Gräber auf dem Friedhof von Bonifacio, Korsika, Frankrteich
Friedhof am Mittelmeer: Ist ein ewiges Leben vor dem Tod wirklich erstrebenswert? Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Leben mit dem Tod Unsterblichkeit: Ewiges Leben wäre nicht schön – sondern ein Problem

06. August 2023, 17:55 Uhr

Ewig zu leben ist derzeit unmöglich; trotzdem träumen wir davon. Aber wie wäre es wirklich, wenn wir nicht sterben müssten? Einige Philosophen meinen: Es wäre die Hölle.

MDR Wissen Redakteur Karten Möbius
Bildrechte: Holger Sauer

Ein ewiges Leben ist auf absehbare Zeit nicht möglich, dennoch ist es Teil unserer Wünsche und Träume. Es wäre doch großartig, keine Angst mehr vor dem Tod haben zu müssen, oder? Die Antwort auf diese Frage ist ganz klar: Nein, es wäre nicht großartig! Ein ewiges Leben wäre die Hölle. Es wäre kein Platz mehr für Kinder. Und Langeweile würde die Herrschaft übernehmen.

Sterblichkeit macht besonders schöne Lebensmomente einzigartig

Das ewige Leben würde uns Menschen unserer wichtigsten Eigenschaften berauben, warnt Philosoph Martin Booms, Direktor der Akademie für Sozialethik und öffentliche Kultur in Bonn. Wir würden, mit der Aussicht für immer zu bleiben, unsere Neugier verlieren. "Die Denkhaltung dahinter ist im Grunde der Versuch, eine totale Sicherheit zu generieren. Am Ende ist das eine Haltung, die so etwas wie Innovation, Mut, auch Risikobereitschaft, die zu einem menschlichen Leben gehört, abtöten wird", sagt er.

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Ein alter Mann sitzt vor einer Geburtstagstorte, die mit der Zahl 3000 garniert ist. Im Hintergrund die Zahl 10 als Wasserzeichen. Dieses Bild wurde von einer Künstlichen Intelligenz (Generative AI) erstellt. 10 min
Sollten wir ewig leben? Bildrechte: MDR / Generative AI

Das ewige Leben – Wunsch und Horror zugleich. Es wäre die Herrschaft der Langeweile und das Ende der Menschheit.

MDR Mi 02.08.2023 12:00Uhr 10:09 min

Audio herunterladen [MP3 | 9,3 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 18,8 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/wissen/podcast/zehnminuten/sollten-wir-ewig-leben-102.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Ein alter Mann sitzt vor einer Geburtstagstorte, die mit der Zahl 3000 garniert ist. Im Hintergrund die Zahl 10 als Wasserzeichen. Dieses Bild wurde von einer Künstlichen Intelligenz (Generative AI) erstellt. 10 min
Sollten wir ewig leben? Bildrechte: MDR / Generative AI
10 min

Das ewige Leben – Wunsch und Horror zugleich. Es wäre die Herrschaft der Langeweile und das Ende der Menschheit.

MDR Mi 02.08.2023 12:00Uhr 10:09 min

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Ewiges Leben würde unserem Leben auch die Schönheit, das Sentimentale, das Einmalige nehmen. Der Tod, sagt Booms, ist der Projektionspunkt, auf den wir hinleben. "Wir können nicht alles nochmal machen. Wir müssen Entscheidungen treffen, die dann unser Leben ein für alle Mal in die eine oder andere Richtung bringen." Außerdem lebe die Einmaligkeit von Erlebnissen, diese besondere Schönheit einzelner Momente davon, dass sie endlich seien. "Das macht gerade das Besondere des Lebens, aber auch unserer Person aus."

Ein ewiges Leben würde unserem Leben den Sinn nehmen. Und Menschen, die ihren Platz im Leben oder innere Ruhe und Zufriedenheit in 80 Jahren nicht gefunden haben, werden das ganz sicher auch in 1000 Jahren nicht schaffen. "Was nützt ein unendlich ausgedehntes Leben, wenn ich mit mir selbst nicht im Reinen bin?", fragt sich Booms und glaubt: "Wenn ich von Angst getrieben werde und nicht ausgeglichen bin, hilft es ja auch nichts, das Problem in eine unendliche Zukunft zu verschieben."

Unsterblichkeit auf einem Planeten mit biologischer Konkurrenz wäre unwirtschaftlich

Und dann gibt es da auch noch ein handfestes biologisches Argument. Wir würden als einzige Spezies auf diesem Planeten die Evolution außer Kraft setzen. Während sich alles andere um uns herum verändert, bleiben wir stehen, bleiben wir gleich. Es klingt absurd. Aber die Unsterblichkeit wäre der Anfang von unserem Ende als Spezies, prophezeit Biologe Torsten Richter von der Universität Hildesheim. "Da draußen sind jede Menge Lebewesen, die uns als nutzbare Ressource für ihre eigenen Interessen sehen und die bleiben nicht stehen. Die würden uns aus allen möglichen neuen Richtungen attackieren", glaubt er.

Um Unsterblichkeit in einer Welt voll biologischer Konkurrenz zu erhalten, wären enorme Ressourcen nötig. "Das halte ich auf einem endlichen Planeten mit begrenzten Ressourcen für unsinnig und unmöglich", so Richter.

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