Biodiversitätskonferenz COP16.2 Bringt die Fortsetzung der Weltnaturkonferenz in Rom die erhofften Ergebnisse?
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25. Februar 2025, 05:00 Uhr
Die UN-Weltnaturkonferenz COP16 im kolumbianischen Cali endete, bevor die Tagesordnung abgearbeitet war. Deshalb treffen sich die Delegationen der Staaten und UN-Vertreter jetzt in Rom zum Nachsitzen: auf der Tagesordnung stehen unter anderem der Finanzierungs- und der Monitoring-Mechanismus.
Das Ende der UN-Weltnaturkonferenz COP16 im vergangenen November kam abrupt: Die Delegationen konnten sich nicht auf die Finanzierung der Artenschutzbemühungen weltweit verständigen. Die Entscheidung im kolumbianischen Cali wurde vertagt. In der Verlängerung in Rom sollen die Vertretungen aus fast 200 Ländern zu einer Einigung finden.
Abbruch der Konferenz in Kolumbien
Die Verlängerung wird nötig, weil es vor vier Monaten auf der 16. UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt (COP16) neben den Fragen zur Finanzierung auch noch Uneinigkeit über die Umsetzung früherer Beschlüsse gab. Und auch beim sehr komplexen Thema Monitoring fehlt noch die Entscheidung, wie das künftig global organisiert werden soll.
In vielen deutschen Medien wurde die Vertagung als Misserfolg für die Konferenz in Cali gewertet. Auch Umweltschützer sprachen von einer "Blamage" - insbesondere deshalb, weil viele Delegierte sich schon vor Ende der Konferenz aus Südamerika auf den Heimweg gemacht hatten, sodass nach zwei Wochen Konferenz nicht mehr ausreichend Leute vor Ort waren, um überhaupt einen Beschluss zu fassen.
Arbeitstreffen im "kleinen Kreis"
Von Dienstag bis Donnerstag treffen die Delegierten sich also nun für den zweiten Aufschlag der COP16. Das Treffen fällt aber deutlich kleiner aus als die große Konferenz, sagt Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Der Hallenser Forscher war selbst in Cali vor Ort. "Nur einige Punkte, gar nicht so viele, müssen im Plenum noch diskutiert und abgeschlossen werden." Deshalb würde in Rom auch nur ein kleinerer Kreis der Delegationen erwartet.
"Ich nehme an, dass es primär ein Vollzugstreffen wird", sagt Settele mit Blick auf Rom. Genau wisse man das aber nie. "Es kann schon noch eine Überraschung geben, dass gewisse Dinge vielleicht nicht verabschiedet oder verändert werden. Das weiß man nicht." In vielen Punkten habe am Ende in Cali zwar Einigkeit geherrscht, aber es seien eben auch schon viele nicht mehr da gewesen.
Dass jetzt die große Enttäuschung droht, glaubt Settele aber nicht. "Vielleicht wird nicht alles durchkommen, aber es wird nicht so sein, dass nochmal abgebrochen wird, denn das Programm ist übersichtlich. Es sind etwa noch zehn Dokumente, die betrachtet werden müssen." Mit dem Nachschlag in Rom – auch als COP16.2 bezeichnet, bemerkt Settele amüsiert – dürfte die Konferenz ihren Abschluss finden.
USA bleiben fern
Auf den ersten Teil der Konferenz in Kolumbien blickt der Fachmann weniger enttäuscht zurück als viele Medienvertreter in Deutschland. Trotz des Abbruchs sei dort viel geschafft worden. "Die Masse wurde erreicht", sagt Settele und verweist etwa auf die Vereinbarung zum digitalen Austausch von genetischen Sequenzinformationen aus Datenbanken oder die Schaffung eines Gremiums für die Interessen indigener Völker.
Unter den Nationen, die jetzt in Rom mit am Tisch sitzen, wird ein großer Player fehlen: Die USA nehmen als eines von wenigen UN-Mitgliedsländern nicht an der Konferenz teil. Ein Verlust, der sich verschmerzen lässt, meint Settele. Er spielt darauf an, dass sich die USA bereits vor der Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus recht zurückhaltend auf der Artenschutzkonferenz zeigten: In Kolumbien waren sie nur als Beobachter vertreten. "Die USA sind auch kein Mitglied der Konvention für biologische Vielfalt. Das heißt, da ändert sich nicht viel." Vielmehr sei diese Situation auch eine Möglichkeit zu schauen, wie sich die Dinge auch ohne die USA lösen lassen, meint Settele.
Kompromiss bei der Finanzierungsfrage?
Schon 2021 hatte sich die Staatengemeinschaft auf einen "Weltnaturvertrag" mit Zielen verständigt, die bis 2030 erreicht werden sollen. So wurde unter anderem vereinbart, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen.
Außerdem sollten die Industrieländer bereits jetzt 20 Milliarden Dollar (ca. 19 Milliarden Euro) jährlich für den Schutz der Artenvielfalt bereitstellen. Doch wie das konkret umgesetzt werden soll, ist eben noch nicht geklärt. "Es gab einen Mechanismus, der eher von den Ländern des globalen Nordens bevorzugt wurde und ein System, das die südlichen Staaten haben wollten. Da wurde man sich nicht einig", fasst Forscher Settele die Diskussion zusammen. Er rechnet mit einem Kompromiss in dieser Frage.
Der UN-Generalsekretär formulierte schon in Cali einen klaren Arbeitsauftrag an die Konferenzteilnehmer: "Ihre Aufgabe auf dieser COP ist es, den Worten Taten folgen zu lassen." Wie dringend dieser Appell ist, belegte zuletzt erst wieder der "Living Planet Report 2024" von der Zoologischen Gesellschaft London und der Umweltstiftung WWF. Demnach sind weltweit die Populationen von insgesamt 35.000 Wildtierarten im vergangenen halben Jahrhundert um durchschnittlich 73 Prozent zurückgegangen.
(kie/dpa)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 25. Februar 2025 | 06:00 Uhr
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