
Demenzforschung "Ich verschreibe Ihnen einen Museumsbesuch!"
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16. März 2025, 11:00 Uhr
Museen bieten für Menschen mit Demenz einen hohen medizinischen Nutzen bei geringen Kosten. Das geht ganz klar aus einer Dresdner Studie hervor. In Großbritannien können Museumsbesuche für Demenzkranke vom Arzt verschrieben werden. In Deutschland ist man noch nicht so weit. Aber vielleicht ändert sich das.
Ein einfacher Museumsbesuch ohne besondere Führung kann für Demenzkranke vielleicht auch eine schöne Abwechslung sein. Aber er ist medizinisch bei weitem nicht so hilfreich wie ein Museumsbesuch mit sogenannter "demenzsensibler Museumsführung". Letztere Variante steigert Lebensqualität und seelische Gesundheit der Demenzkranken, das hat eine Studie unter Federführung von Michael Wächter und Karen Voigt von der Medizinischen Fakultät der TU Dresden ergeben.
Fast drei Jahre lang lief das zugehörige Projekt "Erinnerungs_reich" in Sachsen. Dabei arbeiteten die Dresdner Forscher mit drei Museen zusammen: den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, den Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur sowie der "terra mineralia" in Freiberg. Insgesamt 51 Freiwilligen-Paare bestehend aus einer demenzkranken Person und einem betreuenden Angehörigen machten mit. Sie wurden in zwei Gruppen unterteilt, eine mit und eine ohne "demenzsensible Museumsführungen".
Museumsbesuche auf Rezept bald auch in Deutschland?
Die Ergebnisse waren noch deutlicher, als die Dresdner Forscher von vornherein erwartet hatten. Wächter und Vogt sagten: "Die Ziele, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu erhöhen und die seelische Gesundheit zu verbessern, haben wir durch die Museumsbesuche erreicht." Die Kunstwerke hätten es den Demenzkranken ermöglicht, an individuelle Erfahrungs- und Erinnerungswelten anzuknüpfen und so ins Gespräch zu kommen. "Unsere Empfehlung ist daher ganz klar, Museumsbesuche in die Regelversorgung zu übernehmen." Das mag ungewöhnlich klingen, gibt Karen Voigt zu: "Eine Jahreskarte fürs Museum ist insbesondere mit Blick auf die Linderung depressiver Symptome bei Menschen mit Demenz offenbar jedoch deutlich wirksamer als Medikamente. Diese sind teuer, helfen aber laut aktuellen Studien Betroffenen nicht, ihre Lebensqualität zu verbessern."
In Großbritannien habe man mit Museumsbesuchen auf Rezept schon gute Erfahrungen gemacht, betonen die Forscher. Dort habe man für jedes so ausgegebene Pfund auf Medikamentenseite 2,75 Pfund gespart. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, unterstreicht die Bedeutung von präventiven Maßnahmen: "Angesichts hoher Kosten im Gesundheitswesen muss in Deutschland dringend mehr in Prävention und Gesundheitsförderung investiert werden. Als Hochschulmedizin Dresden können wir mit evidenzbasierten Untersuchungen einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Das Projekt 'Erinnerungs_reich' zeigt, welchen großen Nutzen präventive Maßnahmen haben können."
Etwa 80 Prozent der knapp zwei Millionen an Demenz Erkrankten in Deutschland werden zu Hause gepflegt. Da es derzeit keine Aussicht auf Heilung gibt, steht bei der Behandlung die Minderung von psychischen und somatischen Belastungen, die mit der Krankheit einhergehen, im Mittelpunkt.
(rr, pm)
Dieses Thema im Programm: Das Erste | Mittagsmagazin | 07. März 2025 | 13:23 Uhr
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