Auf einem Tisch liegt ein Joint, eine Cannabisblüte und weiteres Zubehör für den Konsum. Das Konzept der Ampel-Koalition sieht vor, dass in Deutschland der Besitz von maximal 25 Gramm Cannabis und der Eigenanbau von höchstens drei Pflanzen künftig straffrei sein sollen. 4 min
Audio: Cannabis Social Clubs: Beginnt jetzt der große Anbau-Boom? Bildrechte: picture alliance/dpa | Hannes P Albert

Social Clubs Viele Hürden bei Genehmigung von Cannabis-Anbau

03. Juli 2024, 05:00 Uhr

Seit dem 1. Juli dürfen Cannabis-Vereine einen Antrag stellen, um legal Cannabis abzubauen. Doch bis es so weit ist, kann es noch dauern. Die Anbauvereine müssen viele bürokratische Hürden bewältigen. Außerdem kommen auf die Vereine hohe Kosten zu.

Oskar Noack ist Vorstandsmitglied beim Leipziger "Sweetdreams Social Club". Social Clubs – so nennen sich die Vereine, die künftig mit behördlicher Genehmigung Cannabis für ihre Mitglieder anbauen wollen.

Noack kümmert sich derzeit jeden Tag darum, neue Mitglieder zu gewinnen. Und dafür nutzen er und sein Social Club natürlich: Social Media. Dort klärt Noacks Social Club über Cannabis-Mythen oder was beim Konsum erlaubt ist, auf.

Echte Werbung oder gar Verherrlichung sind verboten. Doch auch ohne kämen täglich ein paar neue Mitglieder hinzu, sagt Noack. Mittlerweile haben sie eine dreistellige Zahl – vom jungen Schmerzpatienten bis zur Gelegenheitskifferin in Rente.

Komplizierter Antrag

Zurzeit prüfen die angehenden Hanfbauern, welche der drei, vier möglichen Flächen sie zum Anbau nutzen wollen. Sobald das entschieden ist, können sie den Antrag stellen, seit dem 1. Juli ist das möglich.

In Sachsen prüft diesen Antrag die Landesdirektion – eine Verwaltungsbehörde, die im Freistaat auch Glücksspiel oder Lebensmittelsicherheit überwacht.

Anruf bei Sprecherin Valerie Eckl: Wie viele Cannabis-Bauern wollten gleich am ersten Tag loslegen? "Stand jetzt sind noch keine Anträge eingegangen", antwortet Eckl. Allerdings, sagt Eckl, sei der Antrag auch komplex und zählt einige Nachweise auf, die mit dem Antrag erbracht werden müssen.

Laut Eckl müssen die Anbauvereinigungen so zum Beispiel nachweisen, dass sie zuverlässig sind. "Der Anbau muss so geschützt sein, dass Kinder und Jugendliche keinen Zugriff darauf haben. Die Vorstandsmitglieder müssen unter anderem ein höchstens drei Monate altes Führungszeugnis für jedes Vorstandsmitglied und auch für jede andere vertretungsberechtigte Person vorlegen."

Jugendschutzkonzept und Präventionsarbeit

Vier extra Stellen hat die Behörde deshalb für die Prüfung geschaffen: Zwei, um Anträge zu bearbeiten und zwei weitere, um die Einhaltung der Auflagen zu kontrollieren – etwa das Jugendschutzkonzept und ein Nachweis über Präventionsarbeit.

Letzteres fehlt Noack und seinen Mitstreitern vom Leipziger "Sweetdreams Social Club" ebenfalls noch.

Das liegt allerdings nicht an Antriebsminderung wegen zu viel Kiffen. Sondern daran, dass noch gar nicht klar ist, wie genau der Nachweis aussehen muss und was er kosten soll. "Wir werden auch wissenstechnisch im Dunkeln gelassen. Zum Beispiel wie teuer wird denn dann der Jugendschutz und Präventionsausbildung dann werden?", fragt sich Noack.

Jede Menge Kosten für Clubs

Überhaupt ist der Social Club ein teures Hobby. Schon der Antrag kann wegen der strikten Prüfung von Sicherheit und Anbauprodukt kostspielig werden, sagt Valerie Eckl von der Landesdirektion. Die Kosten für einen Antrag könnten bis zu 2.750 Euro betragen.

Hinzu kommen für die Cannabis-Clubs Miete oder Pacht, Anwaltskosten, um empfindliche Bußgelder beim Werbeverbot zu vermeiden.

Und im Fall vom Leipziger "Sweetdreams Social Club" auch: jede Menge Stromkosten. Denn die Mitglieder haben sich für den Indoor-Anbau entschieden, um weniger abhängig vom Wetter zu sein.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. Juli 2024 | 06:17 Uhr

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