Ein Baby erhält eine Impfung.
Winterkinder sollen rasch nach der Geburt geimpft werden. Sommerkinder sollten vor dem Beginn der RSV-Saison im Oktober den Schutz erhalten. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / Zoonar | Matej Kastelic

Holpriger Start Neue RSV-Impfungen für Babys in Thüringen nicht überall erhältlich

13. Oktober 2024, 10:18 Uhr

Obwohl die Saison der Atemwegserkrankung RSV gerade beginnt, gibt es die neue RSV-Impfung für Babys in Thüringen noch nicht flächendeckend. So warten etwa Kinderärzte in Weimar noch vergeblich auf den Impfstoff, während er am Uniklinikum Jena schon vorrätig ist. In der vergangenen Virus-Saison mussten in Thüringen hunderte Babys und Kleinkinder im Krankenhaus versorgt werden, die sich eine RSV-Infektion zugezogen hatten.

Der Start der RSV-Impfungen für Säuglinge in Thüringen verläuft holprig. Laut Dirk Rühling, dem Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Thüringen gebe es regionale Unterschiede, wo der Impfstoff geliefert werden könne und wo nicht.

Impfstoff in Jena vorrätig und in Weimar nicht lieferbar

In Weimar, wo Rühling selbst praktiziert, sei bisher kein Impfstoff zu bekommen. Es gebe hier auch noch keinen Termin für eine erste Lieferung. "Besorgten Eltern rennen uns die Praxis ein und wir können nichts machen", sagt Rühling.

Eine Spritze wird in den Oberschenkel eines Babys gesteckt.
Die Impfung wird bei Babys in den Oberschenkel verabreicht. Bildrechte: picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Problemlos seien die Impfungen hingegen am Uniklinikum Jena angelaufen. Wie eine Sprecherin mitteilte, gebe es hier bei der Lieferung des Nirsevimab Antikörpers keine Engpässe. Allerdings kann das nach Informationen von MDR THÜRINGEN allenfalls seit wenigen Tagen der Fall sein. Noch Anfang der Woche wurde Müttern unmittelbar nach der Geburt mittgeteilt, dass wegen Lieferschwierigkeiten für die Neugeborenen keine RSV-Impfung angeboten werden könne. Seit Anfang des Jahres ist es jedoch möglich, dass werdende Mütter sich in Jena gegen RSV impfen lassen, wodurch die Immunität an das Kind weitergegeben wird.

Ende September hatte das Bundesgesundheitsministerium einen Versorgungsmangel des RSV-Impfstoffes für Neugeborene bekanntgegeben. Das Thüringer Gesundheitsministerium hat nach eigenen Angaben aber noch keine Erkenntnisse darüber, wie die Impfungen in Thüringen anliefen und wie viel Impfstoff verfügbar ist.

Hunderte Babys in Thüringer Krankenhäusern behandelt

Eine Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) ist bei Babys eine häufige Ursache von Erkrankungen der unteren Atemwege. In Thüringen mussten von Oktober 2023 bis Juni 2024 nach Angaben des Gesundheitsministeriums 415 infizierte Kinder im Krankenhaus behandelt werden, fast die Hälfte davon war jünger als ein Jahr.

Verwirrung bei Impfkosten-Übernahme

Der Impfstoff soll Kindern unabhängig von Risikofaktoren verabreicht werden und gegen schwere Verläufe schützen. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen für Kinder, die ab dem 1. April 2024 geboren sind. Laut Rühling gebe es hier viel Verwirrung, weil Eltern die Annahme hätten, dass Kinder unter einem Jahr generell die Impfung erstattet bekommen.

Eine Spritze wird in den Oberschenkel eines Babys gesteckt. 4 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Weil Kinder, die vor dem 31. März 2024 geboren wurden, sich aber schon in der ersten RSV-Saison - also von Oktober bis März - mit dem RSV hätten anstecken können, hätten diese keinen Anspruch. Das sei aber nur im ersten Jahr so kompliziert, so Rühling. Künftig sollen Babys, die zwischen Oktober und März auf die Welt kommen, rasch nach der Geburt geimpft werden. Kinder, die zwischen April und September geboren werden, sollen Nirsevimab möglichst vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison bekommen.

MDR (ask), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 13. Oktober 2024 | 10:00 Uhr

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