Marco Leitzke ist von seiner Heilungsmethode überzeugt und hat sie bereits in Publikationen dargelegt: Niedrig dosiertes, über Pflaster verabreichtes Nikotin könnte dabei helfen, Signalwege im Nervensystem wiederherzustellen, die durch eine Long Covid-Erkrankung beschädigt wurden. In seiner jüngsten Veröffentlichung beschreibt der Oberarzt an der Helios Klinik in Leisnig den konkreten Fall einer Patientin. Diese wurde am Universitätsklinikum in Leipzig vor und nach der Behandlung mit einem MRT untersucht. Die Daten zeigten deutlich die Wirkung der Methode, so Leitzke und Kollegen im Journal "Bioelectronic Medicine".

Grund für die typischen Long Covid-Symptome sei demnach die Störung der cholinergen Neurotransmission, also der Kommunikation zwischen Zellen und Neuronen. Ursache seien Restpartikel des Virus, die Rezeptoren auf den Zellen blockierten. Diese Blockaden ließen sich mit niedrig dosiertem, über die Haut aufgenommenen Nikotin lösen, so Leitzke und Team.

Gänzlich unplausibel ist die Hypothese nicht. Schon im Juni 2020 hatte eine Gruppe spanischer Mediziner Hinweise beschrieben, dass Nikotin die Überreaktion des Immunsystems bremsen könne. Allerdings zeigen Studien auch, dass Rauchen das Risiko schwer an Covid-19 zu erkranken, erhöht und nicht senkt.

Von einem Durchbruch im Kampf gegen Long Covid will der Leisniger Arzt noch nicht sprechen. Dazu sei die Wirkung noch nicht ausreichend untersucht. "Wir brauchen noch eine große, verblindete klinische Studie mit einer hohen Teilnehmerzahl. Das ist sehr kostenintensiv", sagt er im Gespräch mit MDR AKTUELL. Allerdings zeigten Umfragen bei 231 Betroffenen, die Nikotinpflaster gegen Long Covid angewendet hatten, dass 73,5 Prozent von einer deutlichen Verbesserung ihrer Symptome berichteten.