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Studie des Umweltverbands Germanwatch

MDR AKTUELL Mi 22.01.2025 13:11Uhr 01:09 min

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Wissen-News "Super-Emittenten": Deutsche Fleisch- und Milchkonzerne stoßen zu viel Treibhausgas aus

22. Januar 2025, 16:51 Uhr

Die größten deutschen Fleisch- und Milchkonzerne emittieren laut einer Studie Treibhausgase in Größenordnung von zwei Dritteln des Autoverkehrs im Land. Zu viel, sagen die Autoren der Studie. Der Verband der Fleischwirtschaft wehrt sich, auch gegen den Vorwurf der Intransparenz.

Die Fleisch- und Milchproduktion in Deutschland schadet massiv dem Klima. Nach einer Studie der Umweltorganisation Germanwatch verursachten die jeweils zehn größten deutschen Fleisch- und Milchkonzerne im Jahr 2022 große Emissionen von Treibhausgasen. Diese entsprachen demnach fast zwei Dritteln (61 Prozent) der Ausstoßmenge des PKW-Verkehrs in Deutschland. Unter Einbeziehung sogenannter Opportunitätskosten – die sich bei der Umnutzung von Flächen mit natürlicher Vegetation für den Futtermittelanbau entgangene Kohlenstoff-Speicherung – seien die Emissionen im Vergleich zu denen durch Treibstoffverbrennung in Autos ausgestoßenen gar anderthalb mal so hoch. Zu ihren Bemühungen im Klimaschutz gäben die Konzerne nur "höchst lückenhaft" Auskunft, heißt es von Germanwatch.

Unternehmen sehen sich als "Klimaweltmeister"

Der Verband der Fleischwirtschaft wehrt sich gegen die Kritik. "Im vergangenen Jahr hat das Bundesumweltamt (sic!) festgehalten, dass der Sektor Landwirtschaft inklusive der Tierhaltung sein Klimaziel übererfüllt hat", hob Hauptgeschäftsführer Steffen Reiter hervor. Der Milchindustrie-Verband äußerte sich bisher nicht zu den von Germanwatch erhobenen Vorwürfen.

Viele Unternehmen der Fleisch- und Milchwirtschaft haben sich laut Reiter der sogenannten Science Based Targets Initiative angeschlossen. Über diese würden der Klimagasausstoß und die Reduktionsziele nachvollziehbar und transparent gemacht. Im internationalen Vergleich sei die deutsche Nutztierhaltung "einer der Klimaweltmeister".

UBA-Präsident: Wirksamer Klimaschutz ohne Reduzierung der Tierzahlen nicht möglich

Der Präsident des Umweltbundesamts (UBA) Dirk Messner wies allerdings im April 2024 darauf hin, dass wirksamer Klimaschutz in der Landwirtschaft ohne eine schrittweise Reduzierung der Tierzahlen nicht möglich sei. "Gleichzeitig muss auch der Konsum tierischer Produkte weiter sinken, wenn wir die Klimaziele in der Landwirtschaft erreichen wollen", sagte er in der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Germanwatch fordert klare Reduktionspläne

Germanwatch reichen die bisherigen Schritte nicht. "Wir erwarten insbesondere von den größten Vertretern der Branche klare Pläne zur deutlichen Reduktion ihrer Emissionen – auch in ihren Lieferketten", schrieb Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von Germanwatch.

Christoph Bals
Christoph Bals von Germanwatch (Archivbild) fordert "klare Pläne zur Reduktion ihrer Emissionen" von Fleisch- und Milchproduzenten. Bildrechte: IMAGO/photothek

Die bisherigen klimabezogenen Angaben der jeweiligen Marktführer der deutschen Fleisch- und Milchindustrie seien trotz erster Ansätze "ungenügend, unvollständig, intransparent und nicht kohärent", kritisiert Konstantinos Tsilimekis, Hauptautor der Studie. Eine an die Konzerne gesendete Abfrage zu ihren Emissionen und Klimaschutzmaßnahmen sei in fast allen Fällen – auch auf wiederholte Nachfrage – unbeantwortet geblieben.

"Zukunftsweisende Geschäftsmodelle" in "fairer Partnerschaft" entwickeln

Die Studie führt Möglichkeiten zur Einsparung von Emissionen auf. Diese ließen sich neben einem besseren Bodenschutz und einer Wiedervernässung der Moore vor allem durch eine eingeschränkte Tierhaltung und letztlich auch weniger Konsum tierischer Produkte umsetzen. Laut Berechnung von German Watch ließen sich über 21 Millionen Tonnen bei den Schlachtbetrieben bzw. knapp 16,5 Millionen Tonnen bei den Molkereien einsparen, wenn sie verstärkt pflanzliche Produkte herstellen würden.

In der Studie heißt es weiter: "Insgesamt bedarf es einer grundlegenden Kurskorrektur innerhalb der Fleisch- und Milchbranche: Es müssen in fairer Partnerschaft mit den landwirtschaftlichen Erzeuger:innen zukunftsweisende Geschäftsmodelle entwickelt werden, die deutliche Reduktionen der Tierzahlen und damit zugleich ebenso deutliche Reduktionen der Treibhausgasemissionen ermöglichen." Doch auch die Politik müsse noch "einiges tun".

Link zur Studie

Die Studie von Germanwatch ist auf der Website der Umweltorganisation zu finden

dpa/kna/jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 22. Januar 2025 | 13:08 Uhr

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