Subunit-Impfstoff Rinder und Schafe: Neuartige Impfung aus Halle soll vor Blauzungenkrankheit schützen
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15. Oktober 2024, 16:40 Uhr
Die durch Mücken übertragene Blauzungenkrankheit hat seit Anfang August über 10.000 Schafe und Rinder infiziert. Ein Hallenser Unternehmen hat einen neuartigen Impfstoff entwickelt und die Notfallzulassung beantragt.
Das Hallenser Biotech Unternehmen Verovaccines hat einen neuen Impfstoff gegen die für Schafe und Kühe bedrohliche Blauzungenkrankheit entwickelt. Bis Jahresende will die im Weinberg-Campus ansässige Firma eine Notfallzulassung für den sogenannten Subunit-Impfstoff erwirken, der sich gegen die aktuell zirkulierende Variante BTV-3 richtet.
Subunit bedeutet, dass im Gegensatz zu den bereits zugelassenen inaktivierten Ganzvirus-Impfungen nur bestimmte Eiweiße des Erregers synthetisch hergestellt werden. Diese Proteine werden den Tieren zusammen mit einem Wirkverstärker (Adjuvanz) verabreicht und sollen eine Immunreaktion stimulieren, die eine spätere Infektion zumindest abschwächt.
BTV-3: Für Schafe potenziell tödlich – infizierte Kühe geben teilweise deutlich weniger Milch
Für Schäfer und ihre Tiere kann die Blauzungenkrankheit rasch existenzbedrohlich werden. BTV-3, ein neuer Serotyp des Virus, grassiert seit vergangenem Jahr in Europa und betrifft zunehmend auch Viehhalter in Mitteldeutschland. Seit Anfang Mai hat das für Tiergesundheit in Deutschland zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) über 12.000 Infektionen bei Rindern und Schafen gezählt. Im September und Oktober sind vor allem Betriebe in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen dazugekommen, drei Bundesländer, in denen die Krankheit zuvor kaum verbreitet war.
BTV-3 wird von Gnitzen übertragen, einer Variante blutsaugender Mücken. Da 2024 ein sehr regenreiches und zugleich warmes Jahr war, konnten sich die Gnitzen stark vermehren. Allein für August und September zählte das FLI bisher über 10.000 Ansteckungen von Schafen und Rindern in Deutschland. Während Schafe oftmals schwer bis tödlich erkranken können, überleben Rinder die Infektion zwar in den meisten Fällen. Allerdings geht ihre Milchleistung stark zurück, was für die Milchbetriebe ebenfalls ein großes Problem ist.
Subunit-Impfstoff: Genetisch veränderte Hefen stellen gezielt einzelne Eiweiße her
Das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut hat bereits im Juni im Eilverfahren drei Impfstoffen gegen BTV-3 eine vorläufige Notfallzulassung erteilt. Diese Impfungen enthalten abgetötete Viren und sollen das Immunsystem der geimpften Tiere stimulieren, Antikörper und T-Zellen gegen den Erreger zu bilden. Laut aktuellen Berichten schützen diese Impfstoffe die geimpften Tiere zwar nicht vor einer Ansteckung. Allerdings senken sie wohl das Risiko schwerer Verläufe.
Der von Verovaccines in Halle präsentierte Impfstoff unterscheidet sich von den bislang zugelassenen Impfungen. So werden bei der Herstellung keine Viren verwendet. Stattdessen stellt ein genetisch veränderter Hefepilz die gewünschten Eiweiße her. Diese Hefen werden später abgetötet, so dass im finalen Impfstoff nur die Eiweiße, also die gewünschten Antigene, und Wirkungsverstärker enthalten sind.
Plattformtechnologie ist schneller an neue Viren anpassbar
Diese Technologieplattform hat aus Herstellersicht den Vorteil, schneller an neue Erreger anpassbar zu sein. Zudem zeigen Studien, dass Subunit-Impfstoffe meistens etwas sicherer sind als inaktivierte Ganzvirus-Impfungen. Subunit-Impfungen stimulieren das Immunsystem nur gegen die im Impfstoff enthaltenen Antigene, was zugleich Vor- wie auch Nachteil sein kann. Vorteil, weil die Immunantwort zielgerichteter gegen die besonders angreifbaren Teile des Virus gerichtet werden kann, Nachteil, weil das Virus dann durch Mutation potenziell besser ausweichen und die Impfwirkung umgehen kann.
Bislang hat Verovaccines noch keine Daten zu seinem Impfstoffkandidaten veröffentlicht. Nach eigenen Angaben wurden aber bereits alle notwendigen Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung durchgeführt. Die Unterlagen zur Zulassung seien bereits zu 90 Prozent vollständig, teilte das Unternehmen vergangene Woche mit.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 10. Oktober 2024 | 14:30 Uhr
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