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Video: Suche nach neuen Antibiotika in Weimar. Bildrechte: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke

Medikamentenentwicklung Antibiotika-Resistenz: Experten fordern Anreize der Bundesregierung für Forschung

17. Oktober 2024, 20:39 Uhr

Alleine in der EU sterben jährlich zehntausende Menschen an Infektionen durch antibiotikaresistente Erreger. Experten fordern deswegen, dass der Kampf gegen die Antibiotika-Resistenz wieder intensiviert wird. Auch die Bundesregierung müsse handeln.

Der Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen muss aus Sicht von Experten deutlich intensiviert werden. Es gebe viele neue und vielversprechende Forschungsansätze, sagte Mark Brönstrup vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung. Viele der Forschungsansätze würden aber nicht umgesetzt, sagte er am Donnerstag bei der Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie in Weimar.

Das Problem ist Brönstrup zufolge, dass Pharmaunternehmen mehr und mehr die Produktion von Antibiotika aufgäben, weil sie sich nicht rechne. Seit 2017 seien nur zwölf neue Antibiotika zugelassen worden, sagte Brönstrup weiter. Zehn davon gehörten zu Klassen, gegen die sich bereits Resistenzmechanismen gebildet hätten. Außerdem seien die meisten neuen Mittel in Deutschland gar nicht verfügbar.

Jährlich 35.000 Infektions-Tote in der EU

Aus Sicht des Präsidenten der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie (PEG), Mathias Pletz, ist die Wirksamkeit von Antibiotika zunehmend gefährdet. "Wir sind gerade dabei, die Errungenschaften der modernen Medizin wieder zu verlieren und in die Zeit vor der Entdeckung von Penicillin zurückzufallen", sagte er in Weimar. Es brauche einen zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika und fortlaufend neue, resistenzbrechende Mittel.

Alleine in der Europäischen Union (EU) sterben nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde ECDC jährlich 35.000 Menschen an Infektionen durch antibiotikaresistente Erreger. Wenn Antibiotika eingesetzt werden, töten sie laut Robert Koch-Institut nicht alle Bakterien – die resistenten überleben und vermehren sich weiter. Die Entstehung von Resistenzen könne nicht verhindert, sondern nur verlangsamt werden, hieß es.

Produktion von Antibiotika rechnet sich nicht

Die Bundesregierung müsse dringen Anreize schaffen, damit Pharmaunternehmen wieder in die Produktion von Antibiotika gehen, hieß es weiter. Aktuell sei es so, dass Unternehmen bei der Entwicklung neuer Medikamente eine Zeit lang das Recht zur Exklusivvermarktung hätten, erklärte der Sprecher des Deutschen Netzwerks gegen Antimikrobielle Resistenzen und Referent des Verbandes der forschenden Pharmaunternehmen, Harald Zimmer. 

Antibiotika seien wegen der Resistenzbildung zu früh unwirksam, weswegen die Unternehmen die Entwicklungskosten meist nicht wieder reinbekämen. Viele Unternehmen, die Antibiotika entwickelten, seien pleitegegangen. Daher müsse dringend ein EU-Vorschlag umgesetzt werden, der den Firmen erlaube, andere Medikamente dafür noch länger exklusiv zu vermarkten und damit die Antibiotika-Entwicklung zu finanzieren, so Zimmer.

dpa (jst)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 17. Oktober 2024 | 17:45 Uhr

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