Atemwegsinfektion Kinderärzte warnen vor Engpass bei RSV-Impfstoff für Babys
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04. November 2024, 15:30 Uhr
Wegen Lieferengpässen und hoher Nachfrage wird die für Babys empfohlene Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) nach Angaben des Kinder- und Jugendärzteverbands knapp. Krankenkassen und Politik hätten es gemeinsam verschlafen, sagte der Sprecher des BVKJ Nordrhein, Axel Gerschlauer. Kinder- und Jugendärzte in Sachsen klagen ebenfalls über einen Mangel am RSV-Impfstoff. Das Virus kann besonders für Säuglinge gefährlich werden.
- Kinderärzteverband warnt vor erneut überlasteten Kinderkliniken.
- Sachsens Kinder- und Jugendärzte kritisieren: Politik hat verschlafen.
- RSV kann zu schweren Atemwegserkrankungen führen.
In Deutschland gibt es einem Zeitungsbericht zufolge Engpässe bei der Impfung von Babys gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Die große Chance einer frühzeitigen und flächendeckenden Impfung aller gefährdeten Säuglinge gegen das RS-Virus hätten Krankenkassen und Politik gemeinsam schlicht verschlafen, sagte der Sprecher des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) für die Region Nordrhein, Axel Gerschlauer, der "Rheinischen Post".
Der Kinderärzteverband befürchtet in diesem Winter erneut überlastete Kinderkliniken. "Da wird noch einiges auf uns zukommen." Man fürchte auch in diesem Jahr Engpässe bei der Medikamentenversorgung. Strukturell habe sich bei beiden Punkten überhaupt nichts getan, sagte Gerschlauer der Zeitung. Bei der Krankenhausreform dürften nicht noch mehr Kinderbetten gestrichen werden. Die Versorgung von kranken Kindern und vor allem Säuglingen sei in der vergangenen Saison selbst in den großen Städten schon nicht mehr ausreichend gewährleistet gewesen. "Eine Verschlechterung mag man sich für den ländlichen Raum gar nicht vorstellen", warnte der Verbandssprecher.
Lieferengpässe des Herstellers
Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, sagte ebenfalls der "Rheinischen Post", die Immunisierungskampagne für Babys mit dem Wirkstoff Nirsevimab (Beyfortus) laufe "wegen Lieferengpässen des Herstellers leider nur sehr stockend an". Die Nachfrage der Eltern in den Kinderarztpraxen nach einer Immunisierung sei hoch. "Der Hersteller Sanofi versucht jetzt, durch Ware aus Frankreich, Spanien und den USA den vielen Bestellungen nachzukommen." Die Wartelisten für Beyfortus in den Apotheken seien oft schon sehr lang, sagte Preis.
RSV-Impfstoff für Babys auch in Sachsen knapp
Auch die sächsischen Kinder- und Jugendärzte klagen über einen Mangel an RSV-Impfstoff für Babys. Verbandssprecherin Melanie Ahaus sagte MDR AKTUELL, das Problem sei überall das Gleiche. Die Politik habe das schlicht verschlafen. Ahaus zufolge hätten eigentlich schon alle ab April geborenen Kinder gegen die gefährliche Atemwegsinfektion geimpft werden sollen. Die Empfehlung der Ständige Impfkommission (Stiko) im Juni 2024 sei aber für den Hersteller zu spät gekommen. Die Leipziger Kinderärztin fügte hinzu, zum Glück hätten viele Risiko-Kinder schon die Impfung erhalten. Es sei aber wichtig, dass der Impfstoff bald für alle Babys zur Verfügung stehe.
Für Neugeborene und Säuglinge empfiehlt die Stiko seit diesem Sommer eine einmalige Injektion des Antikörpers Nirsevimab. Es handelt sich um eine sogenannte passive Immunisierung: Verabreicht werden bereits gebildete Antikörper, diese werden also nicht aktiv vom eigenen Immunsystem produziert.
Infektion der Atemwege
RSV ist ein weltweit verbreiteter Erreger, der schwere Atemwegserkrankungen hervorrufen kann. Insbesondere für Neugeborene und Säuglinge kann eine Infektion gefährlich werden. Gerade bei den Kleinsten kann der Erreger Bronchitis und Lungenentzündungen verursachen. Grundsätzlich kann man in jedem Alter daran erkranken und sich wiederholt infizieren. Jährlich kommen nach Daten des RKI etwa 25.000 Säuglinge wegen RSV ins Krankenhaus. Rund 200.000 Säuglinge mit RSV werden ambulant behandelt. Das Virus wird über Tröpfchen übertragen. Die Erkrankung kann bislang nur symptomatisch behandelt werden.
dpa, AFP, MDR (das)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. November 2024 | 13:00 Uhr