Kiosk 24/7 geöffnet: Sind Automatenläden das Ende der Späti-Kultur?
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03. Januar 2025, 05:00 Uhr
Spät am Abend noch Zigaretten, Chips und Soft-Drinks kaufen – bisher musste man dafür zum Kiosk, Späti oder an die Tankstelle. Immer öfter sieht man aber vor allem in Städten auch Automatengeschäfte, die rund um die Uhr geöffnet sind. Wie funktioniert das Konzept und was sagen die Kunden?
- Automatenläden kommen ohne Personal aus, haben rund um die Uhr geöffnet und könnten damit den Spätis Konkurrenz machen.
- Sie bieten aber auch eine Angriffsfläche für Vandalismus und Einbrüche.
- Um das zu verhindern, pflegt ein Automatenkiosk-Besitzer aus dem Erzgebirge über TikTok Kontakt zu seinen Kunden.
Freitagabend, kurz nach 22 Uhr: Für Automatenbetreiber Bernd Klug sind das die wichtigsten Stunden der Woche. Fast minütlich betreten Kundinnen und Kunden sein kleines Geschäft am Leipziger Innenstadtring. Vierzehn Automaten stehen hier dicht an dicht. Es gibt Süßigkeiten, Soft-Drinks, Alkohol oder Zigaretten. Das Geschäft läuft vollautomatisch – zumindest in der Theorie. Denn immer wieder muss Klug an diesem Abend helfen. Wie bei diesem Kunden, der Alkohol kaufen möchte: "Du nimmst deinen Ausweis mit den Fingerspitzen, steckst ihn tief genug rein", erklärt er dem Kunden. "Also, du drückst ihn an die Wand und hilfst ihm ein bisschen beim Runterfallen."
Konkurrenz für den Späti?
Trotz kleiner Schwierigkeiten bei der Bedienung: Bei der meist jungen Kundschaft kommt das Konzept des 24-Stunden-Ladens gut an: "Egal ob man aus dem Club kommt, in der Stadt war und noch Hunger hat oder was zu trinken braucht – es hat einfach offen."
Ein Getränk spät am Abend – bisher gab es das in der Regel beim Kiosk um die Ecke. Macht der Automatenladen dem Späti also Konkurrenz? Betreiber Bernd Klug sieht das nicht so. Im Gegensatz zum Kiosk habe sein Geschäft rund um die Uhr geöffnet. Und auch sonst gebe es große Unterschiede: "Spätis sind doch ganz anders: Da gehst du rein, da wirst du bedient. Meistens hast du noch einen Tisch davor. Bei uns holst du nur die Ware, es wird nur abgeholt bei uns."
Angriffsfläche für Vandalismus und Einbrüche
Dass Automatenläden ohne Verkaufspersonal auskommen, spart viel Geld. Es kann aber auch zum Nachteil werden, wie Zoltan Teremi weiß. Er hatte einmal große Pläne: Rund 50 Container mit Automaten wollte er in und um Leipzig aufstellen. Doch trotz Videoüberwachung habe es immer wieder Vandalismus und Einbrüche gegeben: "Da sind die Täter reingegangen und haben das innerhalb von sieben Minuten behandelt. Wir haben dann um die 15 Minuten gebraucht, bis wir selber vor Ort waren. Bis dahin waren die Täter schon wieder weg."
Der Schaden sei enorm hoch. "Wenn Sie drei Einbrüche in einer Woche haben – das brauchen sie Ihrer Versicherung nicht mehr melden. Weil das ist keine Dauerlösung." Letztendlich habe er den Betrieb deswegen einstellen müssen, berichtet Teremi.
Automatenkiosk aus Erzgebirge auf TikTok
Mehr Glück hatte bisher Sebastian Breng. Seit dem Sommer betreibt er einen Automatenkiosk in Olbernhau – einer Kleinstadt im Erzgebirge. Große Probleme mit Vandalismus gab es bisher nicht. Ein Grund ist aus seiner Sicht das kleinstädtische Umfeld. Aber auch, dass er mit seinen Kunden direkt in Kontakt stehe: auf TikTok.
Mehr als 2.000 Menschen folgen ihm und seinen Automaten dort. "Früher waren Automaten halt sehr anonym, niemand wusste, wem so ein Automat gehört. Wenn du aber auf Social Media unterwegs bist, dann hast du auch eine Präsenz und die Kunden haben ein Gesicht zu diesem Automaten. Das schreckt vielleicht ein bisschen ab."
Im Internet habe es zu Beginn einen regelrechten Hype um seine Automaten gegeben, erzählt Breng. Leicht verdientes Geld also? Nein, warnt auch Bernd Klug aus Leipzig. Mit dem Befüllen, Reinigen und Bestellen neuer Ware sei er jeden Tag mehrere Stunden beschäftigt. Und auch bei Problemen an den Automaten muss er per Telefon erreichbar sein – 24 Stunden, sieben Tage die Woche.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 03. Januar 2025 | 06:53 Uhr