Ein Mädchen riecht auf einer Wiese an Weidenröschen
Der Geruchssinn wird in seiner Bedeutung oft unterschätzt. Bildrechte: IMAGO/Westend61

Wissen-News Jenaer Forscher erstellen Wörterbuch der Düfte

03. März 2025, 12:19 Uhr

Experten der Uni Jena haben Datensätze dazu vorgelegt, wie Tausende Testpersonen Gerüche wahrnehmen, beschreiben und klassifizieren. Damit kommen sie ein Stück weiter auf dem Weg auf dem Weg zur elektronischen Nase.

Jena kann man durchaus als Hauptstadt der Geruchsforschung beschreiben. Nicht nur an der Friedrich-Schiller-Universität werden Düfte intensiv untersucht, sondern auch am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. Zusammen mit der TU Dresden haben Forschende der Uni Jena nun im Rahmen des Projekts "Olfactorial Perceptronics" eine neuartige Geruchsdatenbank aufgebaut. Das Projekt bringt dabei verschiedene Forschungsdisziplinen zusammen: Psychologie, Physik, Chemie, Materialwissenschaften und Medizin.

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Covergrafik der Podcast-Folge von "Meine Challenge": Ich werde Feinschmeckerin. Die Illustration zeigt eine junge Frau mit geschlossenen Augen, die eine Erdbeere isst. Neben ihr der Schriftzug: Ich werde Feinschmeckerin. Gestaltung: Jessica Brautzsch 34 min
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MDR Fr 03.07.2020 15:00Uhr 34:19 min

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Katalog für verschiedene Gerüche in 13 Sprachen

Für die Datenbank haben die Experten über 1.200 Probandinnen und Probanden an 74 monomolekularen – also chemisch sehr einfach strukturierten – Geruchsproben schnuppern lassen. Die Versuchspersonen haben dann das, was sie mit der Nase wahrnahmen, mit eigenen Worten beschrieben und zudem anhand einer Ratingskala unter anderem bewertet, wie angenehm oder wie intensiv ihnen der jeweilige Geruch erschien. Aus diesen Informationen zur Wahrnehmung lassen sich allgemeine Aussagen über den Geruch bestimmter Substanzen herausdestillieren. Ihre Ergebnisse stellen die Forschenden via App auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.

Neben den grundlegenden Erkenntnissen zur Geruchswahrnehmung ebnen solche Datenbanken den Weg für mögliche Anwendungen. "Unser Smartphone beispielsweise kann unser Gesicht oder unsere Stimme erkennen – beim digitalen Riechen allerdings stoßen die Entwicklerinnen und Entwickler noch an grundlegende Grenzen", erklärt der Studienautor Alexander Croy. "Mit Hilfe solcher Forschungsergebnisse kommen wir der elektronischen Nase aber schon näher und können möglicherweise irgendwann sogar den eigenen Körpergeruch identifizieren." Solche Funktionen können beispielsweise für medizinische Anwendungen eine enorme Bedeutung haben. Deshalb haben die Jenaer Forschenden gemeinsam mit Kollegen aus Finnland, Israel und Tschechien einen weiteren Datensatz erarbeitet, der Körpergerüche erfasst.

"Wir wissen, dass sich bestimmte Krankheitsbilder auf den Körpergeruch auswirken. Bei der Erkennung und Diagnostik von Krankheiten kann es also sehr hilfreich sein, ihn detailgenau zu erfassen", erklärt Antonie Bierling, eine weitere Studienautorin. "Allerdings lässt sich das nicht gut artikulieren, da das Vokabular für die Beschreibung des Körpergeruchs noch immer stark begrenzt ist." Deshalb haben die Forschenden über 2.600 Probandinnen und Probanden in 17 Ländern online befragt, wie sie den Geruch einzelner Körperpartien beschreiben würden und wie er sich, wenn eine Person krank ist oder Sport getrieben hat, unterscheidet. Dabei entstand ein Beschreibungskatalog für verschiedene Gerüche in 13 Sprachen, der deutliche Überschneidungen hervorbringt und somit allgemeine Aussagen darüber zulässt, wie bestimmte Bereiche des Körpers riechen. Achselgeruch nehmen die Testpersonen übergreifend als schweißig, sauer und stinkend wahr, Mundgeruch bezeichnen sie wahlweise als frisch oder stinkend und Fußgeruch als käsig.

Links/Studien

Die Studie "A standardized lexicon of body odor words crafted from 17 countries" ist im Fachjournal "Scientific Data" erschienen.

cdi/pm

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 10. Juni 2024 | 17:13 Uhr

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