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WISSEN-NEWS Datenbrille aus Mitteldeutschland für den OP-Saal
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21. Januar 2025, 13:02 Uhr
Medizinische Eingriffe sollen Patientinnen und Patienten möglichst wenig belasten. Mit einer neuen App, die für handelsübliche Datenbrillen entworfen wurde, soll es einfacher werden, empfindliches Gewebe – etwa bei Operationen am Gehirn – nicht zu verletzen.
Bei bestimmten Hirntumoren wählen Operateure den schonendsten Zugang ins Gehirn – über die Nase. Eine Standarddatenbrille soll das visualisieren, was der Arzt von außen nicht sehen kann. Als Landkarte für die Navigation dienen präzise, hochaufgelöste Bilddaten des Patienten, wie die Magnetresonanztomografie (MRT).
Der operierende Arzt sieht diese Bilddaten als Projektion in einer Datenbrille. Das zentrale Bindeglied zwischen MRT-Daten und Brille ist eine neu entwickelte App, die in Zusammenarbeit der Forschergruppe Legend der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) mit dem Zittauer Institutsteil des Fraunhofer IWU entstand.
Die App führt das vor der OP aufgenommene MRT-Bild mit der realen OP-Situation zusammen und erlaubt somit eine genaue topografische und strukturelle Zuordnung des OP-Befundes. Analog einem GPS-System führt sie den Operateur auf dem besten, also schonendsten Weg zum beabsichtigten Ziel. Die systemseitige Anbindung von chirurgischen Instrumenten erlaubt darüber hinaus deren Abbildung im Navigationssystem.
Dabei wird die exakte Position des chirurgischen Instruments dem Operateur in Echtzeit angezeigt. Wichtige Zusatzinformationen wie beispielsweise die Entfernung zum Zielgebiet befinden sich im direkten Blickfeld des Arztes und liefern weitere wertvolle Hinweise.
Kein Hochpreissegment mehr für ausgewählte Kliniken
Das Entwicklerteam konzipierten ihre App von Anfang an für den Einsatz mit standardisierten Datenbrillen, deren Preise mittlerweile im Consumer-Bereich liegen. Das Handstück für die Anbindung des Operationsbestecks wird am Fraunhofer IWU entwickelt und 3D-gedruckt. Entsprechend günstig wird diese Technik, wodurch mehr Kliniken Zugriff auf die modernen medizinischen Technologien haben.
Im nächsten Schritt konzentriert sich das Team auf die Fertigstellung des Prototyps. Danach beginnt der Zulassungsprozess gemäß der Medical Device Regulation (Medizinprodukte-Verordnung) für den europäischen Markt und den Vorschriften der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA für die USA. Der Einsatz am Patienten könnte somit in etwa zwei Jahren erfolgen.
Links/Studien
Die Pressemitteilung wurde am 21. Januar 2025 veröffentlicht: Bald Realität im Operationssaal: Standard-Datenbrillen für die »Navigation« bei neurochirurgischen Eingriffen.
pk
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Medizin Vorschau 2025 | 03. Januar 2025 | 14:26 Uhr
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