Selbstoptimierung Wollen wir wirklich ewig leben?
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11. September 2024, 15:10 Uhr
Selbstoptimierung ist einer der großen Trends der Gegenwart. Ein teurer Trend, einer, der Druck erzeugt. Ziel ist ein möglichst langes, gesundes Leben. Kann ich das damit wirklich erreichen? Forscher sind skeptisch – und haben andere Vorschläge für ein gutes, langes Leben.
Die Vermessung des Körpers, bis zum letzten Milliliter Blut, dem letzten Gramm Fett, der letzten Muskelfaser – das ist keine Kassenleistung. Patienten geben dafür in sogenannten Longevity-, also Langlebigkeits-Zentren viel Geld aus. Gut 2.000 Euro allein für die Einstiegsuntersuchung sind da drin. Immer mit der Frage: Was muss ich für meinen Körper tun, damit ich möglichst lange, möglichst gesund lebe? Sich und seinen Körper zu verbessern, folgt einer langen Tradition, sagt Soziologin Anja Röcke in der neuen ARD-Doku "Willst du ewig leben?" Dieses Streben sei in der Natur des Menschen angelegt. "Sonst wären wir nicht da, wo wir heute stehen."
Anja Röcke forscht schon seit Jahren am Thema Selbstoptimierung, zur Zeit an der Humboldt-Universität Berlin. Sie kennt auch die Schattenseiten des Trends, der zu psychischen oder körperlichen Überlastungen führen kann, zu Unzufriedenheit, Frust, "bis hin zu einer manifesten Depression, bis zum Burnout oder auch dem Verlust eines gesunden Selbstverhältnisses".
Ein Prozess ohne Ende
Dass wir alle gesund alt werden wollen, steht dabei außer Frage, sagt auch Christina Röcke. Sie ist Forschungsleiterin der "Dynamik gesunden Alterns" an der Universität Zürich und sieht den Selbstoptimierungstrend auch deshalb kritisch, weil er die Prävention zu stark in den Vordergrund stellt. "Aber wer von uns will schon den ganzen Tag damit zubringen, möglichst nicht krank zu werden", so die Forscherin. Stattdessen sollten wir uns dem Thema positiv nähern. "Was ist mir wichtig, wie kann ich das möglichst lange tun?" Wenn das dazu führt, dass man für sich die optimale körperliche Verbesserung als den Weg dahin definiert, sollte man sich dabei einer Sache bewusst sein. Selbstoptimierung, so Anja Röcke. Ist schon von der Idee her ein Prozess ohne Ende.
Welcher Typ Selbstoptimierer bin ich?
Benigna Gerisch forscht an der International Psychoanalytic University Berlin ebenfalls über die optimierte Gesellschaft. Sie hat dafür viele Gespräche mit Selbstoptimierern geführt. Dabei hat sie festgestellt, dass der Sport und die damit verbundene Suche nach immer neuen Herausforderungen für viele inzwischen den Psychotherapeuten ersetzt, Sport statt Couch sozusagen. Aus ihren Erfahrungen hat sie die Selbstoptimierer in drei Kategorien eingeteilt. Vielleicht finden Sie sich ja hier wieder.
Die Highflyer: Meister des Multitasking, berauscht von den Möglichkeiten der Selbstoptimierung. Im Dreiklang von Sport, Tracking, Nahrungsergänzung.
Die Leugner: Selbstoptimierung ist psychischer Druck, aber das wollen sie nicht wahrhaben. Selbst körperliche Beschwerden werden dabei ausgeblendet.
Die Getriebenen: Suchen nach Selbstwert, können dem Druck nach ständiger Verbesserung aber auf Dauer nicht standhalten.
MDR WISSEN
Dieses Thema im Programm: MDR+ | 10. September 2024 | 17:00 Uhr
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