Kinderlos glücklich Immer mehr Menschen wollen keine eigenen Kinder
Hauptinhalt
28. September 2024, 05:00 Uhr
Das Pärchen Xenia und Roy hat sich bewusst dafür entschieden, keine Kinder zu bekommen. Damit scheinen sie eine Ausnahme zu sein – zumindest sprechen nur wenige Menschen sprechen darüber. Dass einige Paare keine Kinder wollen, liegt offenbar auch an mangelnder Unterstützung durch die Politik und an starren Geschlechterrollen.
- Immer mehr Menschen haben freiwillig keine Kinder.
- Viele Frauen befürchten mangelnde Unterstützung – sowohl von der Politik als auch von ihren Partnern.
- Das Vorurteil, dass Menschen ohne Kinder unglücklicher sind, stimmt nicht.
Roy Biber ist Ende dreißig, Berufsschullehrer, verheiratet und möchte nicht Vater werden. Dieser Gedanke habe sich in den letzten Jahren bis zur finalen Entscheidung verfestigt, sagt Biber. "Die Angst davor, später mal bereuen zu müssen, keine Kinder zu haben, kann nicht der Grund sein, deswegen jetzt welche zu bekommen." Der Grund sollte schon der Wunsch sein, Kinder zu haben, sagt Biber.
Für seine Mutter, die sich erhofft hatte, im Alter Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen zu können, war das zunächst schwer zu akzeptieren. Roy Biber und seine Frau Xenia scheinen damit aber immer noch eher eine Ausnahme zu sein. Nur wenige sprechen darüber, dass sie keine eigenen Kinder bekommen möchten.
Arbeit und Kind sind für Frauen schwer vereinbar
Dabei nimmt die Zahl freiwillig Kinderloser zu, lässt die Wissenschaft vermuten. Nicole Hiekel, Demografie-Forscherin aus Rostock, beobachtet, dass die Zahl gewollt Kinderloser steigt, je mehr nicht-konforme Lebensweisen gesellschaftlich anerkannt werden.
Allerdings gebe es immer noch Ungleichheit im Übergang zu Elternschaft, was die bezahlte und unbezahlte Arbeit angeht, sagt Hiekel: "Viele Frauen haben sehr viel gleichberechtigtere Einstellungen, als sie sie dann leben." Man könne davon ausgehen, dass Frauen die Entscheidungen darüber träfen, ob und wann sie Eltern werden wollen. "Dann gucken sie sich um und merken, dass die Unterstützung zu gering ist – sowohl familienpolitisch als auch von den Männern, mit denen sie Kinder kriegen."
Hiekel weiter: Frauen seien insgesamt so gut ausgebildet wie nie zuvor und wüssten, dass sie sich entscheiden müssten, zwischen Karriere und Kindern.
Kinderlose sind gesünder, integriert und engagiert
Das Vorurteil, das Kinderlose ein weniger glückliches Leben führen, ließe sich durch Studien zudem auch widerlegen. Nicole Hiekel: "Die Idee von der vereinsamten, verhärmten Frau, die keine Kinder gekriegt hat, lässt sich nicht empirisch bestätigen. Man sieht oft, dass Kinderlose gesünder sind, dass sie sehr gut integriert sind und dass sie sich sozial engagieren."
Roy Bieber betreue Senioren und engagiere sich für soziale Gerechtigkeit, sagt er. Seine Frau Xenia arbeitet in der ambulanten Pflege. Sie hat in den letzten Jahren viele ihrer Kolleginnen dabei beobachtet, wie sie Schwierigkeiten hatten, ihre kleinen Kinder mit dem intensiven Beruf zu vereinbaren.
Sie findet es schade, dass Kinderlosigkeit immer wieder mit einer Abneigung gegenüber Kindern gleichgesetzt wird: "Wir beide mögen Kinder. Wir genießen auch die Zeit, wenn wir mit ihnen spielen können, etwas vorlesen können, aber wir sind dann auch froh, wenn wir die Kinder wieder ihren Eltern zurückgeben können."
In wenigen Wochen erwartet Xenias beste Freundin ihr erstes Kind. Xenia hat ihre eigenen Babymützchen an ihre Freundin weitergegeben, da sie im Hause Biber keine Verwendung finden werden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 28. September 2024 | 06:52 Uhr