Hund neben seinem Herrchen an der Leine.
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Wissen-News Körpersprache: Warum wir Emotionen von Hunden falsch einschätzen

11. März 2025, 09:33 Uhr

Eine neue Untersuchung zeigt, dass Menschen die wahre Bedeutung der Emotionen eines Hundes oft nicht erkennen und sich stattdessen von der Situation leiten lassen, in der der Hund zu sein scheint. Nach dem Motto: Wenn ein Leckerli angeboten wird, muss es ja Freude sein, die der Hund zeigt. Fazit der beteiligten Forscher: Wir achten zu wenig auf den Hund selbst.

"Die Menschen schauen nicht darauf, was der Hund tut, sondern auf die Situation, die den Hund umgibt – und leiten daraus ihre emotionale Wahrnehmung ab." Das sagt Holly Grace Molinaro, Psychologie-Doktorandin an der Arizona State University in den USA und Autorin der neuesten Studie zu diesem Thema.

Außergewöhnlich dabei war das Studiendesign. Eine Kamera filmte Hund und Herrchen in mehreren Situationen, die ganz unterschiedliche Emotionen beim Tier hervorriefen. Zum Beispiel: Leckerli anbieten, Schimpfen, Spielzeug anbieten, mit dem lauten Staubsauger zum Hund gehen. Anschließend veränderte die Forschungsgruppe die gemachten Aufnahmen aber. Hund und Herrchen wurden aus den Videos mit einem Bearbeitungsprogramm "herausgeclipt" und der restliche Bildinhalt geschwärzt. Dann wurden die Hunde-Reaktionen außerdem noch den "falschen" Herrchen-Aktionen zugeordnet, sodass die Probanden zum Beispiel ein Video sahen, in dem das Herrchen links ein Leckerli anbietet, aber rechts ist die Reaktion des Hundes auf eine ganz andere Original-Situation zu sehen, zum Beispiel auf das Schimpfen.

Menschen achten mehr auf Situationskontext als auf tatsächliche Reaktion des Hundes

Das Ergebnis bei einer Vielzahl von Probanden und Video-Kombinationen war recht eindeutig: Die beobachtenden Menschen achteten bei ihrer Einschätzung, wie es dem Hund gerade geht, viel mehr auf das, was das Herrchen im Bild gerade tat und viel weniger auf das, was der Hund mit seiner Körpersprache signalisierte. "In unserer Studie sagten alle, wenn sie ein Video von einem Hund sahen, der offensichtlich auf einen Staubsauger reagierte, dass der Hund sich schlecht fühlte und aufgeregt war", sagt Psychologin Molinaro. "Als sie jedoch ein Video sahen, in dem der Hund genau das Gleiche tat, aber diesmal scheinbar auf den Anblick seiner Leine reagierte, berichteten alle, dass der Hund glücklich und ruhig war. Die Menschen beurteilten die Emotionen des Hundes nicht aufgrund seines Verhaltens, sondern aufgrund der Situation, in der er sich befand."

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Was denkt Hund über mich 11 min
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MDR Do 15.07.2021 12:00Uhr 10:41 min

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Beachtlich dabei ist, dass etwas mehr als 50 Prozent der fast 500 Probanden angaben, große Erfahrungen mit Hunden zu haben, also entweder langjährige Hundebesitzer sind oder beruflich mit Hunden zu tun haben. Aber auch sie konzentrierten sich zu wenig auf die Signale, die der Hund selbst gab. "Unsere Hunde versuchen, mit uns zu kommunizieren, aber wir Menschen scheinen entschlossen zu sein, auf alles zu achten, nur nicht auf den armen Hund selbst", kommentiert das Psychologie-Professor Clive Wynne, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

"Wenn wir als Menschen uns auf andere Aspekte konzentrieren, die nichts mit dem Hund zu tun haben, um auf seinen emotionalen Zustand zu schließen, dann müssen wir als Wissenschaftler und als Tierhalter wirklich zurück ans Reißbrett", sagt Holly Molinaro. Damit meint sie, dass grundsätzlich vieles neu überdacht werden muss. "Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass wir die Emotionen von Hunden nicht so gut lesen können", sagt sie. "Wir müssen bescheidener werden in unserem Verständnis für unsere Hunde." Wenn wir unsere eigenen Vorurteile verstehen, dann können wir laut Molinaro beginnen, unsere Hunde in einem neuen Licht zu betrachten.

(rr)

Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | Sachsen-Anhalt heute | 28. Januar 2025 | 19:17 Uhr

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