Bundeshaushalt Wie fehlendes Geld Sprach- und Integrationskurse erschwert
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08. Februar 2025, 05:00 Uhr
Sprache ist der Schlüssel zur Integration, heißt es immer. Denn nur wer sich verständigen kann, nimmt auch aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Deswegen gibt es in Deutschland die Integrationskurse. Allerdings steht in diesem Jahr voraussichtlich weniger Geld dafür zur Verfügung. Anbieter der Kurse haben schon angefangen zu streichen. Auch sogenannte Berufssprachkurse, die auf die Integrationskurse aufbauen, fallen weg.
- Volkshochschule muss zahlreiche Integrations- und Sprachkurse streichen.
- Dass das Geld fehlt, hat mit dem Bruch der Ampelkoalition in Berlin zu tun.
- Experten warnen davor, bei den Sprachkursen zu sparen.
Ulrike Struck verwaltet gerade einen Mangel. Sie plant die Kurse für "Deutsch als Fremdsprache" an der Volkshochschule Dresden.
Wir fühlen uns hilflos.
Obwohl die Nachfrage da sei, müsse sie jetzt das Kursangebot zusammenstreichen. Integrationskurse nur für Frauen etwa werden künftig im Kursangebot der VHS Dresden fehlen. Außerdem falle die Möglichkeit weg, Stunden nachzuholen und die Prüfung nochmal zu machen, wenn Teilnehmende im ersten Anlauf nicht das Sprachniveau B1 erreicht haben. "Dabei hat ein Teil von denen es dann noch bis B1 geschafft. Das fällt jetzt weg und damit auch die Teilnehmenden, die das natürlich nicht aus eigener Tasche finanzieren können."
Streichungen auch bei Berufssprachkursen
Einschnitte gebe es auch bei den Berufssprachkursen. Während Integrationskurse erste Sprachkenntnisse und Grundwissen über deutsche Kultur, Geschichte sowie Rechtsordnung vermitteln, gehen die Berufssprachkurse noch einen Schritt weiter und vertiefen die Sprachkenntnisse.
Für Fachkräfte seien die Berufssprachkurse entscheidend, um ins Berufsleben starten zu können, erklärt Ulrike Struck: "Ärzte, Mediziner, Psychologen und Lehrer zum Beispiel. Die müssten alle mindestens B2 oder sogar C1 durchlaufen, um dann eine angemessene Tätigkeit, die ihren Voraussetzungen entspricht, aufnehmen zu können." Im Januar hätten an der VHS Dresden nur vier von sieben Berufssprachkursen starten können.
Weniger Geld wegen Ampel-Aus
Entscheidend für die Planung von Ulrike Struck in Dresden sind Entscheidungen in Berlin. Wegen des Ampelbruchs gibt es nur eine sogenannte vorläufige Haushaltsführung. Und die sieht bislang weniger Geld als im vergangenen Jahr für die Kurse vor. Die Mittel könnten aber noch aufgestockt werden, sobald die neue Regierung nach der Bundestagswahl steht und einen regulären Haushalt aufstellt, betont Dr. Wido Geis-Thöne, beim Institut der deutschen Wirtschaft zuständig für den Bereich "Bildung, Innovation, Migration".
Trotzdem stelle die Situation die Anbieter der Kurse gerade vor große Herausforderungen. "Weil die Träger natürlich nicht planen können. Sie können nicht entsprechend Lehrpersonal anheuern und dann unter Umständen – wenn das Geld nachträglich kommt – Probleme bekommen, die Integrationskurse abzuhalten."
Sprachkurse fundamental für Integration
Er warnt davor, bei den Sprachkursen zu sparen. "Wenn diese Grundbildung fehlt, dann tun sich zugewanderte Personen sehr schwer, hier anzukommen. Dann werden die Hürden einfach deutlich größer."
Da ist er ganz bei Ulrike Struck von der Volkshochschule Dresden. Sie erzählt: "Wir haben es gemerkt bei den ersten Menschen, die man nach Deutschland geholt hat zum Arbeiten: wie oft da auch Parallelgesellschaften entstanden sind, weil man eben die Integration der Sprache nicht vorangetrieben hat." Integration könne Konflikte vermeiden, da ist sie sich sicher.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. Februar 2025 | 06:00 Uhr