Wissen-News Der freundliche Hund ist ein Produkt seiner Genstruktur
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19. August 2024, 08:48 Uhr
Dass Hunde zu hypersozialem und freundlichem Verhalten neigen, verdanken sie ihrer speziellen Genstruktur. Diese manifestierte sich im Verlauf der Domestizierung und ließ die wolfsähnlichen Gen-Varianten in den Hintergrund treten. Dabei sind freundliche Hunde manchen Menschen gar nicht so unähnlich.
Die Struktur des Chromatins – also jenes Komplexes aus DNA (Träger der Erbinformationen) und verschiedenen Proteinen, aus dem die Chromosomen (Träger der Erbanlagen) bestehen – spielt eine Schlüsselrolle bei der Evolution des Sozialverhaltens von Hunden. Das hat ein Team von Wissenschaftlern aus den USA und Ungarn herausgefunden. Ihrer Studie zufolge hängen sowohl die lineare Sequenz der DNA als auch ihre dreidimensionale Konfiguration mit dem freundlichen Verhalten zusammen, das durch die Domestizierung von Hunden geprägt ist.
Konkret stellten die Forscher fest, dass die Selektion für eine erhöhte Freundlichkeit bei Hunden mit Veränderungen im sogenannten GTF2I-Gen der Vierbeiner einhergeht. Wie die Studienleiterin Bridgett von Holdt von der Princeton University in den USA erklärt, spielt das Gen wahrscheinlich bei der neuronalen Entwicklung und bei Signalwegen eine Rolle, die mit Angst und Geselligkeit zusammenhängen. Demnach stelle das GTF2I-Gen wahrscheinlich eine "Schlüsseldeterminante" für das durch Domestizierung geprägte freundliche Verhalten von Hunden dar. Der Professorin zufolge gibt es mehrere Varianten des Gens, wobei die uralte, wolfsähnliche Variante bei drei von zehn Hunden vorkomme.
Das amerikanisch-ungarische Forscherteam untersuchte anhand von Hunde-Hirnstammproben einen bestimmten Abschnitt des GTF2I-Gens, der die Chromatin-Struktur beeinflusst und Unterschiede in der Ausprägung der Gene verursacht. Die Studie ergab, dass die alten und modernen Varianten von GTF2I die Chromatinschleife – also die Verdichtung der Chromatinstruktur durch Schleifenbildung – unterschiedlich beeinflussen. Während sich bei Hunden keine DNA-Schleifen im Chromatin bildeten, seien diese bei Wölfen vorhanden. Den Forschern zufolge könnte dieser Umstand die Unterschiede im Sozialverhalten von Hunden und Wölfen erklären. Die Studienautoren fanden zudem Hinweise auf eine "faszinierende molekulare Konvergenz" – also Übereinstimmung zwischen jenen Genen, die für das hypersoziale Verhalten bei Hunden und das menschliche Williams-Beuren-Syndrom verantwortlich sind, das mit einem erhöhten Sozialverhalten und extremer Freundlichkeit einhergeht. Der freundliche Hund ist eben auch nur [wie] ein Mensch!
(dn)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 09. August 2024 | 12:50 Uhr
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