Infektionswelle Notaufnahmen ächzen unter steigenden Patientenzahlen
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16. Dezember 2022, 17:31 Uhr
Viele Atemwegsinfekte, erkranktes Personal und Unfälle wegen Glatteis machen Kliniken in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu schaffen. Manche Notaufnahme verzeichnete zuletzt einen neuen Jahresrekord an Patienten, vielfach müssen Operationen verschoben werden.
- Das Städtische Klinikum Dessau verzeichnete zuletzt einen Jahresrekord an Zugängen in der Notaufnahme
- Am Klinikum Chemnitz fällt derzeit zehn Prozent des Personals wegen Krankheit aus
- Dringlichkeit entscheidet über Wartezeit - Fälle wie Herzinfarkt weiterhin schnell beim Arzt
Steigende Patientenzahlen und ausfallendes Personal machen Kliniken in Mitteldeutschland zunehmend zu schaffen. Das Städtische Klinikum Dessau erreichte vergangene Woche mit 811 Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme einen neuen Höchststand im laufenden Jahr, wie ein Sprecher MDR AKTUELL mitteilte. In der Woche vom 7. November waren es demnach noch 695, seitdem stieg die Zahl von Woche zu Woche.
Woche | Anzahl der Aufnahmen |
---|---|
7.-13. November 2022 | 695 Patientinnen und Patienten |
14.-20. November 2022 | 756 Patientinnen und Patienten |
21.-27. November 2022 | 777 Patientinnen und Patienten |
28. November - 4. Dezember 2022 | 785 Patientinnen und Patienten |
5.-11. Dezember 2022 | 811 Patientinnen und Patienten |
Gründe seien vor allem viele Atemwegsinfektionen wie Influenza, Grippe und Corona. Zuletzt kamen auch viele Patienten dazu, die wegen des Glatteises verunglückt waren. Viele Krankheitsausfälle beim Personal verschärfen den Angaben zufolge die angespannte Lage, die Versorgungssicherheit sei aber nicht gefährdet. Mit durchschnittlich 2,5 Stunden seien die Wartezeiten relativ hoch – sonst seien es eher 1,5 Stunden. Von einer Situation wie am Leipziger Uniklinikum ist Dessau damit aber weit entfernt. Die Notaufnahme in der Messestadt schlug zuletzt Alarm und sprach von teils mehr als 20 Stunden, die Patienten dort insgesamt verbringen.
Uniklinik Magdeburg bereits seit Juli eingeschränkt
So konkrete Zahlen wie Dessau konnten andere Kliniken kurzfristig nicht nennen. Viele Häuser bestätigen aber eine angespannte Lage und appellieren an Patienten, sich in weniger dringenden Fällen zunächst an niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zu wenden. In den Notaufnahmen entscheide letztlich die Dringlichkeit des einzelnen Falls über die Wartezeit. In einigen Kliniken führte die angespannte Lage aber bereits dazu, dass planbare Operationen verschoben wurden - am Universitätsklinikum Magdeburg sogar bereits seit Juli dieses Jahres. Grund sind hier nicht besetzte Stellen.
"Die jetzt hinzukommende Krankheitswelle beeinträchtigt diese Kapazität noch zusätzlich, sodass wir tageweise einzelne Fachrichtungen bitten müssen, nicht dringliche Operationen zu verschieben", erklärte eine Sprecherin. Manche Operationen könnten nach wenigen Tagen nachgeholt werden, teils verzögere sich ein Termin so um ein bis zwei Monate.
Zehn Prozent Personalausfall an Klinikum Chemnitz
Auch das Klinikum Chemnitz verzeichnet ein höheres Patientenaufkommen in der Zentralen Notaufnahme als in den Vorjahren. Auffällig sei besonders die Häufung von schweren Infektionen mit dem Erreger Influenza A sowie zunehmende Hospitalisierungen wegen Sars-CoV-2 und RS-Viren. Täglich würden hier 100 bis 120 Patienten versorgt. Umgekehrt fallen beim ärztlichen und pflegerischen Personal täglich rund zehn Prozent aus. Vereinzelt müssten daher Betten gesperrt und planbare Operationen verschoben werden. Insgesamt sei die Situation aber stabil und beherrschbar.
Helios Kliniken Thüringen: Entlastung durch Impfen
Die Helios Kliniken Thüringen betonen, die Versorgung von Patientinnen und Patienten sei uneingeschränkt gewährleistet. Zwar seien wegen zahlreicher Atemwegsinfektionen auch hier längere Wartezeiten möglich. In dringenden Fällen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall finde aber innerhalb von zehn Minuten ein Arztkontakt statt. "Unsere Notaufnahme kann entlastet werden, indem Bürger:innen das Impfangebot der Hausärzte nutzen und entsprechende Vorsorge betreiben", ergänzte eine Sprecherin.
Unsere Notaufnahme kann entlastet werden, indem Bürger:innen das Impfangebot der Hausärzte nutzen und entsprechende Vorsorge betreiben.
Das Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar konnte nach eigenen Angaben bisher "weitestgehend alle geplanten Operationsleistungen" durchführen. Hohe Krankenstände beim Personal sowie deren Kindern belaste aber auch hier die Notfallbehandlung stark. "Bisher ist es unserem Klinikum gelungen, das erforderliche Personal aus anderen Abteilungen abzuziehen und damit die Funktionsfähigkeit der Notaufnahme zu gewährleisten", erklärte eine Sprecherin.
KKH Erfurt und Ameos Kliniken Sachsen-Anhalt eher gelassen
Vergleichsweise entspannt reagieren die Ameos Kliniken Sachsen-Anhalt und das Katholische Krankenhaus "St. Johann Nepomuk" Erfurt. Die Wartezeiten und Patientenzahlen seien stabil, meldet das Krankenhaus aus der Thüringer Landeshauptstadt. Operationen seien bisher nicht verschoben worden. Die Ameos Kliniken haben nach eigenen Angaben an ihren zehn Standorten in Sachsen-Anhalt ebenfalls weder OPs verschoben noch Stationen zusammengelegt. Ein überdurchschnittlich hoher Krankenstand sorge aber auch hier für eine angespannte Situation.
MDR (rnm)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. Dezember 2022 | 13:30 Uhr