E-Rezept Sozialverband: Arztpraxen verweigern unrechtmäßig Rezept in Papierform
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15. November 2024, 06:36 Uhr
Patienten haben bei E-Rezepten Anspruch auf eine Papier-Version. Das stellte der Gesundheits-Referent des Sozialverband VDK, Ilias Essaida, klar. Er reagiert auf Berichte über Weigerungen von Arztpraxen. Rezept-Informationen können auch über Apps abgerufen werden. Die IT-Geschäftsführerin der AOK, Heike Nowotnik, bezeichnete das notwendige Authentifizierungsverfahren jedoch als abschreckend.
- Der Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zieht für das E-Rezept wegen zusätzlicher Wartezeit für Patienten kein rein positives Fazit.
- Der Sozialverband VdK kritisiert mangelnde Transparenz, da Patienten das Rezept nicht vor sich hätten – Arztpraxen würden die Ausstellung in Papierform verweigern.
- Die App zum E-Rezept könnte Auskunft geben, doch ihre Anmeldung sei zu umständlich, sagt die IT-Geschäftsführerin der AOK.
Das E-Rezept hatte einen holprigen Start. Zu Beginn gab es vor allem technische Probleme, die sowohl die Nerven von Ärzten und Apothekern als auch von Patienten strapaziert haben. Jetzt, gut zehn Monate nach der Einführung, spricht Mathias Arnold, Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, von einem durchwachsen positiven Zwischenfazit: "Die einfachen E-Rezepte laufen sehr gut und können in den Apotheken auch recht gut verarbeitet werden. Aufgrund der technischen Abläufe ist es nicht in jedem Fall schneller als beim Papier-Rezept, aber auch nicht wesentlich langsamer."
Es gibt allerdings eine Besonderheit des neuen Verfahrens, die immer wieder für lange Wartezeiten sorgt. Arnold erklärt: "Es ist leider immer noch ein Problem, dass die Patienten mit der Chipkarte in der Apotheke stehen, der Arzt das Dokument aber noch nicht endgültig unterzeichnet hat und wir es deshalb noch nicht abrufen können."
Sozialverband kritisiert mangelnde Transparenz
Auch die Bilanz des Sozialverbands VdK fällt durchwachsen aus. Gesundheits-Referent Ilias Essaida sieht zwar durchaus Vorteile für die Patienten – weniger Missverständnisse, weil Rezepte nicht mehr handschriftlich ausgestellt werden und kürzere Wege, weil Folgerezepte nicht beim Arzt abgeholt werden müssen. Er spricht aber auch von mangelnder Transparenz: "Das ist tatsächlich ein ganz, ganz großes Problem beim E-Rezept, dass viele Menschen nicht mehr einsehen können, was ihnen verordnet worden ist."
Es fehle der Kontrollblick, wenn man aus der Arztpraxis käme und noch einmal auf das Rezept schaue, was verschrieben wurde, erläutert Essaida: "Ist es dasselbe wie immer oder ist da vielleicht ein Fehler passiert? Und manchmal fallen diese Probleme dann erst in der Apotheke auf."
Patienten haben Anrecht auf Papierausdruck
Informationen wie der Name des verschriebenen Medikaments und die Dosierung standen früher direkt auf dem rosafarbenen Papier-Rezept. Im E-Rezept sind diese Daten natürlich auch gespeichert. Um sie zu sehen, muss man allerdings entweder eine App nutzen oder sich beim Arzt einen Zettel ausdrucken lassen.
Nach Angaben der Verbraucherzentrale Sachsen gibt es aber Praxen, die diese Ausdrucke verweigern. Von solchen Fällen berichtet auch Ilias Essaida vom Sozialverband VdK. Er betont: "Die Patienten und das muss man ganz klar sagen, haben einen Anspruch darauf. Wenn sie das E-Rezept als ausgedrucktes Blatt Papier haben möchten, ist die Arztpraxis auch verpflichtet, ihnen das so auszudrucken."
Ohne diesen Ausdruck sei es zum Beispiel nicht möglich, vorab bei der Apotheke anzurufen und zu fragen, ob das Medikament vorrätig ist. Dass sei vor allem auf dem Land ein großes Problem, wo die Wege zur nächsten Apotheke oft deutlich weiter sind als in der Stadt.
AOK-Expertin: Anmeldung zur E-Rezept-App abschrechend
Abhilfe schaffen könnten zwar die E-Rezept-Apps; sich dort erstmalig anzumelden, ist aber gar nicht so leicht. Die IT-Geschäftsführerin der AOK, Heike Nowotnik, sieht bei dem Verfahren noch Verbesserungsbedarf: "Wenn ich mich jetzt erst mit einer App auseinandersetzen muss und dann dieses Authentifizierungsverfahren durchlaufen muss, das schreckt dann erstmal ab." Nicht der Prozess um das E-Rezept sei schlecht, sondern eher das kundenunfreundliche Tool zur Authentifizierung in der App, kritisiert Nowotnik.
Ganz ausgestorben sind die Papier-Rezepte übrigens noch nicht. Nach Angaben der AOK werden noch etwa 20 bis 30 Prozent in Papier-Form ausgestellt, zum Beispiel bei Hausbesuchen, wenn Betäubungsmittel verschrieben werden oder aber wenn es technische Probleme mit dem E-Rezept gibt.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. November 2024 | 06:22 Uhr
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