Möglichkeiten. Wir sind da gar nicht so weit weg."

Die Herausforderung sei, den Zeitpunkt zu finden, so Stefan Bayer. Verschläft die Bundeswehr die Mobilitätswende, können irgendwann die Verbrenner aus Mangel an fossilen Brennstoffen nicht mehr fahren. Komme sie zu früh, fehlen für alternative Antriebe Zapfsäulen oder Wasserstoff. In beiden Fällen wäre die Verteidigungsfähigkeit in Gefahr. Die Bundeswehr hat also ein gewisses Eigeninteresse, die Mobilitätswende zu schaffen.

Bundeswehr soll bis 2045 klimaneutral sein

Doch zugleich wird sie auch politisch gezwungen. Nach dem Willen der Bundesregierung soll sie bis 2045 klimaneutral werden. Eine Aufgabe, die Daniel Nitsch vom Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr koordiniert. "Die Bundeswehr tut sehr viel zum Erreichen der Klimaziele, zum Beispiel haben wir bei unserer Infrastruktur seit 1990 unsere Emissionen um circa 80 Prozent gesenkt."

Das heißt auch, dass die Bundeswehr im zivilen Bereich CO2 einsparen muss, zum Beispiel im Fuhrpark. Der umfasst rund 20.000 Fahrzeuge. "Im Rahmen der zivilen Mobilität haben wir Planungen, den Fuhrpark zum Großteil bis zum Jahr 2030 mit batterieelektrischen Fahrzeugen auszutauschen. Das ist auch jetzt Stand der Technik und kein großes Hexenwerk."

Forscher Stefan Bayer sieht bei der Umrüstung des Fuhrparks übrigens keine Chance für die sogenannten E-Fuels, für die die FDP so vehement kämpft. Die Zukunft gehöre hier Fahrzeugen mit Batterie- oder Wasserstoffantrieb.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Mai 2023 | 06:00 Uhr

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