Leere Krankenhausbetten stehen in einem leeren Krankenhausflur
Ohne die syrischen Ärzte gäbe es in Deutschland eine Versorgungslücke. Bildrechte: picture alliance / SVEN SIMON | Frank Hoermann / SVEN SIMON

Gesundheitswesen Drohende Versorgungslücke in Krankenhäusern durch Rückkehr syrischer Ärzte

11. Dezember 2024, 06:28 Uhr

Die Sächsische Krankenhausgesellschaft warnt vor Versorgungsengpässen, sollten viele syrische Ärzte in ihre Heimat zurückkehren. Die Medizinerinnen und Mediziner sind insbesondere in kleineren Krankenhäusern auf dem Land tätig. In Sachsen stammen mehr als 400 Mediziner aus Syrien. In Thüringen arbeiten knapp 350 syrische Ärzte, in Sachsen-Anhalt knapp 140.

Astrid Wulf, Moderatorin und Autorin
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Samer Matar habe seit Tagen nicht geschlafen, sagt er. Zu groß sei die Aufregung nach dem Sturz von Syriens Diktator. Matar stammt aus Syrien, ist Arzt in Leipzig und engagiert sich im Verein Syrische Gesellschaft für Ärzte und Apotheker in Deutschland.

Im Netzwerk hätten nun viele den Wunsch geäußert, in die Heimat zurückzukehren, erzählt Matar. Sie wissen, dass sie eine Lücke im Gesundheitssystem hinterlassen würden: "Viele haben sich gewünscht, dass sie als Menschen betrachtet werden, die eine Familie vor Ort haben und nicht als Fachkräfte, die eine Lücke stopfen müssen und nur wichtig sind, weil sie hier Arbeit leisten." Viele hätten Heimweh und wollten freiwillig zurückkehren, um ihre Familien wiederzusehen und zu unterstützen.

Matar glaubt nicht, dass viele Syrer direkt in den nächsten Tagen aufbrechen. Allerdings hätten sie die Absicht geäußert zurückzugehen: Geschehen würde dies vielleicht in den nächsten Monaten oder in wenigen Jahren.

Viele syrische Ärzte arbeiten in Deutschland

Der Internist Matar ist einer von mehreren Tausend syrischen Ärztinnen und Ärzten, die laut Statistik im vergangenen Jahr in Deutschland gearbeitet haben. Laut Bundesärztekammer sind die meisten von ihnen in Krankenhäusern tätig. Sie sind die größte Gruppe ausländischer Ärzte im deutschen Gesundheitssystem.

Das spiegelt sich auch in Sachsen wider. Etwa 1,5 Prozent aller Ärzte im Freistaat haben einen syrischen Pass. Ohne sie könnte eine Versorgungslücke entstehen, sagt Friedrich München, Geschäftsführer der Sächsischen Krankenhausgesellschaft, denn die sie sind häufig in kleineren Krankenhäusern im ländlichen Raum tätig: "Es wäre ein ziemlicher Einschnitt, wenn die syrischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Land verlassen sollten. Das wäre ein ziemlicher Stresstest für unsere medizinische Versorgung."

Das könne dazu führen, dass Behandlungen nicht durchgeführt werden und man mehr auf Wartelisten umsteigen müsste, sagt München.

Medizinische Hilfe in Syrien dringend erforderlich

Zum Vergleich: In Sachsen wurden im vergangenen Jahr 416 syrische Ärzte gezählt, 348 in Thüringen und in Sachsen-Anhalt waren es 138. Diese seien wertvolle Kollegen, teilte der Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt mit. Uwe Ebmeyer betont, es sei bedauerlich, wenn die Kolleginnen und Kollegen das Land verließen – wegen des Nachwuchsmangels, aber auch wegen der Menschen selbst und wegen der Vielfalt. Ebmeyer hat aber auch Verständnis für den Wunsch zurückzukehren.

Genau wie sein Kollege Uwe Köhler, Vizepräsident der Sächsischen Ärztekammer: "Man muss abwarten, wie sich das weiterentwickelt. Ich gehe nicht davon aus, dass sie jetzt alle auf einmal zurückkehren." Wenn sie sich dafür entschieden, müsse man Respekt zollen, denn in Syrien sei medizinische Hilfe dringend erforderlich – "und unsere Probleme hier vor Ort, die müssen wir schon selbst lösen", ergänzt Köhler. Doch hinterlasse jeder Kollege und jede Kollegin hier eine Lücke.

Der Leipziger Arzt Samer Matar ist eingebürgert und weiß noch nicht, ob er nach Syrien zurückgehen wird oder seine Familie dort von hier besser unterstützen kann. Noch sei die Situation im Land viel zu unsicher, aber nun bestehe Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Syrien.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Dezember 2024 | 06:08 Uhr

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