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Studie des Bamf Deutlich über die Hälfte der Ukraine-Flüchtlinge wollen in Deutschland bleiben
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03. März 2025, 17:56 Uhr
Mehr als die Hälfte der ukrainischen Kriegsflüchtlinge wollen dauerhaft in Deutschland bleiben. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und des Bundesamtes für Migration hervor. Gleichzeitig stellt die Studie Probleme bei der Integration in den Arbeitsmarkt fest, oft weil Abschlüsse nicht anerkannt werden oder es an Kinderbetreuung mangelt. Mehr als drei Viertel der nach Deutschland Geflüchteten sind demnach Frauen.
- Mehrheit der Ukraine-Flüchtlinge will in Deutschland bleiben - obwohl sie häufig in schlechteren Berufen arbeiten müssen, weil Abschlüsse nicht anerkannt werden.
- Für Flüchtlinge aus der Ukraine gibt es weiterhin große Hindernisse bei ihrer Integration in Deutschland.
- Beschäftigungsquote bei ukrainischen Geflüchteten etwas gestiegen.
Mehr als die Hälfte der vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchteten Menschen will in Deutschland bleiben. Das geht aus Untersuchungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlingen (Bamf) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Bei den Menschen, die zwischen Februar und Mai 2022 gekommen sind, sind es demnach 59 Prozent, bei später Zugezogenen sogar 69 Prozent.
Der ausgelöste Schock durch den russischen Angriffskrieg sitze bei viele Ukrainerinnen und Ukrainern tief, was eine langfristige Lebensplanung erschwere. Bei der Befragung zwischen Sommer 2023 und Januar 2024 gaben 90 Prozent der Geflüchteten an, ihre Rückkehrpläne hingen stark von einem Ende des Krieges ab. 60 Prozent der Befragten wollten ihre Rückkehr von der wirtschaftlichen Lage in der Ukraine abhängig machen.
Ukrainerinnen und Ukrainer arbeiten in schlechteren Berufen als zuhause
Der Studie zufolge besteht die Gruppe der erwachsenen ukrainischen Geflüchteten weiterhin zu drei Vierteln aus Frauen. Allerdings habe sich der Nachzug von Männern seit 2022 leicht erhöht und damit zur Stabilisierung vieler Familien beigetragen, sagte Studienherausgeberin Sabine Zinn vom Sozioökonomischen Panel. Auch wegen der in Deutschland schwierigen Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen verrichteten zugleich 57 Prozent der Frauen und 50 Prozent der Männer Tätigkeiten, die unterhalb des Niveaus ihrer letzten Tätigkeit im Heimatland lagen.
Für Flüchtlinge aus der Ukraine gibt es der Studie weiterhin große Hindernisse bei ihrer Integration in Deutschland. Gründe sind demnach weiterhin fehlende Kinderbetreuung, ein dichter Bürokratiedschungel und eine unsichere Aufenthaltsperspektive. Auch die psychische Belastung sei unter den deutschlandweit rund 1,3 Millionen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine insgesamt höher als in der Gesamtbevölkerung. Dazu zählen die Studienmacher auch Kriegs- und Fluchterfahrung sowie unsicherer Zukunftsperspektiven.
Beschäftigungsquote etwas gestiegen - dennoch Hindernisse
Die Beschäftigungsquote lag für alle ukrainischen Staatsangehörigen im November 2023 den Angaben zufolge bei 31,7 Prozent und damit 6,6 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Arbeitslos gemeldet waren der Bundesagentur für Arbeit zufolge im Januar rund 211.000 Ukrainerinnen und Ukrainer.
Die Teilnahmerate an Integrationskursen lag im zweiten Halbjahr 2023 demnach bei 70 Prozent. Dabei haben weiterhin vor allem Frauen mit kleinen Kindern oder Geflüchtete mit gesundheitlichen Einschränkungen und ältere Geflüchtete Schwierigkeiten, an Kursen teilzunehmen. Grund sei meist die Kinderbetreuung.
Tausende Ukrainer in Mitteldeutschland
Viele Ukrainerinnen und Ukrainer haben in den ostdeutschen Regionen Schutz gefunden. Nach Zahlen der Thüringer Migrationsbeauftragten leben derzeit rund 35.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge in Thüringen. Ein Teil von ihnen ist berufstätig. So gehen der Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur rund 6.900 Frauen und Männer aus der Ukraine einer Arbeit nach. Rund 6.300 ukrainische Staatsangehörige seien in Thüringen arbeitslos gemeldet. Etwa 30 Prozent der Geflüchteten seien Kinder unter 18 Jahren.
Dem Ministerium für Inneres und Sport in Sachsen-Anhalt zufolge haben rund 32.800 ukrainische Geflüchtete Zuflucht im Land gefunden. Darunter seien mindestens 2.100 Kindergartenkinder und 6.700 Kinder im schulpflichtigen Alter.
Bis Ende November 2024 wurden in Sachsen 60.057 Geflüchtete aus der Ukraine behördlich erfasst. Diese werden bei den Asylsuchenden nicht mitgezählt.
dpa/epd (lmb)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 03. März 2025 | 12:00 Uhr