Wissen-News Klimakrise: Temperatursprung durch weniger Wolken
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06. Dezember 2024, 18:57 Uhr
Weil niedrige Wolken Sonnenlicht reflektieren, kühlen sie die Erde. Daten von Satelliten zeigen: Im vergangenen Jahr gab es besonders wenige davon. Das könnte zur Klimakrise beitragen.
Die vergangenen Jahren brachen alle Rekorde. Schon 2022 war das bis dahin wärmste Jahr in Deutschland, seit man Temperaturen misst. Der Rekord hielt aber nur 365 Tage. Denn 2023 war noch wärmer, wenngleich viel weniger Dürre herrschte.
Deutsche Wissenschaftler haben nun eine Idee, was zu dem großen Temperatursprung geführt haben könnte: Es gab weniger Wolken in geringer Höhe. Das sei aus der Analyse von Satellitendaten und der Anwendung von Computermodellen klargeworden, schreibt das Team aus Bremerhaven, Bonn und Bremen. Als Hauptgrund für den stetigen Anstieg gelten die menschengemachten Treibhausgase. Zusätzlich gab es zuletzt noch andere Effekte: die derzeit erhöhte Aktivität der Sonne, das Wetterphänomen El Niño, vulkanische Aktivitäten und weniger Feinstaub über den Ozeanen. Das alles zusammen aber könne den Temperatursprung nicht vollständig erklären, meinen die Forscher.
Erde hat mehr Sonnenstrahlung aufgenommen
Die globale mittlere Oberflächentemperatur lag im vergangenen Jahr bei nahezu 1,5 Grad Celsius über dem Vergleichszeitraum von 1850 bis 1900. Im Jahr davor hatte die Temperatur noch 0,3 Grad niedriger gelegen. Helge Gößling vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven und seine Kollegen ermittelten aus den analysierten Daten einen ungewöhnlich hohen Wert für die aufgenommene Sonneneinstrahlung. Das ist gleichbedeutend mit einer geringen Rückstrahlkraft des Planeten, der sogenannten Albedo. Sie gibt den Anteil der Sonneneinstrahlung an, der ins Weltall zurückgeworfen wird. Viele Jahre haben sich Forschende vor allem mit der Albedo in den Polargebieten beschäftigt. Gibt es dort weniger helles Eis, sondern mehr dunkle Ozeanfläche, wird weniger Sonnenstrahlung reflektiert. Doch der Wandel in den Polarregionen erkläre den Rückgang der Oberflächenalbedo nur zu einem kleinen Teil, erklärt Gößling. Deswegen schauten sich die Forscher die Wolken an.
Hohe Wolken kühlen die Erde, weil sie an der Oberseite Sonnenlicht reflektieren. "Sie erzeugen aber auch einen wärmenden Effekt, weil sie von der Erde abgestrahlte Wärme in der Atmosphäre halten. Das entspricht im Grunde der Wirkung von Treibhausgasen", sagt Gößling. Bei niedrigen Wolken fehlt der Wärmeeffekt weitestgehend. "Gibt es weniger niedrigere Wolken, verlieren wir nur den Kühleffekt, es wird also wärmer", erklärt der Klimaphysiker.
Das entspricht im Grunde der Wirkung von Treibhausgasen.
Für das vergangene Jahr zeigten Satellitenaufzeichnungen den niedrigsten Wert für niedrige Wolken seit dem Jahr 2000 an. Der Rückgang tiefhängender Wolken war in den Tropen und in den mittleren Breiten der nördlichen Erdhalbkugel besonders ausgeprägt. "Auffallend ist, dass der östliche Nordatlantik, der einer der Haupttreiber für den jüngsten Anstieg der globalen Mitteltemperatur ist, nicht nur 2023 einen deutlichen Rückgang von niedrigen Wolken verzeichnete, sondern – wie fast der gesamte Atlantik – bereits in den letzten zehn Jahren", sagt Gößling. 2023 zeigte sich also eine extreme Ausprägung eines mehrjährigen Trends.
Links/Studien
Die Studie "Recent global temperature surge intensified by record-low planetary albedo" ist im Fachjournal "Science" erschienen.
dpa,epd
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 06. Dezember 2024 | 17:15 Uhr
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