Ein Mann und eine schwangere Frau halten vergleichend ihre Bäuche aneinander.
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Epigenetik Wie Väter die Gesundheit ihrer Kinder beeinflussen – schon vor der Geburt

11. September 2024, 12:23 Uhr

Väter geben nicht nur ihre Gene an den Nachwuchs weiter. Sie können auch bestimmen, ob ihre Kinder gesund werden – und zwar schon vor der Geburt, wie neue Studien zeigen, über die RNAS in den Spermien.

Welche Rolle spielen eigentlich Väter, wenn es um die Gesundheit der Kinder geht? Spannend ist die Frage, wenn sich Forscher auf den Zeitraum konzentrieren, der vor der Geburt liegt. Und erstaunlich ist, dass es dazu bisher nur wenig Forschung gibt. So hat eine Studie erst 2020 gezeigt, dass Väter mit Übergewicht das Risiko erhöhen, dass ihre Kinder bereits im Mutterleib an Makrosomie leiden.

Makrosomie – damit beschreibt die Medizin die übergroße Entwicklung eines Fötus', sowohl was die Organe als auch die Körper an sich angeht. Das kann unter anderem zu Problemen bei natürlichen Geburten führen oder einen Kaiserschnitt unausweichlich machen.

Daten aus Leipzig zeigen Einfluss bei Stoffwechselerkrankungen

Falsche Ernährung oder Übergewicht der Väter kann auch darüber hinaus Einfluss auf die Gesundheit der Kinder haben. Eine aktuelle Studie aus dem Sommer 2024 wertete dafür Daten von mehr als 3.000 Familien der LIFE-Child-Studie der Universität Leipzig aus. Ergebnis: das Körpergewicht des Vaters beeinflusst das Gewicht der Kinder und ihre Anfälligkeit für Stoffwechselkrankheiten, das metabolische Syndrom, also Übergewicht, Bluthochdruck, Zucker- und Fettstoffwechselstörungen. Und zwar unabhängig von anderen Faktoren wie dem Gewicht der Mutter, der elterlichen Genetik oder Umweltbedingungen. In Familien mit schlanken Müttern, so die Studie, verdoppelt väterliches Übergewicht das Risiko für Fettleibigkeit bei den Nachkommen.

Väter, achtet auf euer Gesundheit – den Kindern zuliebe

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Gesundheitsvorsorge für Männer mit Kinderwunsch mehr Aufmerksamkeit erfahren und Programme dafür entwickelt werden sollten, beispielsweise mit Blick auf die Ernährung", so Studienautor Raffaele Teperino. Er ist Leiter der Forschungsgruppe "Umwelt-Epigenetik" bei Helmholtz Munich. Die Epigenetik erklärt den Einfluss von Umweltfaktoren auf unsere Zellen und deren Eigenschaften, zeigt also die Verbindung dieser Einflüsse auf unsere Gene. Daher auch der Name, der sich aus Genetik und Epigenese, also der Entwicklung von Lebewesen, zusammensetzt.

"Unsere Hypothese, dass im Laufe des Lebens erworbene Eigenschaften wie Diabetes oder Adipositas über Generationen mittels epigenetischer Mechanismen weitergegeben werden, wird durch diese Studie bestärkt", so Teperino. Das Team nutzte dabei nicht nur die Daten aus Leipzig, sondern experimentierte mit Mäusen. Wurden diese einer Hochfettdiät unterzogen, sorgten ihre Spermien dafür, dass die Nachkommen anfälliger für Stoffwechselerkrankungen waren. Dies sei das erste Mal, "dass wir eine solche molekulare Verbindung über Generationen hinweg beobachten konnten", sagt Raffaele Teperino. Zumindest zu diesem Zeitpunkt im Juni 2024. Denn eine aktuelle Studie hat sich nun einem anderen großen Gesundheitsrisiko gewidmet: Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Welche Einflüsse die Spermien verändern

Auch das Forscherteam der Universität von Kalifornien (UC Riverside) ging von der These aus, dass man bisher glaubte: Männer steuern nur ihr Genom bei, fertig! "Jüngste Studien von uns und anderen haben jedoch gezeigt, dass Umwelteinflüsse, einschließlich ungesunder Ernährung, Umweltgifte und Stress, die RNA in den Spermien verändern können, um die Vererbung zwischen den Generationen zu vermitteln", sagte Changcheng Zhou, Hauptautor der Studie. Cheng ist Professor für biomedizinische Wissenschaften an der School of Medicine der UC Riverside.

Sein Forschungsteam richtete den Blick auf Atherosklerose, eine chronisch entzündliche Erkrankung, die die Hauptursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Bei Arterosklerose baut sich Plaque, eine klebrige Substanz aus Cholesterin, Fett und anderen Substanzen im Blut, in den Wänden der Arterien auf. Wenn die Plaque aushärtet, verengt sie die Arterien, schränkt den Blutfluss zum Körper ein und verringert die Sauerstoffversorgung des Gewebes lebenswichtiger Organe. Auch hier waren Mausmodelle Gegenstand der Forschung. Statt Fett wurde jedoch eine cholesterinreiche Diät an die Tiere verfüttert. Gepaart wurden diese dann mit weiblichen Mäusen, die cholesterinarm ernährt wurden. Auch der Wurf wurde cholesterinarm ernährt. Das Ergebnis: Bei den weiblichen Nachkommen wurde ein 2-3-facher Anstieg der Atherosklerose festgestellt.

Wir brauchen mehr Forschung – bei Menschen

Warum nur bei weiblichen Nachkommen, darauf haben die Forscher noch keine Antwort. Frauen entwickeln – anders als Männer – meist erst nach den Wechseljahren eine Atherosklerose, da sie im gebärfähigen Alter durch den Östrogenspiegel besser davor geschützt sind. Wenn sie dann allerdings eine Gefäßverkalkung entwickeln, ist ihr Risiko für einen Herzinfarkt höher als bei Männern. Hier ist also noch Forschung bei Menschen nötig. Darauf hofft auch das Team aus Kalifornien, dass sie mit ihrer Studie weitere Untersuchungen "über die Auswirkungen väterlicher Exposition auf die kardiovaskuläre Gesundheit der Nachkommen" anregen können.

gp

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Ein Mann trägt ein Kind auf den Schultern und schaut in die Kamera. 22 min
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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 28. August 2024 | 13:05 Uhr

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