Gefährdete Klimaziele: Deutschland hinkt trotz Fortschritt hinterher
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05. Februar 2025, 22:18 Uhr
Besser, aber nicht gut genug: Das ist die Beurteilung des Klima-Expertenrates zur Frage, wie sich Deutschland auf dem Weg zu den Klimazielen 2030 schlägt. Auch bei der sozialen Verteilung der Last der Klimamaßnahmen hapert es den Fachleuten zufolge. Abhilfe könnte die Wiedereinführung des Klimakabinetts schaffen.
- Der Klima-Expertenrat der Bundesregierung sieht weiterhin keine Aussicht auf das Erreichen der deutschen Klimaziele.
- Bestehende Verbesserungen beim Klimaschutz reichen den Wissenschaftlern zufolge nicht aus.
- Der Expertenrat empfiehlt die Wiedereinführung eines Klimakabinetts nach dem Vorbild des früheren Gremiums unter Angela Merkel.
Trotz gesunkener Treibhausgasemissionen wird Deutschland seine Klimaziele für das Jahr 2030 weiterhin nicht erreichen. Das geht aus einem Zweijahresgutachten des Expertenrates für Klimafragen hervor. Das von der Bundesregierung eingesetzte Gremium bemängelte unter anderem, dass Klimapolitik breiter gedacht und besser in eine politische Gesamtstrategie eingebettet werden müsse.
Ratsvorsitzender Hans-Martin Henning berichtete jedoch von einem sektorübergreifenden Emissionsrückgang von 11,7 Prozent zwischen 2021 und 2023 – das bedeute Einsparugen von 89 Millionen Tonnen. Dies sei "durchaus ein erheblicher Rückgang". Dazu trugen demnach alle Sektoren bis auf den Verkehr bei, in diesem kam es laut Henning hingegen zu "einem leichten Anstieg" der Emissionen.
Die Bundesregierung hat sich bis 2030 unter anderem vorgenommen, den Ausstoß der Treibhausgase im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent zu reduzieren.
Rückgang der Emissionen reicht nicht aus
Der Expertenrat beurteilte in seinem Gutachten zudem die längerfristige Entwicklung der Treibhausgase. Im Zeitraum 2014 bis 2023 habe sich der Rückgang der Emissionen im Vergleich zu den Jahren 2010 bis 2019 "deutlich beschleunigt", betonte Henning. Die Minderung liegt demnach jetzt bei 25,7 Megatonnen pro Jahr, vorher waren es nur 11,2. Den Expertinnen und Experten zufolge reicht dieser beschleunigte Rückgang der Emissionen aber nicht aus. Selbst wenn dieser anhalten würde, würden damit die deutschen Klimaziele für 2030 nicht erreicht werden.
Henning erkannte "durchaus verstärkte" Anstrengungen zur Treibhausgasreduktion an, verwies aber darauf, dass alle relevanten Politikfelder klimapolitische Maßnahmen miteinbeziehen müssten.Die Wiedereinführung des Klimakabinetts stelle dafür eine "vielversprechende Option" dar. Ein solches Kabinett bestehend aus bestimmten Ministerinnen und Ministern gab es unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
Die Expertinnen und Experten des Rates bemängelten darüber hinaus ein "soziales Ungleichgewicht" der bestehenden Klimamaßnahmen. Untere und mittlere Einkommensgruppen müssten von diesen künftig stärker profitieren als bislang, sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende Brigitte Knopf.
Was macht der Expertenrat für Klimafragen?
Der Expertenrat für Klimafragen ist ein unabhängiges fünfköpfiges Gremium, das die Wirksamkeit der deutschen Klimaschutzpolitik überprüft und der Politik Anregungen gibt. Seine Aufgaben sind gesetzlich festgeschrieben. Alle zwei Jahre muss das Gremium ein Gutachten vorlegen.
afp/dpa (lik)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. Februar 2025 | 13:10 Uhr