Ein Tourismusschild für das Europa-Rosarium in Sangerhausen an der A38 ist nicht mehr erkennbar. Dieses Schild kann nur sehr kostspielig wieder in Stand gesetzt werden. Die braunen Hinweisschilder entlang der Autobahnen weisen auf touristische Sehenswürdigkeiten in der Region hin. Der Bund der Steuerzahler hat neue Fälle aus Sachsen-Anhalt präsentiert, bei denen Steuergelder aus seiner Sicht verschwendet worden sind. Darunter sind auch die touristischen Hinweisschilder auf das Europa-Rosarium Sangerhausen an der A38 als Beispiel im neuen «Schwarzbuch» genannt.
Viele Tourismusschilder wie das für das Europa-Rosarium in Sangerhausen sind nahezu komplett verblasst. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Erneuerung Autobahn GmbH verlangt von Kommunen horrende Preise für Tourismusschilder

04. April 2024, 09:29 Uhr

An den Rändern von Autobahnen gibt es Schilder, die auf Sehenswürdigkeiten in der Nähe verweisen. Bundesweit gibt es von ihnen 3.500, doch viele davon sind in die Jahre gekommen. Die Autobahn GmbH des Bundes will die Schilder deshalb erneuern, verlangt dafür von den Kommunen allerdings horrende Summen.

Sie sind völlig verblichen, die beiden Tafeln an der A38 bei Sangerhausen. Kaum noch Farbe, rissige Folie. Die Schrift "Europa-Rosarium" ist kaum noch zu erkennen. Die Stadt habe daher Post von der Autobahn GmbH erhalten, berichtet Oberbürgermeister Sven Strauß: Die sogenannten touristischen Unterrichtungstafeln müssten erneuert werden.

Die Kosten teilte die bundeseigene Gesellschaft ebenfalls mit. "Die Autobahn GmbH möchte für die Erneuerung von zwei touristischen Unterrichtungstafeln 181.000 Euro von der Stadt Sangerhausen haben", sagt Strauss. Also mehr als 90.000 Euro pro Schild.

Sven Strauss formuliert es vorsichtig: Die Summe erscheine ihm nicht angemessen. "Letztendlich würde es uns sogar genügen, wenn wir als Stadt die Erlaubnis bekommen, eine neue Folie aufzubringen auf das Schild, dass das wieder lesbar ist. Das würden wir für wenige 100 Euro hinbekommen und dann wäre alles gut."

Produktionskosten der Schilder nur gering gestiegen

Sangerhausen ist kein Einzelfall. Bei Straubing in Bayern kostet ein neues Schild 40.000 Euro, am Bodensee  35.000, bei Bonn 28.000. Preise, die weit auseinander, aber überall durch die Decke gehen. Denn vor 15 bis 20 Jahren kosteten die Schilder in der Regel nur ein Zehntel der nun aufgerufenen Summe.

Warum sind sie so teuer geworden? Die Autobahn GmbH gehört zwar dem Staat, kann aber unternehmerisch handeln. Die Aufträge für die Tafeln schreibt sie aus. Das heißt, am Ende sind es bundesweit knapp 20 private Schilderwerke, die die Schilder herstellen und oft auch aufbauen.

Sind diese Schilderwerke schuld? Tim Kieß, Chef des Schilderwerks Beutha bei Chemnitz, weist die Verantwortung zurück. Die Produktionskosten hätten sich in den vergangenen Jahren nur leicht erhöht "Wir stehen ganz klar im Wettbewerb untereinander, und der am billigsten anbietet, der bekommt den Zuschlag von der Autobahn GmbH." Daher könnten sie es sich nicht erlauben, horrende Preise aufzurufen. Was die Autobahn GmbH daraus macht, darauf hätten die Schilderwerke keinen Einfluss mehr, sagt Kieß.

Absperrungen werden immer teurer

Die Autobahn GmbH verweigert klare Auskünfte. Auch nach dreimaliger Anfrage konnte oder wollte sie die Kosten nicht erklären. MDR AKTUELL konnte aber aktuelle Rechnungen einsehen. Diese werfen dann doch die Frage auf: Zockt die Autobahn GmbH die Kommunen ab? Für ein Schild, das insgesamt 28.000 Euro kostet, verlangt die Bundes-GmbH rund 4.400 Euro Verwaltungsgebühren. Außerdem bittet sie die Kommunen schon jetzt für den Abbau der Schilder in 15 Jahren zur Kasse.

Stark gestiegen sind auch die Kosten für Absperrungen beim Auf- und Abbau, doch dafür hat Tim Kieß vom Schilderwerk Beutha Verständnis, denn wenn beispielsweise ein Lkw in eine Absperrung fährt, könne es schnell Tote geben. "Dann wurde das immer besser abgesichert, sodass man die Menschenleben besser schützen konnte. So wurde das immer verbessert, aber es kostet halt auch immer mehr", erklärt Kieß.

Wie es mit den Schildern weitergeht, ist unklar. Die Stadt Sangerhausen hatte schon im vergangenen Sommer im Bundesverkehrsministerium nachgefragt und wollte wissen, warum genau sich die Schilder so extrem verteuert haben. Bisher bekam sie keine Antwort.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. April 2024 | 06:17 Uhr

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