Mitarbeiter eines LVB-Unternehmens arbeiten im Technischen Zentrum Heiterblick der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH in Leipzig (Sachsen).
Mehr als 200 Mitarbeiter des Straßenbahnbauers Heiterblick müssen um ihre Zukunft bangen. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance / ZB | Jan Woitas

Rettung in Eigenregie Insolventer Straßenbahnhersteller aus Leipzig: Heiterblick will alle Aufträge erfüllen

11. April 2025, 06:00 Uhr

Sie fahren unter anderem in Hannover, Dortmund und natürlich in Leipzig: Straßenbahnen des Leipziger Unternehmens Heiterblick. Doch die Firma musste Insolvenz anmelden. Nun führt Heiterblick ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung durch, will aber alle Aufträge erfüllen. Die Gewerkschaft IG Metall will für die rund 250 Arbeitsplätze kämpfen.

Trotz des eingeleiteten Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung will der Leipziger Straßenbahnbauer Heiterblick seinen Geschäftsbetrieb uneingeschränkt fortführen. Wie ein Sprecher des Unternehmens am Donnerstag sagte, sollen die laufenden Aufträge zur Lieferung neuer Straßenbahnen an die Städte Leipzig, Zwickau und Görlitz planmäßig erfüllt werden. Das bestätigten auch die Stadtverwaltung Görlitz und die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB).

Auftraggeber setzen auf eine erfolgreiche Sanierung

Der Oberbürgermeister von Görlitz, Octavian Ursu (CDU), sagte: "Wir haben uns am Dienstag mit unseren Mitauftraggebern in Leipzig und Zwickau abgestimmt und gehen davon aus, dass die Straßenbahnen fertiggestellt und geliefert werden." Auch die LVB, die mit Zwickau und Görlitz an einem gemeinsamen Straßenbahnprojekt beteiligt sind, äußerten sich ähnlich. Heiterblick zufolge soll Görlitz acht neue Straßenbahnen erhalten, Zwickau sechs.

Ein Straßenbahntriebwagen wird auf dem Gelände der Heiterblick GmbH auf einen Schwertransporter gezogen 3 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/Sebastian Willnow

Sanierungsverfahren beantragt

Heiterblick hatte beim Amtsgericht Leipzig ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Gericht stimmte dem Antrag zu und setzte einen vorläufigen Sachwalter ein, der das Verfahren begleitet und die Geschäftsführung kontrolliert. Diese bleibt im Amt. Für die rund 250 Beschäftigten seien die Löhne für drei Monate über die Bundesagentur für Arbeit gesichert, so das Unternhemen. Michael Hecker von der IG Metall in Leipzig sagte MDR SACHSEN, die Beschäftigten hätten allerdings aus der Presse von der Insolvenz erfahren und jetzt viele Fragen.

IG Metall: Volle Auftragsbücher und Arbeitskampf

"Aktuell sind die Auftragsbücher voll und es herrschen auch positive Zukunftsaussichten für Heiterblick. Die gut ausgebildeten Fachkräfte im Betrieb zu verlieren, wäre fatal. Generell wäre Arbeitsplatzabbau aus unserer Sicht das falsche Signal", sagte Hecker weiter. Für die IG Metall sei klar, dass um jeden Arbeitsplatz gekämpft werde.

Unternehmen: Frage der Entlassungen noch offen

Volker Heck hat die Krisenkommunikation für das Unternehmen übernommen und gibt sich zuversichtlich. In den nächsten drei Monaten werde weiter an allen Aufträgen gearbeitet, die Geschäftsführung erstelle währenddessen ein Sanierungskonzept mit externen Unternehmensberatern und Rechtsexperten. Ob dann Leute entlassen werden müssen, sei noch offen.

LVB hofft auf Neufahrzeugprojekt

Zu den Kunden von Heiterblick gehören die Verkehrsunternehmen aus Zwickau, Görlitz und Leipzig. Sie haben im Jahr 2021 gemeinsam neue Straßenbahnen bestellt. Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) gehen nach eigenen Angaben davon aus, "dass das nun von der Heiterblick GmbH eingeleitete Verfahren die Chance einer Neuordnung des Unternehmens bietet und unser Neufahrzeugprojekt mit 25 Fahrzeugen realisiert wird."

Insolvenzverfahren in Eigenregie

Das Unternehmen führt nun ein Insolvenzverfahren in Eigenregie durch. Nachwirkungen der Corona-Krise, Fehlzeiten und erforderliche Organisationsanpassungen, erklärte das Unternehmen. Hinzu kämen "Marktverwerfungen in Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine".

Das Unternehmen hatte nach eigenen Angaben Probleme, die notwendigen Rohstoffe für die Produktion zu besorgen, hieß es. Zugleich stiegen die Preise, etwa für Metalle.

Ursprünge als Werkstatt der Verkehrsbetriebe

Die Heiterblick GmbH ist ein Spezialanbieter für Stadt- und Straßenbahnen, die individuell nach Vorgaben der Verkehrsbetriebe konzipiert werden.

Gegründet wurde Heiterblick vor 100 Jahren im gleichnamigen Leipziger Stadtteil als Hauptwerkstatt der Verkehrsbetriebe des Messestadt.

MDR (lam/rkr/sme/ben)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 09. April 2025 | 16:30 Uhr

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