Sachsen Erster 24-Stunden-Supermarkt ohne Personal öffnet in Friedewald
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26. Februar 2023, 15:01 Uhr
Man kennt es bisher von Milch-, Wurst- oder Honigautomaten: Unabhängig von Öffnungszeiten und Personal gibt es dort frische Lebensmittel zu kaufen. Der neueste Trend ist nun: der 24-Stunden-Supermarkt mit automatisierten Kassen und ohne Personal. Der sachsenweit erste Mini-Shop wurde am Sonntag in Friedewald bei Moritzburg eröffnet und soll die Versorgung im ländlichen Raum verbessern. Zur Eröffnung kamen viele Interessierte und waren begeistert.
- Eine Containerbox sorgt ab jetzt wieder für die Nahversorgung in der Ortschaft Friedewald im Landkreis Meißen.
- Betrieben wird der 24-Stunden-Supermarkt von erfahrenen sächsischen Supermarktleitern.
- Zwischen Idee und Umsetzung lag weniger als ein Jahr.
Im Moritzburger Ortsteil Friedewald ist am Sonntag der erste 24-Stunden-Supermarkt in Sachsen eröffnet worden. Auf einer Verkaufsfläche von knapp 40 Quadratmetern stehen etwa 800 Produkte zur Auswahl, hauptsächlich Nahrungsmittel und Drogerieartikel. Maximal fünf Kundinnen und Kunden können sich gleichzeitig in dem Laden aufhalten. Zutritt und Zahlung erfolgen ausschließlich mit EC- oder Kreditkarte.
"Wir bekommen sozusagen das erste Pilotprojekt in Sachsen. Diese Verkaufseinrichtung aus Containern gibt es erst einmal in Pettstedt in Bayern und ein zweites Mal im Ahrtal", sagte der Moritzburger Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) im Gespräch mit MDR SACHSEN. Mit dem Pilotprojekt unter dem Namen "Nahkauf Box" erprobt die Rewe-Gruppe eine lokale Nahversorgung in ländlichen Siedlungsgebieten, wo ein herkömmlicher Supermarkt tendenziell unwirtschaftlich ist.
Als Rückkehr zum Tante-Emma-Laden ohne Tante Emma an der Registrierkasse bezeichnete Bürgermeister Hänisch den Markt weiter. In den Laden nach Friedewald kommt nur Personal, um die Regale aufzufüllen. Der neue Dorfladen könnte ein zukunftsweisendes Modell für die Nahversorgung in der ländlich geprägten Region sein.
Es könnte eine zukunftsweisende Lösung für die Versorgung in unseren sächsischen ländlichen Gebieten sein, sozusagen die Rückkehr zum Tante-Emma-Laden nur ohne Tante Emma an der Registrierkasse.
Eröffnungsbesucher loben Angebot und Standort
Bei der Eröffnung des vollautomatisierten Supermarktes war der Andrang groß. Eine Anwohnerin sagte MDR SACHSEN: "Wir hatten ja hier nie was zum Einkaufen. Ich werde es schon nutzen. Das Angebot ist relativ klein, aber man braucht auch nicht so viel. Vielleicht ist das ein bisschen kompliziert, kontaktlos zu bezahlen. Wer es nicht kann, der hat bestimmt Hilfe".
"Ich finde sehr gut, dass in dieser Gegend sowas gemacht wurde, und dass man 24 Stunden die Möglichkeit hat, hier was zu kaufen. Ich bin überrascht, dass es frische Angebote gibt. Das hätte ich jetzt gar nicht erwartet, weil die Box ja immer wieder neu bestückt werden muss. Ich finde das Angebot sehr umfangreich", sagte eine weitere Eröffnungsbesucherin.
Zukünftige Betreiber loben Zusammenarbeit
Betrieben wird die Einkaufsbox von Stefan Köckeritz und seinem Geschäftspartner Fritz Starke. Beide führen bereits mehrere Nahkauf-Märkte. Köckeritz leitet zudem zwei große Supermärkte in Dresden und Pirna. "Die Gemeinde Moritzburg und der Ortschaftsrat in Friedewald haben sich sehr dafür eingesetzt, dass die Einwohner und Einwohnerinnen künftig wieder direkt vor ihrer Haustür einkaufen können. Für mich war das eine wirklich beispielhafte Zusammenarbeit", sagte er.
Seit 10 Jahren keine Verkaufsangebote mehr
Etwa 1.100 Menschen leben in Friedewald. Vor knapp zehn Jahren schloss der Elektronikladen mit angeschlossener Postfiliale. Seitdem sei laut Bürgermeister das Verkaufsangebot gleich null. Früher habe es Waren des täglichen Bedarfs, eine Fleischerei, einen Bäcker, Schuhmacher, Sparkasse und Post gegeben. An den damaligen Bäcker erinnere heute nur noch die Kreuzungsbezeichnung "Bäckerecke". Der Bedarf sei aber da.
Wie das Projekt entstand
Schon 2014 habe der Ortschaftsrat begonnen, nach Lösungen für das Einkaufsproblem in Friedewald zu suchen. Im vergangenen Juni stieß eine Amtsleiterin auf das Containerbox-Pilotprojekt in Bayern und schon begannen die Verhandlungen. An der Umsetzung vor Ort waren unter anderem Handwerksbetriebe und der Bauhof beteiligt, erzählte Bürgermeister Hänisch stolz.
24-Stunden-Supermarkt mit teilweiser Besetzung in Thüringen
Im kleinen Örtchen Zella/Rhön im Wartburgkreis gibt es ein ähnliches Projekt. Dort hat Anfang November ein 24-Stunden-Supermarkt eröffnet. Er hat gelegentliche personalbesetzte Öffnungszeiten, kann aber jederzeit von den Bewohnerinnen und Bewohnern mittels Chipkarte betreten werden. Auch in einem Ortsteil in Mühlhausen hat Ende Januar ein digitaler Dorfladen eröffnet, dessen Betreiber allerdings vor wenigen Tagen Insolvenz angemeldet hat.
MDR (sme)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 26. Februar 2023 | 19:00 Uhr