Geburtshilfe Zahl der Kaiserschnitte in Deutschland auf Rekordniveau
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15. Februar 2023, 11:39 Uhr
Fast jedes dritte Baby wurde 2021 laut Statistischem Bundesamt per Kaiserschnitt entbunden – ein neuer Rekord. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit im oberen Drittel. In Sachsen kommen dagegen bundesweit die wenigsten Kinder per Kaiserschnitt zur Welt. Aus den Zahlen der Statistiker geht auch hervor, dass immer weniger deutsche Krankenhäuser Geburtshilfe anbieten.
- In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Anteil der Geburten per Kaiserschnitt mehr als verdoppelt.
- In Sachsen werden bundesweit die wenigsten Kinder per Kaiserschnitt zur Welt gebracht.
- Immer weniger Krankenhäuser in Deutschland bieten Geburtshilfe an.
Die Zahl der Geburten per Kaiserschnitt in deutschen Krankenhäusern hat einen neuen Höchststand erreicht. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, entbanden im Jahr 2021 etwa 237.000 Frauen per Kaiserschnitt. Das war fast jede dritte Geburt (30,9 Prozent) in einem Krankenhaus. Ein Jahr zuvor hatte der Anteil noch bei 29,7 Prozent gelegen.
Mehr als doppelt so viele Geburten per Kaiserschnitt wie vor 30 Jahren
Noch deutlicher ist der Anstieg über die letzten 30 Jahre betrachtet. Im Jahr 1991 lag der Anteil der Kaiserschnitt-Geburten noch bei 15,3 Prozent und damit bei weniger als der Hälfte des aktuellen Werts. Insgesamt wurden 2021 bundesweit etwa 780.000 Kinder im Krankenhaus geboren, einschließlich Zwillings- und Mehrlingsgeburten – knapp drei Prozent mehr als im Vorjahr.
Mit Blick auf die Geburtshilfe machen die Statistiker große regionale Unterschiede aus. In Sachsen war der Anteil der Entbindungen per Kaiserschnitt mit 26,1 Prozent am niedrigsten, am höchsten dagegen im Saarland (36,4 Prozent). Thüringen liegt mit einem Anteil von 28,8 Prozent auf Platz 13 von 16, Sachsen-Anhalt mit 31,3 Prozent auf Platz 7. Deutlich erkennbar ist ein Unterschied zwischen alten und neuen Ländern: Die hinteren vier Plätze der Statistik belegen ostdeutsche Bundesländer.
Kaiserschnitte in der Türkei am häufigsten, in Israel am seltensten
Auf internationaler Ebene führt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vergleichbare Statistiken für das Jahr 2020. Demnach führte die Türkei die Statistik mit 57 Kaiserschnitten auf 100 Lebendgeburten deutlich an. Vergleichsweise niedrig war die Zahl in Israel (15) sowie Norwegen und Island (je 16). Deutschland lag mit rund 30 Kaiserschnitten je 100 Lebendgeburten im oberen Drittel der 26 OECD-Staaten.
Zu den Gründen für den Anstieg bei Kaiserschnitten machten die Statistiker keine Angaben. Andere und deutlich seltener angewandte Methoden der Geburtshilfe wie die Saugglocke kamen nach Angaben des Statistischen Bundesamts bei 6,3 Prozent der Entbindungen zum Einsatz, eine Geburtszange gar nur bei 0,2 Prozent.
Immer weniger Krankenhäuser bieten Geburtshilfe an
Aus den Daten des Statistischen Bundesamtes geht zudem hervor, dass immer weniger Krankenhäuser Geburtshilfe anbieten: Nur noch 32,4 Prozent der 1.887 Krankenhäuser in Deutschland führten demnach 2021 Entbindungen durch. 1991 waren es noch 49,2 Prozent von damals insgesamt 2.411 Krankenhäusern.
dpa/KNA(jan)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Februar 2023 | 10:45 Uhr